Der Weg zur IoT-Plattform
Make or buy?
Aktuell beschäftigen sich viele Unternehmen im Rahmen ihrer IoT-Projekte mit einer weitreichenden Grundsatzentscheidung: Soll eine der zahlreichen am Markt verfügbaren IoT-Plattformen verwendet werden oder entwickelt man eine solche Plattform besser selbst? Neben den benötigten Funktionen, den Kosten und der Umsetzungsgeschwindigkeit spielen dabei insbesondere auch strategische Überlegungen eine Rolle.
IoT-Plattformen sind Software-Systeme, die die Entwicklung und den Betrieb von IoT-Lösungen unterstützen. Vereinfacht gesagt fungieren sie als Mittler zwischen den Dingen und den Anwendungen und beschleunigen die Umsetzung eines IoT-Vorhabens erheblich, indem sie standardmäßig bereits viele grundlegende Funktionalitäten von IoT-Lösungen bereitstellen, beispielsweise Connectivity, APIs, Geräteverwaltung und Datenmanagement sowie -Visualisierung.
Die Qual der Wahl
Mehr als 500 verschiedene Plattformen sind derzeit am Markt verfügbar. Doch immer wieder möchten Unternehmen noch einen Schritt weiter gehen und selbst eine IoT-Plattform entwickeln. Für die Beurteilung der Sinnhaftigkeit eines solchen Vorhabens, empfiehlt sich zunächst eine Differenzierung nach den drei grundsätzlichen strategischen Stoßrichtungen von IoT-Projekten:
- • Smart Value Chain: Unternehmen möchten ihre Produktion, Logistik und sonstige betrieblichen Aktivitäten vernetzen mit dem Ziel, Effizienz, Geschwindigkeit und Transparenz ihrer innerbetrieblichen Prozesse zu steigern.
- • Smart Products & Services: Unternehmen möchten ihre Produkte vernetzen und ihren Kunden auf dieser Basis datengetriebene digitale Services wie beispielsweise Predictive Maintenance anbieten. Diese Initiativen reagieren auf veränderte Kundenbedürfnisse, schaffen zusätzliche Differenzierungsmerkmale und ermöglichen innovative Geschäftsmodelle.
- • IoT Platform Monetization: Neue IoT-Plattformen werden geschaffen und am Markt als eigenständige Geschäftsmodelle angeboten.
Grundsätzlich impliziert die jeweilige strategische Stoßrichtung bereits die Antwort auf die Frage, ob die Eigenentwicklung einer IoT-Plattform sinnvoll ist. In Bezug auf die Smart Value Chain empfiehlt sich für die Anwender vernetzter Geräte, Maschinen und Anlagen die Verwendung einer Standard-IoT-Plattform, anstatt aufwändig das 'Rad neu zu erfinden' und die üblichen Schnittstellen und Datenprotokolle selbst zu schaffen und anzubinden. Wenn es um 'Smart Products & Services' geht, sprechen zahlreiche gewichtige Argumente gegen eine Eigenentwicklung: Die Realisierung von IoT-Lösungen auf Basis selbst entwickelter Plattformen dauert mit etwa zwei bis vier Jahren deutlich länger als bei der Verwendung kommerzieller IoT-Plattformen - zu langsam für viele Märkte. Wesentlich höhere Entwicklungskosten entstehen initial und laufend für die Weiterentwicklung. Teilweise gibt es erhebliche funktionale Nachteile aufgrund des fehlenden Ökosystems. Nicht zuletzt könnte ein hoher Aufwand für die laufende Aktualisierung der IT-Security auf Unternehmen zukommen. Richtig ist jedoch, dass domänenspezifisches Know-how nicht mit den Anbietern der IoT-Plattformen geteilt wird, schließlich sind Daten 'das neue Öl' mit oftmals noch unbekanntem strategischen Wert. Dies lässt sich jedoch deutlich schneller und günstiger durch eine intelligente IT-Architektur gewährleisten, anstatt die gesamte IoT-Plattform selbst zu entwickeln. Wichtig an dieser Stelle ist auch die Unterscheidung zwischen den hier thematisierten technischen IoT-Plattformen und sogenannten Plattform-Geschäftsmodellen (Facebook). Deren grundlegender strategischer Erfolgsfaktor sind Netzwerkeffekte und nicht notwendigerweise die Überlegenheit der technologischen Plattform. Kurz: Auch Plattform-Geschäftsmodelle im IoT erfordern keinesfalls die Eigenentwicklung einer technischen IoT-Plattform, sondern lassen sich - bis auf die folgende Ausnahme - auch mit Standard-Plattformen abbilden. Ist das Ziel des IoT-Projektes die 'IoT Platform Monetization', geht es tatsächlich um den Wettbewerb mit den existierenden kommerziellen IoT-Plattformen am Markt. Dabei wird in der Regel auf Basis bestehender IaaS-Cloud-Services wie beispielsweise Amazon Web Services oder Microsoft Azure eine eigene PaaS-Lösung angeboten. Zu bedenken ist jedoch, dass mit über 500 Angeboten fast jede attraktive Nische entweder bereits erschlossen ist oder dies zeitnah erfolgen wird. Weiterhin sind die Kosten für den Aufbau einer IoT-Plattform enorm. Die Investitionen sind enorm, aber nur wenige Anbieter machen bislang tatsächlich signifikante Umsätze. Zudem herrscht ein enormer Wettbewerb.
Ausblick
Die Eigenentwicklung von IoT-Plattformen macht nur in absoluten Ausnahmefällen Sinn. Mit einer Standard-IoT-Plattform lassen sich fast alle Anwendungsfälle schneller, günstiger und sicherer abdecken. Wichtig ist dabei jedoch eine sorgfältige Auswahl der Plattform sowie eine intelligente IT-Architektur, die domänenspezifische Daten vor dem Zugriff der Plattformanbieter schützt. Dabei ist die Hinzuziehung erfahrener und unabhängiger IoT-Systemintegratoren zu empfehlen, um teure und langwierige Fehlentscheidungen bei der Plattformauswahl zu vermeiden sowie eine schnelle und reibungslose Lösungsentwicklung zu gewährleisten.
Aktuell beschäftigen sich viele Unternehmen im Rahmen ihrer IoT-Projekte mit einer weitreichenden Grundsatzentscheidung: Soll eine der zahlreichen am Markt verfügbaren IoT-Plattformen verwendet werden oder entwickelt man eine solche Plattform besser selbst? Neben den benötigten Funktionen, den Kosten und der Umsetzungsgeschwindigkeit spielen dabei insbesondere auch strategische Überlegungen eine Rolle.
IoT-Plattformen sind Software-Systeme, die die Entwicklung und den Betrieb von IoT-Lösungen unterstützen. Vereinfacht gesagt fungieren sie als Mittler zwischen den Dingen und den Anwendungen und beschleunigen die Umsetzung eines IoT-Vorhabens erheblich, indem sie standardmäßig bereits viele grundlegende Funktionalitäten von IoT-Lösungen bereitstellen, beispielsweise Connectivity, APIs, Geräteverwaltung und Datenmanagement sowie -Visualisierung.
tresmo GmbH
Dieser Artikel erschien in Industrie 4.0 Magazin (I40) 06 2018 - 22.03.18.Für weitere Artikel besuchen Sie www.i40-magazin.de