Anzeige

"IoT ist keine technische Revolution, sondern eine Business-Revolution"

Microsoft ist auf der SPS IPC Drives (6-350) wieder mit einem eigenen Stand vertreten. Wir sprachen mit Oliver Niedung von Microsoft über diese Entscheidung, die Zukunft von Wearables im B2B-Bereich, das IoT & AI Insider Lab und natürlich Windows 10 IoT Core.

Bild: Microsoft Deutschland GmbHBild: Microsoft Deutschland GmbH

IoT Design: Herr Niedung, stellen Sie sich bitte kurz vor.

Niedung: Mein Name ist Oliver Niedung und ich bin seit 18 Jahren bei Microsoft. Ich bin innerhalb des Consumer- und Device-Sales verantwortlich für die IoT-Projekte unserer Kernpartner. Dort dreht es sich einerseits um Geräte, andererseits um die Cloud-Connectivity. Wir beschäftigen uns mit der Digitalen Transformation unserer Partner in IoT-Szenarien.

IoT: Sie kennen den Embedded-Markt seit vielen Jahre, wie hat die zunehmende Connectivity den Embedded-Markt verändert?

Niedung: Gravierend - wir merken das z.B. an einigen Sicherheitsbausteinen die wir gemacht haben und dort einen Vorsprung haben, weil wir das aus der IT kennen. Das was wir aus der IT kennen, kommt jetzt natürlich umso stärker in der OT an: Unternehmen die bisher rein Fahrstühle oder Rolltreppen angeboten haben, müssen sich jetzt vermehrt auch den Sicherheitsaspekten widmen - und da kommen wir mit unseren Lösungsansätzen ins Spiel.

IoT: Windows IoT Core kam 2015 auf den Markt, welche Anpassungen gab es seitdem?

Niedung: Das waren eine ganze Reihe. Nachlesen kann man das auf http://wwww.windowsondevices.com, einer Seite speziell für Entwickler. Dort sind alle Aktivitäten, Trainings, Github, etc. zusammengefasst. Wir haben in den letzten Releases auch IoT Core entsprechend bereichert. Das 'Creators Update' hat zum Beispiel Cortana integriert und wir haben ein Update für die neuen Raspberry Pis rausgegeben.

IoT: Warum sollten sich Entwickler von IoT-Projekten für Ihr OS entscheiden?

Niedung: Entwickler stehen generell vor der Herausforderung, mit möglichst wenig Aufwand eine möglichst stabile Lösung zu entwickeln. Wir unterstützen sowohl seitens der Cloudplattform, Microsoft Azure als auch mit der Integration in VisualStudio, eine Umgebung, in der sich viele Entwickler zuhause fühlen. Das Entwickeln des Codes ist eine Sache, eine andere ist der Einsatz passender Geräte. Wir unterstützen eine breite Geräteklasse, die durch Universal-Window-Platform (UWP)-Apps angepasst werden können. Diese Applikationen laufen auf jedem Windows 10-Gerät, ob wir von Microsoft HoloLens sprechen oder einer X-box. Ich habe immer den gleichen Code und muss nur das Verhalten auf dem jeweiligen User Interface anpassen. Wir ermöglichen eine sehr starke Integration in Entwicklungstools und auf der Entwicklungsplattform mit den UWP-Apps eine sehr breite Streuung. Win IoT Core wird regelmäßig aktualisiert, wir haben etwa in letzter Zeit bei WPA2 einige Security-Updates gebracht. Das Geschäftsmodell vieler Gerätehersteller war in der Vergangenheit, dass man mit einer Marge von drei bis vier Prozent produziert, rausgibt und quasi vergisst. Das geht in Zeiten des IoT nicht mehr - ich muss ein Gerät haben, was ich vernünftig manage und regelmäßig mit Updates versehe. In der Cloud werden die modernen PaaS- und SaaS-Dienste ohnehin automatisch aktualisiert. Darüber hinaus können zur Funktions- oder Verfügbarkeitserweiterung hyperskalierende Datenbanken und maschinelles Lernen in eine IoT-Lösung eingebunden werden.

IoT: Welchen Nutzen hat die Anbindung an die Microsoft Cloud?

Niedung: Wir haben bei Microsoft Research versucht herauszufinden, was genau ein hochsicheres IoT-System ausmacht. Dabei sind wir auf sieben Faktoren gekommen, die man auch online unter aka.ms/7properties nachlesen kann. Windows 10 IoT haben wir für eine Konnektivität speziell mit Cloud-Anbindung entwickelt. Generell unterstützt unser Betriebssystem all diese Faktoren. IoT ist keine technische Revolution, sondern eine Business-Revolution, die durch Technologie ermöglicht wird. Wir bieten all die technischen Grundlagen über das Betriebssystem mit IoT Core und unserer Cloudplattform Microsoft Azure mit den dazugehörigen Azure IoT-Diensten, um ein System hochzuziehen. Ich kann mich also sicher mit einem Gerät verbinden und kann es vor allem sicher managen, hierfür haben wir den neuen Azure IoT Device Provisioning Service. Ebenso hat man die Möglichkeit einen Digital Twin anzulegen, damit man immer weiß, in welchem Konfigurationszustand das Gerät im Feld ist. Ebenso lassen sich die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz und Cognitive Services nutzen.

IoT: Wir haben im Oktober über eine Smartwatch im B2B-Einsatz, genauer im Steigenberger Airport Hotel Frankfurt, berichtet. Dieses Wearable läuft unterWindows 10 IoT Core. Erzählen Sie bitte etwas über dieses Projekt.

Niedung: Wearables waren in der Vergangenheit meist in einer Branche zu finden: im Fitnessbereich. Dort kann der Anwender durch Wearables einen Einblick bekommen, wie fit und trainiert er ist, was auch ein Ansporn sein kann. Diese Ausrichtung war für unseren Bedarf viel zu limitiert. Was wir in Gesprächen mit unseren Partner herausgefunden haben ist, dass es auch einen sehr hohen Bedarf an B2B-Wearables gibt.

IoT: Mit welchen Herausforderungen und Aufgaben werden Weables im B2B-Bereich konfrontiert?

Niedung: Die im Steigenberger Hotel eingesetzte Smartwatch 'Smartagent' ist absolut kritisch im Hinblick auf Security, sie haben alle ein Trusted-Platform-Module (TPM) integriert, das Zertifikate in einem geschützten Bereich auf dem Gerät abspeichern kann. Dadurch ist man auch in der Lage, eine sichere Verbindung zu Cloud-Services aufzubauen. Den Teil der Daten, den ich in der Cloud nutzen oder anderen zugänglich machen will, kann ich auch entsprechend weitergeben. Außerdem bin ich in der Lage, Cognitive Services zu nutzen, wie etwa Sprachverständnis oder Emotionserkennung. Gerade im produzierenden Gewerbe und im Öl-/Gassektor muss man in der Lage sein, sofort eine Aufgabe auszuführen, ohne dass man noch diverse Knöpfe drücken muss. Das Gerät hat IP67, es kann also mit Schmutzwasser, etc. umgehen. Die Kategorie ist mit diesem Wearable also erobert, aber die Nutzungsszenarien fangen gerade erst an zu entstehen. Es ist beeindruckend auf welche Ideen unsere Partner kommen. Das Steigenberger war ein Beispiel für die erste Welle der Wearables im B2B-Bereich, in den nächsten Monaten kommen noch einige andere spannende Beispiele auf uns zu.

IoT: In einigen Tagen öffnet die SPS IPC Drives ihre Pforten und Microsoft ist das erste Mal seit Jahren wieder mit einem eigenen Stand vertreten, wie kam es zu dieser Entscheidung?

Niedung: Bis vor drei Jahren waren wir auf der SPS als eigener Aussteller. Besonders im letzten Jahr waren wir wieder verstärkt auf Partnerständen vertreten und überwältigt vom Interesse, sowohl an unseren IoT-, als auch Cloudlösungen. Ein Großteil der deutschsprachigen Projekte meines Teams ist sogar auf den letzten SPS-Messen in Nürnberg entstanden. Darum war es jetzt für uns nur konsequent und logisch, dass wir auf der Messe wieder Präsenz zeigen und als Ansprechpartner für kommende Projekte zur Verfügung stehen.

IoT: Im Frühjahr hat Microsoft das 'IoT & AI Insider Lab' in München eröffnet, was hat es damit auf sich?

Niedung: Wenn unsere Partner IoT-Lösungen entwickeln wollen, stehen sie vor einem großen Berg an Aufgaben, die erledigt werden müssen, bevor man ein Komplettsystem zum Laufen bekommt. Wenn man professionelle Ansprechpartner für die einzelnen Entwicklungsschritte eines IoT-Systems anbietet, lässt sich die Zeit zwischen der Idee bis zum fertigen System um vier bis sechs Monate verkürzen. Damit bieten wir Partnern und Kunden einen ganzheitlichen Ansatz: Von der Ideenfindung über die Entwicklung von Prototypen bis hin zur Marktreife oder spezieller Problemlösungen - das konkerete Projekt wird in jedem Stadium unterstützt. Interessenten können sich unter www.microsoftiotinsiderlabs.com informieren und bewerben.

IoT: Gewähren Sie uns einen Einblick: an was arbeiten Sie und die Kollegen gerade?

Niedung: Da wäre zum einen Azure IoT Edge. Damit können sogenannte Edge-Geräte, d.h. autonome Geräte in IoT-Netzwerken, mit Funktionen zur lokalen Filterung und Speicherung von Daten sowie künstlicher Intelligenz ausgestattet werden. Es ist also eine Gateway-Technologie, mit der ich einen Großteil der Intelligenz, die ich bisher nur in der Cloud abbilden konnte, in eine Fabrik bringen kann. So hat man vor Ort ein trainiertes KI-Modell, etwa zur Prognose eines bestimmten Gerätes. Zum anderen arbeiten wir an vorkonfigurierten Lösungen, um es z.B. Mittelständlern zu erleichtern, Clouddienste zu nutzen. Für einen leichteren Einstieg in cloudbasierte Industrie-4.0-Anwendungen hat Microsoft die auf OPC UA basierende Azure IoT Suite Connected Factory Preconfigured Solution entwickelt.

Microsoft Deutschland GmbH

Dieser Artikel erschien in www.iot-design.de 2017 - 01.12.17.
Für weitere Artikel besuchen Sie