Obo Interview
Obo Bettermann, Industrieunternehmen für Elektroinstallationstechnik, hat Anfang des Jahres seinen Deutschlandvertrieb neu organisiert. Zum 1. Januar 2017 ist die Organisationseinheit Vertrieb Deutschland in die neu gegründete Obo Bettermann Vertrieb Deutschland GmbH & Co. KG ausgegliedert worden. GEBÄUDEDIGITAL sprach mit Geschäftsführer Andreas Bettermann und Thomas Hillebrand, Vertriebsleiter Deutschland, über diese Neustrukturierung. Weitere Themen des Gesprächs sind u.a. Digitalisierung, Qualitätssicherung, Internationalisierung, Normungsarbeit und Elektromobilität.
Das neue Obo-Motto heißt 'Building Connections'. Wofür steht dieses Leitmotiv und warum passt dieser Slogan so gut zu Ihrem Unternehmen?
Bettermann: Wir haben nach der Übernahme des Unternehmens Albert Ackermann und der Marke Dahl Kanal angefangen mit 'Think Connected - Think Orange'. Damals wollten wir uns mit diesen Marken verbinden und alles Orange darstellen. Das 'Think Orange' ist dann weggefallen und wir hatten immer mehr Mitarbeiter, die gesagt haben, 'Think Connected' - das kann auch ein Telekommunikations-Unternehmen sein. In Frankreich gibt es ein Unternehmen, das einen ähnlichen Slogan verwendet. Hier musste also eine Adaptation stattfinden. 'Building connections' passt im doppelten Wortsinn: Obo baut gemeinsam an Gebäuden im Sinne der Elektrotechnik und Partnerschaft mit Kunden wie Mitarbeitern. Nach der Übernahme des Unternehmens Trench Ltd. in England haben wir auch eine ganze Reihe Native-Speaker. Hier konnten wir prüfen, ob diese doppelte Sinnbedeutung auch im Englischen funktioniert. Dies war der Fall und so haben wir uns für den neuen Slogan entschieden.
Was bedeutet eigentlich das 'Obo' bei Obo Bettermann?
Bettermann: Die Abkürzung steht für "Ohne Bohren" und stammt aus den 1950er Jahren, als wir ein Befestigungssystem erfunden haben, das die Installation von Elektroinfrastruktur ermöglichte, ohne dass der Handwerker zum Bohrer greifen musste. Das war ein Patent meines Urgroßvaters. Der frühere Name des Unternehmens war Franz Bettermann Lendringsen bzw. FBL und wurde dann nach dem Zweiten Weltkrieg umbenannt. Eines der beliebtesten Produkte der frühen Jahre war eben der Obo-Dübel, der durch seine besondere Konstruktion direkt - ohne Bohren - in die Wand geschlagen werden konnte. Mein Urgroßvater wollte sowohl den Markenbegriff des Obo-Dübels wie auch den der Franz Bettermann Lendringsen schützen. Dies war wohl sehr teuer und der damalige Anwalt gab den Rat das Unternehmen einfach Obo Bettermann zu nennen. So sei sowohl ein Produktbezug vorhanden als auch der Unternehmensname geschützt. Der Name kommt also aus der Technik und ist ein wenig der Sparsamkeit geschuldet.
Zu Beginn des Jahres wechselte der Vertrieb Deutschland seinen Standort und zog von Menden nach Iserlohn-Sümmern um. Der Umzug war Teil einer größeren Umstrukturierung des Vertriebs. Was hat sich genau geändert und welche Vorteile ergeben sich durch diese Neuordnung?
Hillebrand: Durch die räumliche Nähe hatten wir den Vorteil, dass wir in Iserlohn-Sümmern eine gut erhaltene Bestandsimmobilie mit zusätzlichen 10.000m2 Lager und 2.000m2 Bürofläche erwerben konnten. Zum 1. Januar 2017 ist die Organisationseinheit Vertrieb Deutschland in die neu gegründete Obo Bettermann Vertrieb Deutschland GmbH & Co. KG ausgegliedert worden. Das komplette Vertriebsteam, das bisher im benachbarten Menden seinen Arbeitsplatz hatte, ist nach Iserlohn-Sümmern umgezogen. Gerade im Bereich der Logistik reichten die Kapazitäten für unsere Vertriebsaktivitäten nicht mehr aus. Der neue Standort ist ideal für schnellere Arbeitsprozesse. Durch die Neuorganisation konnten wir unseren leistungsstarken Service weiter ausbauen und die Kundennähe intensivieren.
Obo hat mittlerweile acht internationale Produktionsstandorte, an denen Elektroinstallationstechnik hergestellt wird und ist mit über 3.800 Mitarbeitern in mehr als 60 Ländern auf allen Kontinenten präsent. Warum ist regionale Kundennähe so wichtig?
Bettermann: Zum einen ist uns die lokale Präsenz in vielen Ländern Europas wichtig, um einfach die Kundenbedürfnisse vor Ort direkt aufnehmen zu können, und diese dann in den Produkten umzusetzen. Andererseits ist es bei einer Artikelspektrumstiefe von über 30.000 Artikeln unerlässlich, eigene Mitarbeiter vor Ort zu haben, die hier den Überblick haben. Handelsvertreter oder Alleinhändler können nur einen stark limitierten Fokus haben. Des Weiteren ist es wichtig in Ländern wie Südafrika, USA oder Indien Produktionsstätten zu eröffnen - einmal aus logistischen Gründen, aber auch, weil die Normen oder die Artikelstandards in den Ländern teilweise deutlich stärker abweichen als in unseren europäischen Nachbarländern. So können wir uns lokal dem Markt anpassen.
Wie wichtig ist Ihnen der deutsche Markt?
Hillebrand: Für Obo ist die Vorvermarktung in Deutschland sehr wichtig. Auch wenn wir längst mehr als die Hälfte unseres Umsatzes in ausländischen Märkten machen und über Werke in acht anderen Ländern verfügen, so ist Deutschland immer noch der wichtigste Einzelmarkt. Unser Erfolg und das Ansehen, das die Marke Obo bei Planern und Handwerkern hierzulande genießt, bringen uns als 'made in Germany' auch international voran.
Bettermann: Es gibt kaum ein Produkt, das nicht in Deutschland gemeinsam mit Installateuren vorher entwickelt und getestet wurde. Hier ist uns die Nähe zum Handwerk wichtig. Am Ende hat wahrscheinlich auch jedes Produkt in Südafrika einen deutschen Einfluss.
Das BET-Testcenter ist letztens 40 Jahre alt geworden. Hier werden Blitzstromprüfungen, elektromagnetische Prüfungen und Kabeltrag-Systeme-Tests durchgeführt. Welche Vorteile bringt es, bei der Entwicklung neuer Produkte ein eigenes Prüflabor im Hause zu haben?
Bettermann: Die Entwicklungsabteilung verfügt mit dem BET-Testcenter über ein eigenes Labor, das mit externen Wissenschaftlern zusammenarbeitet und entwicklungsbegleitende Prüfungen normgerecht durchführt. Dadurch haben wir einen deutlichen Zeitvorsprung. Die Enwicklungsarbeit geht schneller und wir können aktiv die Normungsarbeit begleiten. Obo bindet mit Konzepten wie dualen Studiengängen in Zusammenarbeit mit den Hochschulen gute Ingenieure schon während des Studiums.
Steht das Testcenter als Dienstleister auch anderen Unternhemen zur Verfügung? Bettermann: Ja, unsere Prüfingenieure testen auch für externe Firmen. Wir haben das früher aktiver vermarktet. Das ist in den letzten Jahren dadurch, dass wir sehr viele eigene Entwicklungen haben, etwas in den Hintergrund getreten. Aber wir haben auch noch eine ganze Reihe externer Prüfungen. Wo sehen Sie Obo in Zukunft im Hinblick auf das Produktporfolio? Wo werden hier die Schwerpunkte liegen?
Bettermann: Unser Grundphilosophie lautet: Die Aufgabe besteht darin, Strom- und Datenleitungen unter Berücksichigung hoher Qualitäts- und Sicherheitsstandards von A nach B zu bringen und so die elektrotechnische Infrastruktur sicherzustellen. Das Obo Qualitätsmanagement agiert flexibel und zeitnah entsprechend den Anforderungen und den Veränderungen des Marktes. Mit unserem Markenversprechen wollen wir in allen Produktbereichen des Unternehmens Markt- und mindestens Innovationsführer sein. Installationsgeschwindigkeit, Belastbarkeit, Design und Funktionalität sowie Sicherheit sind hierbei unsere Maxime.
Sie bieten auch Sonderlösungen an. Wie gewährleisten Sie die zeitnahe und zuverlässige Umsetzung von Spezialaufträgen? Hat die Nachfrage nach maßgeschneiderten Lösungen zugenommen?
Bettermann: Im Prinzip gab es Sonderlösungen schon immer. Was wir mittlerweile optimiert haben, ist die Abwicklung intern, um einfach noch schneller und besser reagieren zu können. Da schließt sich ein wenig der Kreis und wir kommen wieder auf das Thema zu sprechen, wie wichtig es ist, lokale Präsenz zu zeigen. Es braucht einen Mitarbeiter vor Ort, der versteht, was in diesem Projekt gewünscht wird und welche Anpassungen notwendig sind. Deshalb ist Kundennähe von solch enormer Bedeutung.
Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf den dreistufigen Vertrieb? Gefährdet der Online- und Versandhandel dieses Vertriebsmodell? Hillebrand: Wir werden neue Marktbegleiter bekommen, die branchenfremd sind. Ebenso merken wir, dass das Handwerk nicht mehr nur in Deutschland kaufen möchte, sondern sich unter Kostendruck auch andere Wege sucht. Umso wichtiger ist es für uns als Hersteller, die vorhandenen Netzwerke im Markt gemeinsam mit dem Elektrogroßhandel und dem Elektrohandwerk noch stärker zu verflechten, um die finale Kaufentscheidung des Endkunden besser beeinflussen zu können. Um Handwerk, Planer und Architekten zu betreuen, brauchen wir einen hochintensiven Außendienst. Wir wollen Obo als Topunternehmen der Elektroinstallationsbranche weiter etablieren und werden deshalb künftig noch mehr ins Marketing investieren. Unser Vertrieb soll noch erfolgreicher werden. Die organisatorischen Voraussetzungen haben wir mit der neuen Vertriebsstruktur nun geschaffen.
Bettermann: Es gibt keinen Grund am dreistufigen Vertrieb zu zweifeln. Allerdings müssen wir noch enger zusammenrücken, damit wir gemeinsam gegenüber den neuen Marktbegleitern auch konkurrenzfähig bleiben. Ein Problem ist, dass heute der Informationskanal zwischen uns Herstellern und Händlern bis hin zum Installateur nicht schlüssig ist. Das heißt, wenn ein Kunde auf unserer Homepage fündig geworden ist, hat er nicht die Möglichkeit, das Produkt direkt dem Händler zu übergeben. Das hat oft mit Bequemlichkeit zu tun. Wir kennen das aus dem privaten Bereich am Beispiel Amazon: Suchen bestellen und schon wird das Produkt geliefert. Diesbezüglich gibt es im Moment von Seiten der Elektroindustrie Bemühungen, gemeinsam mit dem Großhandel über eine standardisierte Schnittstelle eine ununterbrochene Bestellerfahrung - Seamless Customer Experience - zu realisieren. Um sicherzustellen, dass uns ein Kunde nicht irgendwo unterwegs abspringt. Es geht im Prinzip darum, dass wir diese Bequemlichkeit im Bestellprozess selber realisieren müssen. Wenn die nicht da ist, dann haben wir immer ein Einfalltor für andere, die dann dort angreifen können.
Ein Topthema in der Baubranche ist Building Information Modeling (BIM). Inwieweit gibt es diesbezüglich schon Aktivitäten bei Obo?
Bettermann: BIM ist ein spannendes Thema der Baubranche. Obo beobachtet den Markt und die Initiativen etwa von VDI, BTGA oder BMVI zum Thema BIM sehr genau. Obo ist bereits auf mehreren BIM-Plattformen wie bimobject.com oder mepcontent.eu vertreten und baut sein Angebot im Bereich der Datenbereitstellung kontinuierlich aus. Durch BIM wird die integrale Planung aller an der Planung und am Bau Beteiligten gefördert und unterstützt. Das Ziel ist eine umfassende Informationsbasis aller relevanten Informationen über sämtliche Gewerke, zentral zugänglich und über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes hinweg. Dadurch werden teure Fehler in der Ausführung bereits frühzeitig minimiert. Obo kann durch die Bereitstellung intelligenter und umfangreicher Daten die Planung unterstützen.
Ihr Unternehmen engagiert sich seit vielen Jahren in der nationalen und internationalen Normungsarbeit. Welche Vorteile bringt die Teilnahme an der Normungsarbeit und hat sich der Stellenwert von Normen in den letzten Jahren verändert?
Bettermann: Die aktive Mitarbeit ist gerade aus Perspektive des deutschen Mittelstandes sehr wichtig. Es gibt ein historisch gewachsenes Normensystem mit Normungsgremien. Wir stellen immer wieder fest, dass amerikanische oder auch europäische Großkonzerne genügend Ressourcen und Personal haben, um ihre eigenen Interessen in der Normung durchzusetzen. Es gibt ja immer noch so ein bisschen diesen Normenkampf mit den Vereinigten Staaten. Hier kommt es immer wieder zu Vorschlägen, auch in Deutschland gewisse Standards aufzuweichen. Es ist also wichtig, sich hier vertreten zu lassen. Wir sind z.B. Mitglied in der GFI - der Gesellschaft zur Förderung der Installationstechnik -, die das für mehrere Hersteller gemeinsam tut. Nur so kann man aktiv an Normen teilnehmen, Standards beeinflussen und vielleicht auch sinnentfremdeten Einlässen oder Änderungen widersprechen.
Gemäß der VDE-Richtlinien VDE 0100-443/-534 ist seit dem 1.10.2016 Überspannungsschutz in allen neu geplanten Gebäuden verpflichtend. Warum war eine Überarbeitung dieser beiden Normen so wichtig?
Hillebrand: Zunächst einmal zur Definition 'verpflichtend': Das heißt nicht, dass der Eigentümer eines Gebäudes oder ein Privathaushalt dazu verpflichtet ist, Überspannungsschutz einzubauen. Bei Neubauten ist der Handwerker und Elektroplaner heute dazu verpflichtet, es anzubieten und darüber aufzuklären. Dies muss er dokumentieren - auch, wenn der Hauseigentümer sich dagegen entscheidet. Warum ist die Norm wichtig? Elektrische Geräte und Steuerungen steigern Komfort und Sicherheit in jedem Gebäude. So werden zum Beispiel Rollladen, Verschattungssysteme oder Tore automatisch betätigt, Alarmsysteme betrieben und die komplette Klima- und Heizungssteuerung der Präsenz von Personen angepasst. Ein Verlust der Funktionsfähigkeit bis zum totalen Nutzungsausfall der Anlage verdeutlicht die Abhängigkeit von elektrischen Systemen. Überspannungen und deren Folgen können moderne Geräte und Anlagen zerstören und schlimmstenfalls Personen verletzen oder gar töten. Daher ist der Schutz vor Überspannungen unerlässlich. Aufgrund der steigenden Anzahl an gefährdeten Betriebsmitteln hat das deutsche Normungskomitee die Risikoanalyse als Entscheidungsgrundlage von Überspannungsschutzmaßnahmen gestrichen. Überspannungsschutzmaßnahmen sind nun immer da notwendig, wo es zu Auswirkungen auf Personen in Wohngebäuden, Büros oder Schulen kommt. Bei Gebäuden mit industrieller Nutzung, Gewerbe, Hotels, Büros war diese Forderung bereits schon vorher vorhanden.
Sie sind seit 2010 Vorstandsvorsitzender des ZVEI-Fachverbandes Elektroinstallationssysteme. Wo liegt im Augenblick der Schwerpunkt Ihrer Fachverbandsarbeit?
Bettermann: Für uns Hersteller gilt es, die Sichtbarkeit der Produkte und der Markenführung an das virale Digitalzeitalter anzupassen. Nur wer im Netz gesehen und wahrgenommen wird, ist als Marke erlebbar. Die Produktmarken werden und müssen sich daher auch zu Dienstleistungsmarken entwickeln. Ansonsten werden Online-Plattformen selbst zu Marken und wir Hersteller werden schlimmstenfalls zum Zulieferer von Handelsmarken. Es gibt aus meiner Sicht nur zwei Stellschrauben für uns, nicht in diese Abhängigkeitsspirale zu geraten: Erstens die Markenstärkung des Unternehmens, also die Sichtbarkeit im digitalen Markt, und zweitens den Erhalt der vertrieblichen Unabhängigkeit. Darüber hinaus gibt es viele Standardthemen: Die Light & Building mit allen ihren Prozessen, die Rohstoffentwicklung oder der Renovierungsmarkt, wozu es eine Studie gibt. Aber das mit Abstand größte Thema ist wirklich Digitalisierung.
Ursprünglich war das Ziel der Bundesregierung, dass eine Millionen Elektroautos im Jahr 2020 auf Deutschlands Straßen fahren. Die Bundeskanzlerin hat dieses Ziel soeben zurückgenommen. Was muss getan werden, um die Elektromobilität anzukurbeln?
Bettermann: Die deutsche Elektroindustrie trägt maßgeblich zur Entwicklung sicherer, effizienter und emissionsfreier Mobilität bei. Über ein Drittel des Produktionswerts eines Autos liefert schon heute die Elektroindustrie als Partner der Automobilindustrie. Bei Automobilen basieren 80 Prozent der Innovationen auf Mikroelektronik und Software. Der ZVEI und seine Mitgliedsunternehmen setzen sich dafür ein, neue Technologie marktreif zu machen. Die ZVEI-Themenplattform 'Automotive - Electronics, Infrastructure and Software' ist die Plattform für Zulieferer elektrotechnischer und elektronischer Produkte bis hin zu Energielieferanten für Elektromobilität. Sie wurde gegründet, um der deutschen Automobilindustrie die Zukunft als Innovationsführer zu sichern.
Der größte Anteil aller Ladestationen für E-Fahrzeuge wird im privaten und halböffentlichen Bereich benötigt. Gleichzeitig sind Millionen Bestandsgebäude in Deutschland elektrotechnisch überaltert. Was bedeutet das für den Aufbau der Ladeinfrastruktur und wie kann hier die Sicherheit der Hausbewohner gewährleistet werden?
Bettermann: "Vernetzte Welten" fangen in unserer Branche an. Schon bei der technischen Normung zur Einführung neuer Technologien ist das Teamwork von Industrie und Handwerk ein Erfolgsfaktor. Wer also ein E-Auto kauft, sollte mindestens darauf hingewiesen werden, dass er möglicherweise seine bestehende Hausinstallation überprüfen lassen muss. Bei konkreter Gefährdung sollte dies Pflicht werden.
Wie sehen Sie die Zukunft der Elektroinstallationsbranche? Wohin wird sich die Branche aus Ihrer Sicht entwickeln?
Bettermann: Der Systemgedanke wird meiner Meinung nach sehr deutlich ansteigen. Die Frage wird sein, wie funktioniert Elektrotechnik heute und morgen im Bereich der Digitalisierung und im Bereich der Infrastruktur, die errichtet wird. Wir erledigen heute in der klassischen Installation viele Dinge zwar nach Norm und Installationsgewohnheit, aber noch sehr überholt. Der Tunnelblick muss verlassen werden und eine gewerkeübergreifende Denkweise wird erforderlich sein. Unsere Branche wird von der Digitalisierung geprägt. Es gibt immer mehr Onlineshops in den verschiedenen Wertschöpfungsstufen. Der Umsatz im e-Business wächst deutlich. Es gibt neue Produktplayer, die vom gut strukturierten deutschen Markt profitieren wollen und meist direkt oder online ins Deutschlandgeschäft einsteigen. Manche Handwerksbetriebe setzen nicht mehr aufs Ladengeschäft, sondern gehen lieber online und beziehen ihre Ware aus unterschiedlichen Quellen. Unsere Branche muss die Instrumente der digitalen Wirtschaft anzuwenden verstehen. Die Digitalisierung macht Airbnb heute zum größten Zimmervermieter ohne eigene Zimmer, Uber zum größten Taxiunternehmen ohne Taxis und ein Kommunikationsunternehmen vielleicht bald zum größten Stromanbieter ohne eigenen Strom. Im digitalen Wettbewerb müssen Qualität, Leistung und Preis stimmen. (hsc)
Obo Bettermann, Industrieunternehmen für Elektroinstallationstechnik, hat Anfang des Jahres seinen Deutschlandvertrieb neu organisiert. Zum 1. Januar 2017 ist die Organisationseinheit Vertrieb Deutschland in die neu gegründete Obo Bettermann Vertrieb Deutschland GmbH & Co. KG ausgegliedert worden. GEBÄUDEDIGITAL sprach mit Geschäftsführer Andreas Bettermann und Thomas Hillebrand, Vertriebsleiter Deutschland, über diese Neustrukturierung. Weitere Themen des Gesprächs sind u.a. Digitalisierung, Qualitätssicherung, Internationalisierung, Normungsarbeit und Elektromobilität.
Das neue Obo-Motto heißt 'Building Connections'. Wofür steht dieses Leitmotiv und warum passt dieser Slogan so gut zu Ihrem Unternehmen?
Bettermann: Wir haben nach der Übernahme des Unternehmens Albert Ackermann und der Marke Dahl Kanal angefangen mit 'Think Connected - Think Orange'. Damals wollten wir uns mit diesen Marken verbinden und alles Orange darstellen. Das 'Think Orange' ist dann weggefallen und wir hatten immer mehr Mitarbeiter, die gesagt haben, 'Think Connected' - das kann auch ein Telekommunikations-Unternehmen sein. In Frankreich gibt es ein Unternehmen, das einen ähnlichen Slogan verwendet. Hier musste also eine Adaptation stattfinden. 'Building connections' passt im doppelten Wortsinn: Obo baut gemeinsam an Gebäuden im Sinne der Elektrotechnik und Partnerschaft mit Kunden wie Mitarbeitern. Nach der Übernahme des Unternehmens Trench Ltd. in England haben wir auch eine ganze Reihe Native-Speaker. Hier konnten wir prüfen, ob diese doppelte Sinnbedeutung auch im Englischen funktioniert. Dies war der Fall und so haben wir uns für den neuen Slogan entschieden.
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OBO Bettermann Vertrieb Deutschland GmbH & Co. KG
Dieser Artikel erschien in GEBÄUDEDIGITAL 4 2017 - 21.06.17.Für weitere Artikel besuchen Sie www.gebaeudedigital.de