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Herstellerunabhängige, standardisierte Schnittstellen in der Produktion

Manufacturing Execution-Systeme erfassen in der Fertigung Maschinen- und Betriebsdaten, regeln die Qualität oder helfen, Produkte und Zwischenerzeugnisse während des Lebenszyklus zu verfolgen. Wichtigster Nutzen ist es, Fertigung und Montage einer Fabrik transparent zu machen, günstiger zu produzieren, höhere Qualität zu erzeugen oder schneller zu liefern. Dieser Nutzen entsteht allerdings erst dann, wenn ein großer Teil der Fertigungseinrichtungen mit dem MES verbunden ist.

Parallel zur Fertigungswelt und getrieben durch große IKT-Anbieter entstehen derzeit verschiedene Plattformen für das Industrielle Internet der Dinge. Mit ihnen soll es möglich sein, Daten aus der Fertigung zu sammeln, auszuwerten und mit Hilfe von Algorithmen letztlich die Verfügbarkeit von Maschine und Anlagen zu verbessern. Trotz großer Leistungsfähigkeit in der Verarbeitung der Daten leiden viele dieser Plattformen daran, dass der Zugang zu Daten aus Maschinen und Produktionsanlagen schwierig ist.

Selbstbeschreibung von Maschinen und Anlagen

Genau hier beginnt die Herausforderung: Die angestrebte internetbasierte Vernetzung in der Industrie 4.0 erfordert, dass Maschinen und ihre Komponenten als Datenquellen eine maschinenlesbare Selbstbeschreibung mitbringen, die den Inhalt der Daten beschreibt, die eine Maschine bereitstellen kann - eine Art Maschinentreiber. Diese Treiber sind zwingend erforderlich, wenn Maschinen und Anlagen miteinander vernetzt oder an ein überlagertes SCADA-, Leit- oder MES-System angeschlossen werden. Gibt es, wie heute, diese Maschinentreiber kaum, muss sich der Betreiber oder Systemintegrator mit der sprichwörtlichen babylonischen Sprachvielfalt seiner Maschinen und Anlagen plagen. Die Herausforderung, verkettete Maschinen und Anlagen mit einem übergeordneten IT-System zu verbinden, ist oben bereits skizziert: Heute erfolgt diese Konfiguration des IT-Systems zum großen Teil manuell. Die Gründe dafür liegen darin, dass heute Produktionsprozesse und -anlagen in vielen Unternehmen ausgeschrieben und von spezialisierten Anlagenherstellern zugekauft werden. Der Maschinen- und Anlagenbau ist mittelständisch geprägt, sodass Produktionsbetriebe ihre Anlagen von diversen Lieferanten erhalten. Dementsprechend sind die Anlagen heterogen ausgestattet: Mit unterschiedlichen Steuerungen, diversen Kommunikationsprotokollen und/oder Feldbussystemen et cetera. Ein Plug-and-play mit automatischen Konfigurationsverfahren wie beispielsweise in der Unterhaltungselektronik oder der PC-Welt mit USB-Anschlüssen existiert nicht. Die Verbindung zwischen Anlagensteuerung und überlagertem IT-System ist weitgehend starr und anlagenspezifisch konfiguriert. Daraus resultiert ein hoher Konfigurationsaufwand bei der Erstinbetriebnahme und bei jeder Anpassung der Produktionsanlage an neue Randbedingungen. Die Schwierigkeit für mittelständische Hersteller von Maschinen liegt darin, dass sie sich zunehmend an die Vorgaben ihrer Kunden zum Thema 'MES-Anbindung' anpassen müssen; eine eigene Standardisierung der Bezeichnungen der MES-bezogenen Signale ist daher nur dann sinnvoll, wenn das MES sich aus einem 'sprechenden' Datenhaushalt bedienen kann, das heißt wenn die Bedeutung einzelner Datenpunkte allgemein verständlich und maschinenlesbar beschrieben ist.

Zwei Anwendungsfälle der Selbstbeschreibung sind zu unterscheiden:

1. Im Entwicklungsprozess der Maschine wird im Zuge des Engineering-Prozesses eine Selbstbeschreibung in Form eines Modelles erstellt.

2. Für eine bereits installierte Maschine soll nachträglich eine Selbstbeschreibung erstellt werden, und zwar auf Basis der Datenpunkte, die bereits in der Maschine existieren. Dies ist der schwierigere Fall.

Nach VDI5600-3 [2] bezeichnet ein Datenpunkt allgemein die zu übermittelnden Daten zwischen Maschine und der 'Außenwelt' einschließlich "eindeutigem Bezeichner, Bedeutung, mögliche Synonyme, das Datenformat sowie die Angabe, ob es sich um mandatorische oder optionale Inhalte handelt". Auch Schnittstellen und Zugriffsrechte sind Teil der Beschreibung.

Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik

Dieser Artikel erschien in MES Wissen Kompakt 2017 - 07.04.17.
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