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Zeit für einen neuen Wilberforce

Kämpfen gegen moderne Sklaverei

Nach fast 30 Jahren parlamentarischer Arbeit hatte der Brite Wilberforce sein Ziel erreicht: Sklaverei wurde im größten Teil des britischen Empires abgeschafft. Drei Tage nach der Unterzeichnung des Gesetzes starb Wilberforce. Mit Blick auf viele aktuelle Lieferketten würde sich Wilberforce im Grab herumdrehen - denn Sklaverei gibt es noch immer. Ein Kommentar von James Marland, Vice President von SAP Ariba.

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James Marland ist Vice President von SAP Ariba, einem cloudbasierten Handelsnetzwerk.

William Wilberforce, ein britischer Parlamentarier, führte Anfang der 1800er Jahre den Kampf zur Abschaffung der Sklaverei an. Mit der Unterzeichnung des Sklavenhandelsgesetzes im Jahre 1807 wurden die ersten Schritte getan. Seine harte Arbeit zahlte sich 1833 schließlich aus. Das Sklaverei-Abschaffungsgesetz löschte Sklaverei in den meisten Teilen des britischen Empire aus. Wilberforce verstarb drei Tage nach der Unterzeichnung. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass Wilberforce sich, fast 200 Jahre später, beim Gedanken an den Zustand der modernen Sklaverei in seinem Grab umdreht. Denn in den Lieferketten von Unternehmen existiert sie immer noch: Nach Angaben der International Labour Organisation gibt es heute weltweit mehr als 30 Millionen Zwangsarbeiter. Die neuesten und brisantesten Fälle wurden in fast allen Industriezweigen aufgedeckt: von Zwangsarbeitern in der kommerziellen Fischerei Neuseelands bis hin zu Kinderarbeitern in der Kakao- und Kaffeeindustrie Lateinamerikas und Afrikas. Im Jahr 2016 verabschiedete das Vereinigte Königreich den Modern Slavery Act. Dieser verpflichtet Unternehmen mit einem Umsatz von 36 Millionen Pfund Sterling dazu, jährlich Statements zum Thema Sklaverei und Menschenhandel abzugeben. Ziel soll es sein, eine höhere Transparenz über Gegenmaßnahmen, die von Unternehmen im Kampf gegen moderne Sklaverei ergriffen werden, zu schaffen. Ein Schritt in die richtige Richtung, aber es muss noch mehr getan werden. Erst kürzlich saß ich mit einer Gruppe führender CFOs zusammen, deren gesamte Kaufkraft sich auf rund zwei Billionen Dollar beläuft. Raten Sie, welches Thema ganz oben auf ihrer Agenda stand? Genau, Anti-Sklaverei. Diese Krisensituation erfordert jemanden, der sich zu einem modernen Wilberforce berufen fühlt. Diejenigen, die am ehesten in der Lage sind das zu erreichen sind die Personen der oben genannten Ausgabegruppe. Der Einkauf hingegen ist das Medium, das am besten geeignet ist um das zu erreichen.

Mit dem digitalen Geschäft

Alles, was wir heute in unserem Privatleben tun, ist digital. Von der Tischreservierung für das Abendessen, über die Organisation gesellschaftlicher Aktivitäten bis hin zur Parkplatzsuche und dem Fernsehen - wenn die Leute es nicht in einer App machen können, dann sind sie nicht interessiert. Aber viel zu viele Unternehmen haben sich noch immer nicht darauf eingestellt. Die Folge daraus sind lawinenartig anwachsende Kosten für viele Transaktionen. Amazon und Netflix sammeln in ihren Netzwerken Informationen über Benutzereinstellungen und beraten auf dieser Grundlage, welche Bücher, Produkte oder Filme gekauft oder angesehen werden könnten. Internetbasierte Unternehmensnetzwerke bieten mittlerweile auch die Möglichkeit, Empfehlungen auszusprechen und ein neues Level an Transparenz in Bezug auf die Fähigkeiten, Leistungen und sozialen Praktiken von Lieferanten herzustellen. Damit haben Unternehmen wesentlich detailliertere Möglichkeiten, den passenden Partner zu finden.

Bild: ©hadynya/istockphoto.com
Eine Software von Made in a free World hat das Ziel, das Risiko von Zwangsarbeit in einer Lieferkette erkennen zu können. Konsequent eingesetzt, können Unternehmen damit weltweit zur Chancengleichheit in den Regionen beitragen, in denen es häufig zu Zwang

Die Lieferkette verstehen

Ein wichtiger Teil des Puzzles ist die Provenienz. Wenn Sie Ihre Lieferkette nicht verstehen, besteht die reale Möglichkeit, dass Zwangsarbeit in Ihrer Lieferkette vorkommt. Dazu müssen Sie genau wissen, wer welche Dienstleistungen anbietet und wer deren Anbieter sind. Ein Unternehmen kann zum Beispiel stolz behaupten, seine Verpackungen seien ökologisch. Aber kann man, ohne zu wissen, wie die Papierfabrik in Chile ihre Vorräte beschafft und deren Prozess von oben nach unten aussieht, tatsächlich sicher sein, dass ein ökologisches Produkt entsteht? In der Vergangenheit konnten sich Unternehmen hinter dem Vorwand 'Wie hätte ich das wissen sollen?' verstecken. Aber mit den technologischen Fortschritten gilt diese Ausrede immer weniger und die internationalen Unternehmen profitieren zudem davon, Gutes zu tun. Ein großartiges Beispiel dafür ist Samasource, ein gemeinnütziges Unternehmen. Es nutzt moderne Technologie und digitale Netzwerke, um faire Arbeitspraktiken in seiner globalen Lieferkette zu fördern. Eine als Impact Sourcing bezeichnete Praxis ist dabei im Einsatz, um Menschen am unteren Ende der Supply Chain-Pyramide dabei zu helfen, sich selbst aus der Armut zu befreien. Samasource erreicht das durch das Angebot von Schulungen und der Möglichkeit, einen existenzsichernden Lohn zu verdienen und ihre Lebensqualität zu verbessern. Die Organisation verfügt über tiefgehende Informationen zu fairen Arbeitspraktiken, unter anderem in den armen Regionen Kenias, Ugandas, Indiens und Haitis. Mit Hilfe der Beschaffungstechnologie können wir gemeinsam den Wandel vorantreiben und das Leben der Menschen in diesen Ländern verbessern.

Weniger Risiko durch Software

Made In A Free World (MIAFW) hat die weltweit wohl erste Software entwickelt, mit der das Risiko von Zwangsarbeit innerhalb der Lieferketten erkannt werden kann. Die Verknüpfung von Informationen aus dem Global Slavery Directory ermöglicht es Unternehmen, Risiko-Hotspots zu lokalisieren und maßgeschneiderte Pläne zur Risikominderung zu erstellen. Die Lösung bündelt 54.000 Güter, Dienstleistungen und Waren von jedem Unternehmen, das mit dem Ariba-Netzwerk verbunden ist. MIAFW kann mit historischen und Echtzeitdaten sowie Lieferanteninformationen eine treibende Kraft für alle darstellen, die sich gegen moderne Sklaverei einsetzen wollen. So kann es beispielsweise Lieferanten helfen, Beispiele für schlecht regulierte Industrien, hohe Wahrscheinlichkeit von Zwangsarbeit oder problematische Arbeitspraktiken in Ländern auf der ganzen Welt beim Bezug von Komponenten oder Rohstoffen zu entdecken.

Das Recht auf gleiche Chancen

Zwangsarbeit und moderne Sklaverei beleidigen unser Recht auf Chancengleichheit und wir können uns nicht einfach abwenden und das Thema ignorieren. Die Haltung Großbritanniens, sich dagegen zu behaupten ist ein guter Anfang. Aber die Zeit ist jetzt reif für einen modernen Wilberforce, der voranschreitet, um sie endgültig auszumerzen. Was tun Sie, um Zwangsarbeit in Ihrer Lieferkette zu beseitigen?

SAP Ariba

Dieser Artikel erschien in Dezember+Januar 2017 - 13.12.17.
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