Interview mit Dr. Barbara Frei, Zone President DACH bei Schneider Electric
Digitalisierung einfach gemacht
Ecostruxure heißt die Plattform für das Internet der Dinge im Konzern Schneider Electric. Über die vergangenen Jahre hinweg hat das Unternehmen durch Akquisitionen und Entwicklungsarbeiten aus vielen einzelnen Lösungen und Komponenten eine durchgängige IoT-Lösungsarchitektur geformt. Wir sprachen am Rande einer Pressekonferenz, auf der das Unternehmen die nächste Stufe von Ecostruxure zündete, mit der neuen DACH-Chefin von Schneider Electric über die Lösungsplattform für das Internet der Dinge und das, was sich sonst noch tut bei dem Lösungsanbieter für Industrie, Gebäude, Rechenzentren und Infrastruktur.
Dr. Barbara Frei ist seit dem 1. Dezember 2016 die neue Chefin von Schneider Electric Deutschland. Seit dem 1. Juli 2017 steht die sympathische Schweizerin der gesamten DACH-Region vor, die offizielle Bezeichnung lautet übrigens Zone President Deutschland, Österreich, Schweiz und Vorsitzende der Geschäftsleitung der Schneider Electric GmbH, Deutschland. "Diese Zone wurde zum 1. Juli 2017 gegründet, weil es auch vom Markt her Sinn macht", sagt Frei im Gespräch. "Es geht uns vor allem darum, unsere Kräfte in einem Markt zu bündeln, bei dem wir es mit ca. 80 Prozent deutschsprachigen Kunden zu tun haben, statt in drei Ländern individuell zu agieren."
In medias res
Als promovierte Maschinenbauingenieurin weiß Frei, wovon sie spricht und steckt technisch tief in der Materie. Das merke ich bereits bei meiner ersten Frage nach den Zielen, die sie sich für ihre Tätigkeit gesteckt hat. Hier folgen keine Erläuterungen zu Marketingstrategien, Umsatzwachstum oder Marktanteilen, vielmehr geht Frei gleich in medias res und erklärt mir die Bedeutung der Ecostruxure-Plattform für Schneider Electric und seine Kunden in den verschiedensten Branchen: "Der Schwerpunkt meiner Arbeit ist das Voranbringen der Ecostruxure-Plattform in allen Segmenten. Bei Schneider Electric sind das die Bereiche Gebäude, Rechenzentren, Industrie und Infrastruktur. Wir haben über die vergangen Jahre hinweg ein komplettes Portfolio aufgebaut und mit Ecostruxure zu einer Gesamtlösungsarchitektur zusammengebunden. Nun möchten wir dies in die entsprechenden Kanäle bringen. Mit unserer Anwendungsplattform Ecostruxure sind wir ein starker und kompetenter Partner, um für jeden unserer Kunden eine individuelle und passende Lösung zu finden."
Was ist Ecostruxure?
Doch was verbirgt sich konkret hinter Ecostruxure? Frei erklärt: "Ecostruxure ist unsere Lösung für das Zeitalter des Internets der Dinge. Sie besteht aus drei Ebenen. Die unterste Ebene sind die Connected Products, dazu gehören in der Industrie beispielsweise die Antriebe, die E/As, Schaltgeräte usw. In diesem Bereich haben wir in den vergangenen Jahren ein wirklich großes Portfolio aufgebaut und viele Innovationen geschaffen. Beispielsweise bei den Sensoren oder den Leistungsschaltern gab es hinsichtlich der Vernetzung einen gewaltigen Sprung vorwärts. Auf der mittleren Ebene, die wir Edge-Controll nennen, spielt sich das ab, was vor Ort passiert. In der Industrie sind das beispielsweise die SPSen, im Gebäude die Gebäudesteuerung usw. Am meisten investiert hat Schneider Electric in den vergangenen Monaten und Jahren aber in den Bereich, den wir mit Apps und Analytics bezeichnen", erklärt Frei. Das stelle die oberste Ebene des Ecostruxure-Ansatzes dar und ist der Teil, der heute gerne als Cloud-Services angeboten wird. Dazu gehören bei Schneider Electric z.B. Wonderware, Struxureware, Datacenter Expert, Recource Advisor oder eine Asset-Management-Lösung. Einen Punkt hebt Frei dabei deutlich hervor: "Das Besondere an Ecostruxure ist die Tatsache, dass auf der Basis von gleichen Komponenten durch den obersten Layer unterschiedliche Lösungen für den jeweilig optimalen Anwendungsfall entstehen. So haben wir für alle Anforderungen des Kunden immer eine passende Lösung."
Synergien nutzen
"Eine Stärke von Schneider Electric ist die Nutzung von Synergien in den Verkaufskanälen", ist Frei überzeugt. "So profitieren unsere Kunden davon, dass sie bei uns nicht nur die Automatisierungssysteme erhalten sondern beispielsweise auch die Komponenten für die elektrische Energieverteilung. Das ganze binden wir via Software intelligent zusammen, so dass eine individuelle und durchgängige Kundenlösung entsteht. Das macht uns sehr stark mit unserem Gesamtportfolio für den Kunden, denn wir können immer komplett aus einer Hand anbieten - das ist ein bedeutender Vorteil, den Ecostruxure nochmals unterstreicht."
Anwendungen für das IIoT - und für neue Geschäftsmodelle
"Ecostruxure ist damit die Basis für Anwendungen, wie sie für die Industrie 4.0 benötigt werden", erklärt mir Frei. "Wir haben mit Ecostruxure bereits zahlreiche Kunden dabei begleitet, die technischen Voraussetzungen für neue Geschäftsmodelle, beispielsweise im Servicegeschäft, zu schaffen. Sie kennen vielleicht das Beispiel des Auto-Waschstraßenherstellers, der auf Basis von Daten - in diesem Fall des Shampoo-Füllstandes - seinen Kunden, also den Waschstraßenbetreibern, einen attraktiven Zusatz-Service anbieten kann. Das ist einer der wesentlichen Punkte, die moderne Anwendungen ausmachen: Der OEM bekommt bei Schneider Electric die Automatisierungslösung, aber wir bieten ihm noch etwas 'on Top' mit dem er seine Wertschöpfung steigern kann. Das stärkt wiederum seine Wettbewerbsfähigkeit. Das ist ja auch einer der wesentlichen Punkte bei Industrie-4.0-Anwendungen."
Bedeutung von Ecostruxure
Und der Markt für Industrie-4.0-Anwendungen ist vielversprechend, davon geht die Deutschland-Chefin von Schneider Electric aus: "Allein für Deutschland wird ein zusätzliches Wachstumspotenzial durch Industrie 4.0 zwischen 200 und 450Mrd.e bis zum Jahr 2025 prognostiziert", erläutert sie und sagt weiter: "Viele unserer Kunden sind bereits in der digitalen Transformation oder werden diese starten. Unsere Kunden fragen uns: Wie können wir die Entwicklung hin zur Industrie 4.0 in unserer Prozesse einbringen, um noch effizienter und noch schneller am Markt zu sein? Die Antwort darauf steckt in Ecostruxure."
Ausgaben für R&D
Zu dem was Ecostruxure heute ist, haben nicht nur die Unternehmens-Akquisitionen beigetragen, vielmehr sei die Plattform auch das Ergebnis einer konsequenten Investition in Forschung und Entwicklung, erläutert Frei: "Wir geben fünf Prozent unseres Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus, vieles davon für Software und unsere sogenannten Connected Products. Vor allem aber haben wir einen starken strategischen Fokus auf Software, das sieht man auch an den Akquisitionen, die Schneider Electric in den letzten Jahren und Monaten getätigt hat. Das ist vielleicht nicht so bekannt am Markt, weil einige dieser Softwarelösungen unter anderen Brandnamen laufen, beispielsweise Wonderware. Software spielt bei Ecostruxure aber eine ganz entscheidende Rolle auf der obersten Ebene. Die Entwicklung wird sich in diese Richtung fortsetzen und in Zukunft werden wir noch viel mehr Softwareangebote für unsere Kunden bereithalten. Bei Cloudanwendungen ist Microsoft mit seiner Azure-Cloud unser Partner. Aber es wird auch Kunden geben, die möchten solche Lösungen weiterhin lieber im Haus haben. Auch das ist natürlich möglich." Für eine schnelle Umsetzung bei OEMs und Endkunden setze Schneider Electric auf Partnerunternehmen. Frei dazu: "Wir verfolgen bei der Umsetzung von Projekten und deren Betreuung einen partnerschaftlichen Ansatz und haben heute etwa 4.000 Systemintegratoren, die Lösungen auf Basis unserer Software erstellen. Heute haben wir mehr als 2.000.000 Lizenzen zu unserer Softwareplattform verkauft und sie läuft auf mehr als 100.000 (Produktions-)Standorten in der Welt. Dabei spielen Partner eine zentrale Rolle."
Offenheit
Auch die Offenheit des Systems ist Frei wichtig, denn oft gibt es bereits Teillösungen vor Ort, die man sinnvoll integrieren könne: "Nur so können Anwender Systeme unterschiedlicher Herkunft miteinander verbinden. Daher wurde bei der Entwicklung der Bestandteile von Ecostruxure konsequent auf offene Standards gesetzt."
Die Rolle der Energieeffizienz
In allen Bereichen, die Schneider Electric mit seinem Portfolio anspricht, spielt die effiziente Nutzung von Energie heute eine bedeutende Rolle, egal ob es sich um Industrie, Gebäude, Rechenzentren oder Infrastruktur handelt, erläutert mir Frei: "Energieeffizienz halte ich für eines der wichtigsten Themen der Gegenwart und der Zukunft. Wir müssen beim Energieverbrauch deutlich effizienter werden, um die Herausforderungen in der Balance mit den Klimaveränderungen zu meistern. Hier wird oft unterschätzt wie groß das Einsparpotenzial in der Industrie und in Gebäuden durch energieeffiziente Lösungen noch ist. Die Möglichkeiten werden durch die immer weiter zunehmende Konnektivität der Produkte und die stärkere Nutzung von Software weiter verbessert. Mit der ISO50001-Zertifizierung kommen neue Anforderungen auf die Unternehmen zu: Ein Prozess muss die passenden Daten in guter Qualität liefern, Daten, die dazu geeignet sind zu zeigen, wie sich die Energieffizienz entwickelt. Das führt zu einem richtigen Boost in diesen Bereichen, von dem am Ende alle profitieren werden, das Klima und die Unternehmen, denn solche Investitionen amortisieren sich häufig sehr schnell und tragen zur Wirtschaftlichkeit des Unternehmens bei."
Fazit
Ecostruxure ist nicht nur eine technische Architektur, das Plattformmodell macht auch transparent, über welche Komponenten und Fähigkeiten das Unternehmen verfügt, um Kunden bei ihrem Weg in das industrielle Internet der Dinge zu begleiten. Vielen Kunden sei dies oft nicht bewusst, so Frei. "Kein anderes Unternehmen kann seinen Kunden eine ähnlich starke Lösungsarchitektur anbieten wie Schneider Electric. Das beginnt mit einem äußerst breiten Portfolio an Komponenten und reicht über unsere Softwarelösungen bis hin zu kompetentem Service und Support in einem großen Partnernetzwerk. Selbstkritisch müsste man vielleicht sagen, dass viele gar nicht wissen, was wir alles haben und können, aber daran arbeiten wir. Ecostruxure hilft uns auch dabei." (kbn)
Ecostruxure heißt die Plattform für das Internet der Dinge im Konzern Schneider Electric. Über die vergangenen Jahre hinweg hat das Unternehmen durch Akquisitionen und Entwicklungsarbeiten aus vielen einzelnen Lösungen und Komponenten eine durchgängige IoT-Lösungsarchitektur geformt. Wir sprachen am Rande einer Pressekonferenz, auf der das Unternehmen die nächste Stufe von Ecostruxure zündete, mit der neuen DACH-Chefin von Schneider Electric über die Lösungsplattform für das Internet der Dinge und das, was sich sonst noch tut bei dem Lösungsanbieter für Industrie, Gebäude, Rechenzentren und Infrastruktur.
Dr. Barbara Frei ist seit dem 1. Dezember 2016 die neue Chefin von Schneider Electric Deutschland. Seit dem 1. Juli 2017 steht die sympathische Schweizerin der gesamten DACH-Region vor, die offizielle Bezeichnung lautet übrigens Zone President Deutschland, Österreich, Schweiz und Vorsitzende der Geschäftsleitung der Schneider Electric GmbH, Deutschland. "Diese Zone wurde zum 1. Juli 2017 gegründet, weil es auch vom Markt her Sinn macht", sagt Frei im Gespräch. "Es geht uns vor allem darum, unsere Kräfte in einem Markt zu bündeln, bei dem wir es mit ca. 80 Prozent deutschsprachigen Kunden zu tun haben, statt in drei Ländern individuell zu agieren."
In medias res
Als promovierte Maschinenbauingenieurin weiß Frei, wovon sie spricht und steckt technisch tief in der Materie. Das merke ich bereits bei meiner ersten Frage nach den Zielen, die sie sich für ihre Tätigkeit gesteckt hat. Hier folgen keine Erläuterungen zu Marketingstrategien, Umsatzwachstum oder Marktanteilen, vielmehr geht Frei gleich in medias res und erklärt mir die Bedeutung der Ecostruxure-Plattform für Schneider Electric und seine Kunden in den verschiedensten Branchen: "Der Schwerpunkt meiner Arbeit ist das Voranbringen der Ecostruxure-Plattform in allen Segmenten. Bei Schneider Electric sind das die Bereiche Gebäude, Rechenzentren, Industrie und Infrastruktur. Wir haben über die vergangen Jahre hinweg ein komplettes Portfolio aufgebaut und mit Ecostruxure zu einer Gesamtlösungsarchitektur zusammengebunden. Nun möchten wir dies in die entsprechenden Kanäle bringen. Mit unserer Anwendungsplattform Ecostruxure sind wir ein starker und kompetenter Partner, um für jeden unserer Kunden eine individuelle und passende Lösung zu finden."
Schneider Electric GmbH
Dieser Artikel erschien in SPS-MAGAZIN SPS-Special 2017 - 14.11.17.Für weitere Artikel besuchen Sie www.sps-magazin.de