Menschen in der digitalen Fabrik
'Appisierung' von Software für die Produktion
Die Umweltbedingungen in der Produktion und insbesondere die Einsatzbedingungen für die eingesetzte Software werden sich mit der fortschreitenden Definition und Umsetzung der Konzepte im Zusammenhang mit dem Zukunftsprojekt 'Industrie 4.0' massiv verändern. Die angestrebte Flexibilität der Produktionssysteme in der Fabrik der Zukunft hat auch Auswirkungen auf die Nutzungskonzepte produktionsnaher Anwendungen. Neue und mobile Devices ziehen in die Unternehmen ein. Das öffnet Spielraum für andere Interaktionsmöglichkeiten mit der Software selbst, aber auch mit Menschen und Maschinen.
Begrenzte Bildschirmgrößen mobiler Geräte und der Wunsch nach einer größeren Effizienz bei der Nutzung der Software erfordern reduzierte Inhalte, die zur Lösung der gestellten Aufgaben notwendig sind. Die zielgerichtete Präsentation von Informationen und Daten hängt dabei von mehreren Faktoren ab: der Rolle des Menschen im Prozess und der Organisation, den gegebenen Hilfsmitteln und Werkzeugen, der zum aktuellen Zeitpunkt gestellten Aufgabe, dem Standort und nicht zuletzt vom sozialen Umfeld. Gerade die sozialen Aspekte werden eine immer größere Rolle spielen. Die Förderung der menschlichen Zusammenarbeit im Produktionsprozess und das Teilen von Wissen zum bewältigen von Aufgaben kann eine massive Steigerung der Effizienz mit sich bringen.
'Appisierung' von Business-IT
Bei der Umsetzung solcher Strategien kann mittlerweile auf die umfangreichen Erfahrungen bei der Benutzung von Smartphones oder Tablets zurückgegriffen werden. Insbesondere die Usability von Anwendungen für Endverbraucher muss auf industrielle Anwendungen übertragen werden. Eine wesentliche Eigenschaft dieser Anwendungen ist die strikte Fokussierung auf die Lösung abgegrenzter Aufgabenstellungen. Die kleinen Programme nutzen gegebene Komponenten des jeweiligen Ecosystems aus Vernetzung, Betriebssystem und den Standardanwendungen. Es werden nur wenige Funktionen - oder sogar nur genau eine - angeboten. Diese Spezialisierung von Anwendungen kann die zielgerichtete, auf die aktuelle Rolle des Menschen im Prozess abgestimmte Informationsbereitstellung und Aktivität unterstützen. Es wird darauf ankommen, die Funktionsbereiche zu identifizieren, die zum einen besonders geeignet sind und zum anderen Mehrwert durch die Nutzung generieren. Einen weiteren Ansatz liefert die steigende Mobilisierung der Geschäftsprozesse. Die Integration des Außendienstes in die unternehmensweiten Geschäftsprozesse verspricht einen enormen Effizienzgewinn. So kann beispielsweise der Außendienst durch die Bereitstellung von Apps für Service oder Vertrieb nahtlos in die Unternehmensprozesse integriert werden. Viele monolithische Anwendungen müssen dafür aufgebrochen werden und einfacher zu bedienen sein. Serviceorientierte Architekturen der zugrunde liegenden Softwaresysteme unterstützen in einem ersten Schritt den Prozess der Zerlegung der großen Anwendungen am Frontend oder Mensch-Maschine-Interface in kleinere und gut bedienbare Apps. Die Gesamtfunktionalität geht dabei nicht verloren, sondern wird in kleineren Stücken präsentiert und ist leichter konsumierbar. Die Integration der Funktionen, Prozesse und Daten erfolgt nach wie vor im Backend. So lässt sich die Integrität der gesamten Anwendungslandschaft absichern. Neben der einfacheren Systembedienung lässt sich so auch der wachsenden Forderung nach Mobilität Rechnung tragen. Die Software kann am Ort des Geschehens benutzt werden. Daten können ohne Zeitversatz erzeugt werden und stehen ad-hoc zur Verfügung. Zudem bieten Smartphones und Tablets viele Funktionen zur Automatisierung von Abläufen. Das können die Anmeldung an eine Maschine oder die Ortsbestimmung von sich selbst und von Maschinen sein, aber auch die Erfassung etwa von Betriebsparametern per Bluetooth. Mittels Informationen dieser Art lassen sich Software und kleine Apps häufig noch einfacher einsetzen.
Fazit und Ausblick
Um den Weg zu solchen Systemumgebungen zu ebnen, müssen sich aufgabenorientierte User-Interfaces effizienter gestalten lassen, als es heute meist möglich ist. Der vermeintliche Widerspruch zwischen Individual- und Standardsoftware muss aufgelöst werden. IT-Lösungen in Fertigungsunternehmen sind Assistenzsysteme und sollten den Anwendern als Tutor zur Seite stehen. Mit zugeschnittenen Apps lassen sich komplexe Funktionen vereinfachen. Das Ziel muss sein, mehr Menschen dabei zu helfen, IT-Systeme angemessen, fehlerfrei und sicher zu bedienen. Die vielerorts fortschreitende Standardisierung der Funktionen und Prozesse hin zu Diensten wird es künftig erlauben, mehr Lösungen miteinander zu kombinieren und neue Anwendungslandschaften zu schaffen. Diese serviceorientierten Architekturen sind ein wichtiger Schritt zum Internet der Dinge und Dienste. Dieser Prozess wird klassische Softwaresysteme, Maschinen und intelligente Produkten betreffen. Die Kombination von Komponenten kann Mehrwerte liefern und neue Geschäftsmodelle ermöglichen. Die Kommunikation der Menschen, Maschinen, Softwaresysteme und intelligenten Produkte erfolgt dann vielleicht durch spezialisierte Apps - mit oder ohne Human-User Interface. n @WK Autorenangaben links:
Die Umweltbedingungen in der Produktion und insbesondere die Einsatzbedingungen für die eingesetzte Software werden sich mit der fortschreitenden Definition und Umsetzung der Konzepte im Zusammenhang mit dem Zukunftsprojekt 'Industrie 4.0' massiv verändern. Die angestrebte Flexibilität der Produktionssysteme in der Fabrik der Zukunft hat auch Auswirkungen auf die Nutzungskonzepte produktionsnaher Anwendungen. Neue und mobile Devices ziehen in die Unternehmen ein. Das öffnet Spielraum für andere Interaktionsmöglichkeiten mit der Software selbst, aber auch mit Menschen und Maschinen.
Begrenzte Bildschirmgrößen mobiler Geräte und der Wunsch nach einer größeren Effizienz bei der Nutzung der Software erfordern reduzierte Inhalte, die zur Lösung der gestellten Aufgaben notwendig sind. Die zielgerichtete Präsentation von Informationen und Daten hängt dabei von mehreren Faktoren ab: der Rolle des Menschen im Prozess und der Organisation, den gegebenen Hilfsmitteln und Werkzeugen, der zum aktuellen Zeitpunkt gestellten Aufgabe, dem Standort und nicht zuletzt vom sozialen Umfeld. Gerade die sozialen Aspekte werden eine immer größere Rolle spielen. Die Förderung der menschlichen Zusammenarbeit im Produktionsprozess und das Teilen von Wissen zum bewältigen von Aufgaben kann eine massive Steigerung der Effizienz mit sich bringen.
PSI Automotive & Industry GmbH
Dieser Artikel erschien in IT&PRODUCTION ERP WK 2015 - 10.12.15.Für weitere Artikel besuchen Sie www.it-production.com