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Interview mit Prof. Dr. Jörg Wollert

"Security wird zur Schlüsseldisziplin"

Die großen Schlagworte von Industrie 4.0 wie Big Data oder IoT sind also noch gar nicht ohne weiteres umsetzbar?

Wollert: Wirklich bis zum Ende gedacht setzt die Nutzung verschiedener produktionsrelevanter Daten einen Big-Data-Ansatz voraus. Soweit sind viele Unternehmen jedoch noch gar nicht. Vielfach werden Daten aus gutem Grund lokal gehalten. Schließlich sagen Produktionsdaten auch etwas über die Leistungsfähigkeit von Maschinen, Infrastrukturen, Einheiten aber auch Menschen aus. Hier sind viele Fragen noch nicht beantwortet, explizit solche mit sozialer Indikation. Zusammenfassend kann man darum feststellen, dass die hohe Vernetzung von allen Bereichen der Produktion - angefangen vom Engineering, über die Produktion bis hin zur Lifecycle-Verwaltung - extrem anspruchsvoll ist. Sicherheit spielt dabei auf allen Ebenen eine entscheidende Rolle. Security wird zu einer Schlüsseldisziplin der Automatisierungstechnik für jegliche Industrie-4.0-Ansätze. Dies im Hinterkopf, lässt sich die Frage nach den größten Herausforderungen ganz einfach beantworten: Man muss lernen die neue Komplexität zu beherrschen. Es muss ein auf das jeweilige Schutzbedürfnis anzupassendes Sicherheitslevel realisiert werden. Zudem müssen die Mitarbeiter Security leben lernen - also Schutzziele verinnerlichen und intrinsisch umsetzen.

Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang bestehende Paradigmen wie Defense in Depth?

Wollert: Defense in Depth ist ein stark gepushter Begriff. Seit der IEC62443 und ISA99 ist jedem klar, dass alle Beteiligten für Sicherheit sorgen müssen. In der Norm werden die Rollen des Herstellers, Integrators und Betreibers genannt - alle müssen ihre Hausaufgaben machen. Darüber hinaus werden im Rahmen von Defense in Depth domänenbasierte Ansätze angesprochen, mit denen eine Zuordnung von Schutzdomänen gemeint ist. Hierbei unterscheidet die Norm Low-, Medium- und High-Impact-Informationssysteme. Kann ein großer Schaden angerichtet werden, ist ein höherer Schutz notwendig - das ist logisch. Was dieser Ansatz ganz deutlich zeigt: dass ohne Risiko-Assessment und Risiko-Bewertung überhaupt kein sinnvolles Schutzziel definiert werden kann. Er macht auch deutlich, dass man Sicherheitsfragen allein durch den Zukauf von elektronischen Geräten nicht lösen kann. Security kann nur per Design erreicht werden - und dafür ist Defense in Depth eine Voraussetzung. Schlussendlich muss das gesamte System bewertet werden, inklusive aller Außengrenzen und Schnittstellen zu Fremdsystemen. Das kann nur durch eine strategische Aufbereitung erreicht werden.

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Dieser Artikel erschien in SPS-MAGAZIN 3 2017 - 03.03.17.
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