Kunststoffschaltschränke für raue und anspruchsvolle Umgebungen
Leicht, einfach zu bearbeiten und wartungsarm
Fibox präsentiert eine neue Gehäusegeneration, die kostenneutral gegenüber herkömmlichen Schaltschränken aus Stahlblech ist. Das Arca-IEC-System aus glasfaserverstärktem Polycarbonat punktet mit einer langen Nutzungsdauer, minimalem Wartungsbedarf, einfacher Bearbeitung, geringem Gewicht sowie guter mechanischer und chemischer Resistenz. Deutschland-Geschäftsführer Hans-Martin Reimler stellt die Produktreihe im Gespräch vor und erklärt die Materialvorteile im Vergleich zu Stahlblech und auch anderen Kunststoffen.
Herr Reimler, mit Ihren Kunststoffschaltschränken sind Sie nicht erst seit gestern auf dem Markt und sind auch nicht der einzige Anbieter. Und doch rollen Sie die Frage Blech oder Kunststoff in Ihrer jüngsten Kampagne jetzt noch einmal ganz neu auf.
Hans-Martin Reimler: Stimmt, die ersten Gehäuse aus Polycarbonat für die Elektrotechnik wurden 1966 hergestellt, und zwar durch Fibox, auch wenn wir damals noch zu Fiskars gehörten. Obwohl seitdem schon fast ein halbes Jahrhundert vergangen ist, sind Vorurteile gegen Kunststoff als Schaltschrankmaterial noch weitverbreitet. Womöglich liegt das an der Vielfältigkeit der alltäglichen Anwendungszwecke: Wenn man einen Joghurtbecher in der Hand hält, kann man sich vielleicht keinen robusten Kunststoffschaltschrank vorstellen. Eigentlich sollte man aber angesichts von Spielzeugautos, DVDs und Motorradhelmen merken, dass die Eigenschaften von Kunststoffen je nach Zusammensetzung sehr stark variieren und sich durch die richtige Verarbeitung und Formung auch noch weiter dem Zweck anpassen lassen. Mit den Rezepturen, die wir einsetzen, sind die Gehäuse herkömmlichen Blechschaltschränken in Bezug auf Stabilität, UV-Beständigkeit und chemische Beständigkeit ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen - denken Sie nur an die Korrosionsfestigkeit.
Wettbewerber bieten z.B. Polystyrol-Schränke. Sie haben mehrere verschiedene Kunststoffe im Angebot. Warum setzen Sie bei Arca IEC auf Polycarbonat?
Reimler: Je nach Anwendungszweck und Größe bieten sich ganz unterschiedliche Materialien an, die sich durch eine unterschiedliche Leistungsfähigkeit auszeichnen. Bei anderen Anbietern sind höchstens die Sichtscheiben aus Polycarbonat ausgeführt, weil sich damit besonders klare und bruch- sowie kratzfeste Fenster herstellen lassen. Das Material eignet sich außerdem auch für einen herausragend großen Temperaturbereich und weist eine gute Chemikalienbeständigkeit auf. Für unsere Zwecke, einen hochbelastbaren Allrounder für drinnen und draußen zu entwickeln, ist es darum ideal.
Was spricht für die PolycarbonatGehäuse im Vergleich zu Stahlblech?
Reimler: Sie bringen große Zeitersparnisse mit. Zum einen wiegen Arca-IEC-Schaltschränke je nach Größe bis zu 50 Prozent weniger als gleichgroße Blechgehäuse. Sie sind entsprechend bequem zu handhaben, und das erleichtert sowohl den Transport als auch die Installation. Die Bearbeitung ist außerdem extrem einfach: Für Kabeldurchführungen oder zur Anbringung von Schaltern und Ähnlichem kann man Durchbrüche dreimal so schnell herstellen wie bei Stahlblech. Das erhöht die Produktivität enorm. Darüber hinaus erfordert ein Schaltschrank aus Polycarbonat kaum Wartungsaufwand. Das Problem von Blechgehäusen, dass der Korrosionsschutz beeinträchtigt wird oder nachgearbeitet werden muss, tritt gar nicht erst auf. Zudem entfällt die bei Blechgehäusen nötige Erdung. Arca-IEC-Gehäuse sind berührungssicher. Sie sind für eine Nennstromstärke von 630A und eine Nennisolationsspannung von 1.500V DC ausgelegt. Insgesamt ergeben sich bei Einkauf, Installation und Wartung große Ersparnisse gegenüber den herkömmlichen Schaltschränken aus Stahlblech.
Für Außenanwendungen wird man aber weiter immer einen soliden Stahlblechschrank wählen, oder meinen Sie nicht?
Reimler: Warum sollte man? Allein schon die Unempfindlichkeit gegenüber Korrosion ist ein starkes Argument für Kunststoff. Korrosionsschutzbeschichtungen an Metallgehäusen nehmen sehr leicht Schaden. Man muss dann schnell tätig werden, um Folgekosten zu vermeiden. Dieser gesamte Aufwand entfällt mit der Entscheidung für Kunststoff. Und nicht nur Kratzer beeinträchtigen die Performance von Blechschaltschränken. Hagel beispielsweise kann Dellen verursachen, die das Gehäuse verziehen, sodass die Tür nicht mehr dicht schließt. Unsere Arca-IEC-Gehäuse sind dagegen bis IK10 schlagfest und behalten die Schutzart IP66 auch bei starker mechanischer Belastung bei. Bei Bedarf integrieren wir Lüfter und Kühlaggregate. Auch UV-Beständigkeit ist mit Polycarbonat gewährleistet. Das Material hat eine lange Lebensdauer, ohne spröde zu werden. Diese Polycarbonat-Schaltschränke sind also uneingeschränkt für Einsätze im Außenbereich geeignet. Es gibt nur eine Beschränkung, und das ist die Größe. Wir können die hohe Schlagfestigkeit derzeit bis 800mm Schrankgröße gewährleisten. Klassische Anreihschränke dürfte es also auch weiter aus Stahlblech geben.
Wenn ich rekapituliere: Sie bauen auf Ihren bestehenden Serien auf und können jetzt einen wettbewerbsfähigen Preis gegenüber Standard-Blechschaltschränken anbieten - durch konsequenten Minimalismus, oder wie?
Reimler: Das Preismodell haben wir durch die Optimierung der Materialrezeptur und moderne Fertigungstechnologien erreicht. Es kann aber nicht die Rede davon sein, dass wir irgendwo Abstriche gemacht hätten. Im Gegenteil, jedes Detail an der Konstruktion ist für maximalen Installations- und Handhabungskomfort optimiert. Viele der Features sind Innovationen, die wir aktuell patentieren lassen.
Haben Sie dafür ein Beispiel?
Reimler: Wir haben ein cleveres, zeitsparendes Installationskonzept entwickelt. Zum Arca-IEC-System gehört ein Montagerahmen mit Hutschienen, auf denen alle Elektro- und Elektronikkomponenten außerhalb des Schaltschranks montiert und verdrahtet werden können. Die komplette Installation wird anschließend einfach in das Gehäuse geschoben und dort verschraubt. Das ist die weitaus schnellste und ergonomischste Lösung, die aktuell im Markt verfügbar ist. Speziell in der Serienfertigung summieren sich die Kostenersparnisse. Alternativ lassen sich Montageplatten im Gehäuseunterteil und an der Türinnenseite anbringen. Dafür gibt es selbstschneidende Schrauben und spezielle Montagedome an allen Innenseiten sowie der Tür. Hervorheben möchte ich auch noch den Zugriffsschutz. Man hat ja oft verschiedene Nutzergruppen, die teils nur den Status ablesen oder einen Schalter betätigen, aber nicht unbedingt auf die Installation zugreifen müssen. Dafür können die Bedienelemente natürlich in die Schaltschranktür integriert werden. Speziell für harsche Umgebungen bieten wir aber auch eine Innentür, die sich einfach durch Einrasten in Sekundenschnelle installieren lässt. Damit nur autorisierte Personen auf die Installation dahinter zugreifen können, kann die Innentür mit einem Sicherheitsschloss verschlossen werden. Entnehmen lässt sich die Baugruppe ausschließlich bei geöffneter Innentür.
Zur neuen Produktfamilie
Schaltschränke der Baureihe Arca IEC aus robustem glasfaserverstärktem Polycarbonat mit eingeschäumter PUR-Dichtung widerstehen Temperaturen von -40 bis +80°C dauerhaft. Die Baureihe umfasst 14 Baugrößen von 200 x 300 x 150mm bis 800 x 600 x 300mm. Die Türen öffnen mit einem weiten Winkel von 120° und vereinfachen so die Bestückung. Sie sind standardmäßig mit Vorreibern, die mit Doppelbartschlüssel betätigt werden, versehen. Alternativ kann ein Schwenkhebelgriff gewählt werden - eine 3-Punkt-Verriegelung gewährleistet, dass der Deckel beim Schließvorgang eine mittige Position einnimmt. Auch ein Vorhängeschloss lässt sich anbringen. Die Installation lässt sich mit einer abschließbaren Innentür, wahlweise mit Sicherheitsschloss, schützen. Das Zubehörprogramm umfasst diverse Wandbefestigungslaschen für jeden Bedarf sowie Montagesets für eine schnelle und bequeme Mastbefestigung. Der Anbieter liefert die Schaltschränke auf Wunsch fertig bestückt.
Fibox präsentiert eine neue Gehäusegeneration, die kostenneutral gegenüber herkömmlichen Schaltschränken aus Stahlblech ist. Das Arca-IEC-System aus glasfaserverstärktem Polycarbonat punktet mit einer langen Nutzungsdauer, minimalem Wartungsbedarf, einfacher Bearbeitung, geringem Gewicht sowie guter mechanischer und chemischer Resistenz. Deutschland-Geschäftsführer Hans-Martin Reimler stellt die Produktreihe im Gespräch vor und erklärt die Materialvorteile im Vergleich zu Stahlblech und auch anderen Kunststoffen.
Herr Reimler, mit Ihren Kunststoffschaltschränken sind Sie nicht erst seit gestern auf dem Markt und sind auch nicht der einzige Anbieter. Und doch rollen Sie die Frage Blech oder Kunststoff in Ihrer jüngsten Kampagne jetzt noch einmal ganz neu auf.
FIBOX GmbH
Dieser Artikel erschien in SCHALTSCHRANKBAU 2 2016 - 14.04.16.Für weitere Artikel besuchen Sie www.schaltschrankbau-magazin.de