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111 Jahre Gossen Metrawatt

Fokus auf sicherer Anwendung elektrischer Energie

Seit 1906 werden in Nürnberg Messgeräte nach dem jeweils neuesten Stand der Technik entwickelt und produziert. Produktentwicklungen wie Belichtungsmesser, Regler und DC-Stromversorgungen (Konstanter) sowie das erste Millivoltmeter trugen maßgeblich zum Renommee der fränkischen Pioniere Gossen und Metrawatt bei. Heute bietet Gossen Metrawatt mit seinen Schwesterunternehmen, der GMC-Instruments-Gruppe, integrale Lösungen auf zahlreichen Feldern der Mess- und Prüftechnik an. Dr. Hans-Peter Opitz, Vorsitzender der Geschäftsführung und Gesellschafter der GMC-I, berichtet über die Entwicklung des Unternehmensverbundes sowie neue Perspektiven für die Mess- und Prüftechnik im Zeitalter der Digitalisierung.

Bild: GMC-I Messtechnik GmbHBild: GMC-I Messtechnik GmbH
Auf Grundlage von 111 Jahren Know-how und Erfahrung ist Gossen Metrawatt technologieführend im Bereich der Mess- und Prüftechnik .

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Dr. Hans-Peter Opitz, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Gossen Metrawatt, mit Messtechnik aus zwei Jahrhunderten .

Herr Dr. Opitz, mit 111 Jahren Unternehmensgeschichte haben Sie in diesem Jahr ein ungewöhnliches Jubiläum gefeiert. Was gab den Ausschlag?

Hans-Peter Opitz: Ich fand, eine dreifache 1 ist ein schönes Symbol für unseren Anspruch, technologieführend zu sein. An der Spitze der Entwicklung stehen wir ja schon seit den frühesten Jahren. Der Anlass für unser Jubiläum geht auf Dr. Siegfried Guggenheimer zurück, der am 20. August 1906 gewissermaßen als Start-Up seinen Betrieb für messtechnische Geräte gründete. Guggenheimer hatte bei Konrad Röntgen in Physik promoviert. Da ihm aufgrund seiner jüdischen Religionszugehörigkeit die akademische Laufbahn versperrt war, beschloss er, sich am Anfang als Einzelunternehmer voll und ganz der Entwicklung der Messtechnik zu widmen. Neben der Gründung 1906 feiern wir aber übrigens auch eine Art Wiedergeburt aufgrund der Neuausrichtung, die wir 2005 zusammen mit einem Kapitalinvestor eingeleitet haben. Seitdem konnten wir unsere Forschung und Entwicklung intensivieren und haben in den letzten Jahren schrittweise neue Gerätegenerationen für die einzelnen Produktreihen aufgelegt. Nach dem Energiezähler EnergyMID und dem Prüfgerät Profitest-Prime kommt in Kürze auch unser neues Multimeter Metrahit IM in den Markt. Außerdem konnten wir die weitere Internationalisierung unseres Unternehmensverbundes vorantreiben. Seit 2007 zählt mit Dranetz ein US-amerikanischer Spezialist für Messgeräte für die Netzanalyse und -qualität zur GMC-Instruments-Gruppe und 2015 wurde die britische Seaward-Gruppe eingegliedert.

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Digitales TRMS-Multimeter mit antimikrobiellem Gehäuse zur Prüfung der elektrischen Sicherheit in sterilen Bereichen.

Mittlerweile gehören zehn auf Mess- und Prüftechnik spezialisierte Hersteller zur GMC-I Unternehmensgruppe. Wie verteilen sich die Kompetenzfelder?

Opitz: Mit den zur Gruppe zusammengeschlossenen Unternehmen decken wir die gesamte Prozesskette der Mess- und Prüftechnik ab. Das reicht von der detaillierten, verrechnungsfähigen Verbrauchserfassung über die Sicherheitsprüfung elektrischer Anlagen, das Energiemanagement, die Überwachung der Netzqualität und das Starkstrommonitoring bis in die Bereiche der Medizin- und Kommunikationstechnik. Dabei zeichnet uns das besonders breitgefächerte Produktportfolio mit bis zu 10.000 Gerätevarianten aus, die wir jeweils kunden- und anwendungsspezifisch adaptiert in Stückzahlen zwischen 1 und 250 fertigen. Um durchgängig hohe, einzelgeprüfte Qualität in allen Losgrößen sicherzustellen, führen wir u. a. die Bestückung der Leiterplatten selbst durch. Geprüfte Qualität und passgenaue Fertigung - das sind die Charakteristika, mit denen wir uns im Wettbewerb abheben. Zum Produktionsspektrum gehört daher auch eine voll automatisierte Kunststofffertigung, in der wir einschließlich kleiner Gehäuse alle Kunststoffkomponenten selbst herstellen. Dadurch können wir auch Spezialentwicklungen wie antimikrobielle Gehäuse für medizintechnische Testgeräte realisieren.

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Der kompakte, MID-geeichte Energiezähler EnergyMID ist jetzt auch in zwei Varianten mit Direktanschluss erhältlich.

Welche Synergieeffekte ergeben sich innerhalb der Unternehmensgruppe?

Opitz: Unsere Unternehmenskultur ähnelt der einer Familie, in der sich alle Partner wechselseitig unterstützen und jeder dem anderen mit Rat und Tat behilflich ist. Da sich die elektrotechnischen Grundlagen in allen Produktionszweigen gleichen, können wir unserer Ressourcen effektiv für gemeinsame Projektentwicklungen bündeln. Derzeit arbeiten wir an neuen Chips, die geräteübergreifend in die Schaltungen verbaut werden und treiben das Thema Energy Harvesting in der Messdatenerfassung voran. Einen weiteren wesentlichen Punkt stellt die Softwareentwicklung dar. Auf der SPS IPC Drives haben wir gerade unsere neue geräteübergreifende Prüfsoftware vorgestellt, die das Datenmanagement erheblich vereinfacht. Messwerte und Prüfsequenzen verschiedenster Geräte können unkompliziert zusammengefasst, ausgewertet und in einem Prüfprotokoll revisionssicher dokumentiert werden. Darüber hinaus befassen wir uns intensiv mit der Programmierung flexibler Firmwarelösungen. Ziel ist es, das Funktionsspektrum unserer Geräte über Updates oder Upgrades fortlaufend zu aktualisieren, indem softwareseitig neue Gerätefunktionen und Messverfahren implementiert werden können.

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Opitz mit einem Prototyp des neuen Multimeters: "Bei allem, was wir entwickeln, liegt unser Fokus stets auf der sicheren Anwendung elektrischer Energie."

Neben der elektrischen Sicherheit spielen inzwischen Energieeffizienz und Energiemanagement eine bedeutende Rolle. Wie wirkt sich das in der Produktentwicklung aus?

Opitz: Hier hat die Digitalisierung viel in Bewegung gesetzt. Bisher lag der Fokus vor allem auf Einsparpotenzialen, also der Verbrauchsminderung und Reduzierung von Lastspitzen. Mit moderner, digitaler Datenerfassung und -analyse ist aber weit mehr möglich. Auf Grundlage transparenter Last- und Verbrauchsdaten können detaillierte Nutzungsprofile und langfristige Muster für ein vorausschauendes Energiemanagement erstellt werden. Diese Daten lassen sich vielfältig einsetzen, um den Energiebezug auf Tarifstrukturen abzustimmen, schwankende Erzeugungs- und Einspeisemengen abzufedern sowie Netzauslastung und Netzqualität kontrollieren und steuern zu können. Aber natürlich setzt das unbedingt zuverlässige Messtechnik voraus. Wie eng Verbrauchsmessung und Netzqualität zusammenhängen, hat sich ja erst kürzlich im Fall fehlerhaft messender Smart Meter gezeigt. Vermeintlich preisgünstige digitale Stromzähler, die bei verzerrten Spannungskurven und Frequenzschwankungen teils drastisch überhöhte Verbrauchswerte ermitteln, kommen Stromkunden teuer zu stehen. Weil intelligente Stromzähler zur Echtzeitübermittlung der Verbrauchsdaten künftig in allen Haushalten eingesetzt werden, ist es wichtig, die Anwender für diese Problematik zu sensibilisieren und hochwertige Zählertechnik anzubieten, die auch bei schwankender Netzqualität immer die richtigen Werte misst.

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111 Jahre messtechnische Innovationen aus Nürnberg

Wo sehen Sie die größten Wachstumspotenziale?

Opitz: Überall in der Welt gibt es interessante Chancen. Während in den aufstrebenden Märkten Asiens weiter der Auf- und Ausbau der elektrischen Infrastruktur im Vordergrund steht, sind Wachstumspotenziale in unseren Kernmärkten Deutschland und Nordeuropa vor allem an technologische Innovationen wie die Digitalisierung geknüpft. Mit der Kurth Electronic haben wir einen führenden Hersteller von Prüf- und Messgeräten für Telekommunikation, Datentechnik und Elektroinstallation im Unternehmensverbund, der Produkte speziell zum Testen von xDSL- und Ethernet-Netzwerken entwickelt. Am Beispiel des Energiemanagements zeigt sich, dass Energieverteilung und Datenkommunikation immer stärker vernetzt sind, um Verbrauchs- und Messwerte zu übertragen. Allgemein führen fortschreitende Digitalisierung und Dezentralisierung zu einem erheblich steigenden Kommunikationsbedarf, der von der industriellen Produktion über die Gebäudetechnik bis zur Infrastruktur reicht. All das macht die Prüfung der elektrischen Sicherheit zugleich umfangreicher und komplexer.

Wie verbinden sich die 111-jährige Tradition Ihres Unternehmens mit frischen Perspektiven in der Messtechnik für Nachwuchskräfte?

Opitz: Bei allem, was wir entwickeln, liegt unser Fokus stets auf der sicheren Anwendung elektrischer Energie. Anwender müssen sich darauf verlassen können, dass ihre elektrischen Installationen, Anlagen und Geräte sicher sind. Davon leiten sich alle Innovationen für zukunftsfähige Mess- und Prüftechnik ab. Weil wir Messtechnik mit Leidenschaft betreiben, ist es uns ein wichtiges Anliegen, junge Menschen für dieses Thema zu begeistern und ihnen zu vermitteln, wie spannend, vielseitig und zukunftsweisend dieser Technologiebereich ist und bleibt. Im Schnitt bilden wir in der Gruppe jährlich ca. 20 Auszubildende aus und sind 2017 gerade erst als Fair Company ausgezeichnet worden. Außerdem beteiligen wir uns an Werkstattstraßen wie dem Azubi Power-Check auf der Eltefa, bieten für Studenten Praktika an und begleiten im Rahmen des dualen Studiums mit großem Interesse viele Bachelor- und Masterarbeiten.

GMC-I Messtechnik GmbH

Dieser Artikel erschien in SPS-MAGAZIN 12 2017 - 12.12.17.
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