Licht für den Mensch und seine persönlichen Bedürfnisse
In der Lichtindustrie hat sich mit der Einführung der LED-Beleuchtung ein bedeutender Technologiewandel vollzogen, mit völlig neuen Möglichkeiten der Lichtgestaltung. Vernetzte Lichtlösungen lassen sich nun exakt auf die Verhältnisse vor Ort bzw. den Nutzer abstimmen - der Mensch steht im Mittelpunkt (Human Centric Lighting, kurz: HCL). In einem bestimmten Umfeld - ob Büro, Schule und Bildung, Industrie, Shop und Retail, Krankenhaus und Pflege oder Zuhause - werden die individuellen Bedürfnisse des Menschen berücksichtigt.
Licht schenkt uns Sicherheit und Komfort. Es hat die Aufgabe, für gute Sicht zu sorgen, Orientierung zu geben, eine stimmungsvolle Atmosphäre zu erzeugen oder Akzente zu setzen. Ist von HCL-Lichtkonzepten die Rede, kommt seit einiger Zeit noch ein weiterer Aspekt hinzu:
Die biologische Wirkung von Licht
Eine biologische Lichtwirkung beschreibt jedoch auch die Sehvorgänge und ist insofern unspezifisch. Präziser ist der Begriff melanopische Lichtwirkung: Er bezieht sich darauf, dass die nicht-visuellen Wirkungen von Licht über spezielle Fotorezeptoren vermittelt werden, die das lichtempfindliche Molekül Melanopsin tragen. Des Weiteren wird oftmals auch von einer circadianen Beleuchtung gesprochen. Dieser Begriff ist korrekt, wenn die Lichtlösung dazu dient, den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen zu stabilisieren. Licht hat direkten Einfluss auf unseren Körper - genauer gesagt - auf unsere Hormone. 2002 wurden auf der Netzhaut sogenannte Ganglienzellen entdeckt, die nicht dem Sehen dienen. Sie registrieren ausschließlich die Helligkeit in der Umgebung. Bei Lichteinfall regulieren sie biologische Prozesse im Körper, wie die innere Uhr. Sie steuert Schlaf- und Wachphasen, aber auch Herzfrequenz, Blutdruck und Stimmung. Diese Prozesse können durch Leuchten mit großflächigem indirektem Licht beeinflusst werden. Das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen werden dadurch nachhaltig gestärkt. Studien haben ergeben, dass z.B. an Industriearbeitsplätzen mit Human Centric Lighting die Anzahl folgenschwerer Unfälle reduziert werden kann. Dieses Beispiel zeigt, dass sich die Investition lohnt, auch wenn der Energieverbrauch eines biologisch wirksamen Lichtkonzepts gegenüber einer Standardlösung etwas höher ist. HCL legt den Fokus auf die visuelle, als auch auf die nicht-visuelle Wahrnehmung der Beleuchtung.
Durchbruch durch LED
Die Wirkung von Licht auf den Mensch wird seit Jahrzehnten erforscht, aber erst durch die LED-Technologie sind HCL-Lösungen einfacher und besser umsetzbar. Mit einem LED-Chip können unterschiedliche Lichtstärken, Farbtemperaturen und Lichtfarben erzeugt werden und es ist eine dynamische Ansteuerung mit variabler Helligkeit möglich. Bei einer biologisch wirksamen Lichtlösung passen sich Lichtfarbe und Beleuchtungsstärke über den Tag an den circadianen Rhythmus des Menschen an. Vormittags unterstützt Licht mit hoher Intensität und vermehrtem Blauanteil die Leistungsfähigkeit und Wachheit. Die Produktion des Hormons Cortisol wird angestoßen. Auch am Mittag kann so die Konzentrationsfähigkeit bewahrt werden. Zum Abend hin sollte die Beleuchtungsstärke abnehmen und die Rotanteile zunehmen. Warme Lichtfarben mit niedriger Farbtemperatur bereiten den Mensch auf die Schlafphase vor. Die Produktion des Schlafhormons Melatonin wird langsam in Gang gesetzt und entschleunigt die Körperfunktionen. Auch die Lichtrichtung spielt eine Rolle: Für eine aktivierende Wirkung empfiehlt sich eine flächige Beleuchtung von oben. Einzelne Spots mit wärmerer Lichtfarbe sind wiederum gegen Abend erstrebenswert.
Lösungen für jeden Anwendungsfall
Bei einer Vielzahl von biodynamischen Beleuchtungslösungen, z.B. für den Office-Bereich ist das System in die Leuchten integriert und erfordert keine Anbindung an die Gebäudeautomation. Um eine große Individualität zu ermöglichen, sind freistehende Leuchten oder Pendelleuchten empfehlenswert. Aber auch Decken- und Wandleuchten können je nach Anwendungsprojekt sinnvoll sein. Hochwertiges ästhetisches Design und flexible Montage- und Installationsvarianten der heutigen Produkte ermöglichen eine Integration in nahezu jede Umgebung. Direkt- und Indirektanteil des Lichts lassen sich unabhängig voneinander sowohl in Farbe als auch Helligkeit verändern. Ein wichtiger Bestandteil ist das Lichtmanagementsystem. Der Grad der Automatisierung hängt von dem Anwendungsfall ab. Soll das Licht Tagesabläufe nachempfinden, ist es sinnvoll überwiegend in zeitgesteuerter Vollautomatik zu arbeiten und nur gewisse Lichtszenen temporär manuell freizugeben. In den Bereichen, in denen das Licht abhängig von Veranstaltungen eine bestimmte Atmosphäre erzeugen soll, ist eine halbautomatische Steuerung sinnvoll: Hier sind Teile des Zyklus automatisiert. Der Benutzer kann aber trotzdem während des Tages die Farbtemperatur und Beleuchtungsstärke oder bestimmte Lichtszenen nach den eigenen Vorlieben einstellen. Die manuellen Eingriffe erfolgen mit Taster und Schalter. Viele Systeme ermöglichen auch eine Bedienung per Funk, App oder PC.
Resümee
Im digitalen Zeitalter wird von einem guten Lichtkonzept eine ausgewogene Kombination aus visuellem Sehkomfort, biologischer Wirkung und emotionaler Wahrnehmung erwartet. Heute schon kann die Lichtindustrie eine Vielzahl von Produkten und Lösungen für die verschiedenen Lebensbereiche anbieten, die auch die Anforderungen für gesundheitsförderndes Licht erfüllen. (hsc)
In der Lichtindustrie hat sich mit der Einführung der LED-Beleuchtung ein bedeutender Technologiewandel vollzogen, mit völlig neuen Möglichkeiten der Lichtgestaltung. Vernetzte Lichtlösungen lassen sich nun exakt auf die Verhältnisse vor Ort bzw. den Nutzer abstimmen - der Mensch steht im Mittelpunkt (Human Centric Lighting, kurz: HCL). In einem bestimmten Umfeld - ob Büro, Schule und Bildung, Industrie, Shop und Retail, Krankenhaus und Pflege oder Zuhause - werden die individuellen Bedürfnisse des Menschen berücksichtigt.
Licht schenkt uns Sicherheit und Komfort. Es hat die Aufgabe, für gute Sicht zu sorgen, Orientierung zu geben, eine stimmungsvolle Atmosphäre zu erzeugen oder Akzente zu setzen. Ist von HCL-Lichtkonzepten die Rede, kommt seit einiger Zeit noch ein weiterer Aspekt hinzu:
Die biologische Wirkung von Licht
Eine biologische Lichtwirkung beschreibt jedoch auch die Sehvorgänge und ist insofern unspezifisch. Präziser ist der Begriff melanopische Lichtwirkung: Er bezieht sich darauf, dass die nicht-visuellen Wirkungen von Licht über spezielle Fotorezeptoren vermittelt werden, die das lichtempfindliche Molekül Melanopsin tragen. Des Weiteren wird oftmals auch von einer circadianen Beleuchtung gesprochen. Dieser Begriff ist korrekt, wenn die Lichtlösung dazu dient, den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen zu stabilisieren. Licht hat direkten Einfluss auf unseren Körper - genauer gesagt - auf unsere Hormone. 2002 wurden auf der Netzhaut sogenannte Ganglienzellen entdeckt, die nicht dem Sehen dienen. Sie registrieren ausschließlich die Helligkeit in der Umgebung. Bei Lichteinfall regulieren sie biologische Prozesse im Körper, wie die innere Uhr. Sie steuert Schlaf- und Wachphasen, aber auch Herzfrequenz, Blutdruck und Stimmung. Diese Prozesse können durch Leuchten mit großflächigem indirektem Licht beeinflusst werden. Das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen werden dadurch nachhaltig gestärkt. Studien haben ergeben, dass z.B. an Industriearbeitsplätzen mit Human Centric Lighting die Anzahl folgenschwerer Unfälle reduziert werden kann. Dieses Beispiel zeigt, dass sich die Investition lohnt, auch wenn der Energieverbrauch eines biologisch wirksamen Lichtkonzepts gegenüber einer Standardlösung etwas höher ist. HCL legt den Fokus auf die visuelle, als auch auf die nicht-visuelle Wahrnehmung der Beleuchtung.
TeDo Verlag GmbH
Dieser Artikel erschien in GEBÄUDEDIGITAL 2 2018 - 12.03.18.Für weitere Artikel besuchen Sie www.gebaeudedigital.de