Persönliche Servicerobotik in der Pflege
Der Menschenfreund
Auf der Rehacare im vergangenen Jahr hatte Lio seinen ersten Auftritt in der Öffentlichkeit. F&P Robotics zeigte den einarmigen Serviceroboter, der einige der Probleme lösen soll, die mit dem demografischen Wandel der Gesellschaft einhergehen: erhöhte Anforderungen in der Seniorenbetreuung, zunehmender Kostendruck und eine steigende Zahl von Menschen, die auf Unterstützung im Alltag angewiesen sind. Doch der Hersteller des mobilen Roboters denkt bereits weiter.
Lio ist ein menschenfreundlicher Serviceroboter, basierend auf einer mobilen Plattform, einem interaktiven Display und dem Roboterarm P-Rob, der vor allem eine Aufgabe hat: helfen. Auf der Rehacare 2017 demonstrierte er den Besuchern, wie er Menschen mit Unterstützungsbedarf ermöglichen kann, ihren Alltag zu bewältigen. Er lässt sich sowohl in Pflege- und Alterszentren, Krankenhäusern oder auch zu Hause einsetzen. Er kann mit Menschen kommunizieren, im Haushalt helfen und bei pflegerischen Aufgaben unterstützen. Der freundliche Roboter wurde von den Besuchern bisher durchweg positiv wahrgenommen. Seine Charaktereigenschaften sollen ihn zum idealen Bediensteten machen, der in vielen Alltagssituationen unterstützen und helfen kann. Die wichtigsten Aspekte sind dabei die persönliche Kommunikation und die Fähigkeit, seine Umgebung wahrzunehmen und auf diese adäquat zu reagieren.
Der Roboter als Partner
Persönliche Serviceroboter sind geeignete Partner für die Zusammenarbeit mit dem Menschen, da zwischen Mensch und Roboter keine Schutzeinrichtung nötig ist. Die sensitive weiche Außenhülle schützt nicht nur, sondern fördert auch die persönliche Beziehung zwischen Mensch und Roboter. Die Fähigkeiten, dazuzulernen und in verschiedenen Situationen zurechtzukommen, ermöglichen einen vielseitigen und flexiblen Einsatz in der Umgebung von Menschen. Die Akzeptanz ist sowohl beim Personal als auch bei den Senioren stark gestiegen: In einer wissenschaftlichen Studie mit dem Psychologie-Institut der Uni Basel wurde kürzlich festgestellt, dass Serviceroboter nur noch von zehn bis 20 Prozent der Heimbewohner und Betreuer gänzlich abgelehnt werden. Weiter zeigt sich in der Untersuchung, dass Akzeptanz und die Bereitschaft zur Interaktion mit dem Roboter steige, wenn der mobile Helfer zuvor eine nützliche Aufgabe erledigen konnte. Lio kann das Essen anreichen, an die Medikamenteneinnahme erinnern oder den Boden putzen. Neben Haushaltsdiensten kann er auch die Gesundheitsdaten der Heimbewohner aufnehmen und diese an das Pflegepersonal, Angehörige oder eine Notrufzentrale weiterleiten. Diese fortlaufende Zustandserfassung wird durch Sensorik und Datenbankinformationen ermöglicht. Zur Stärkung der persönlichen Beziehung mit den Betreuten kann der Roboter Gymnastik machen und spielen, er ist sogar in der Lage, Berührungen wahrzunehmen und auf sie zu reagieren. Simple Gespräche sind ebenfalls möglich, auch wenn er in dieser Hinsicht noch beschränkt ist: Seine leicht monotone Stimme und limitierte Sprachwahrnehmung ist einer der Punkte, die derzeit noch verbessert werden.
Beschränkungen und Befürchtungen
Denn der mobile Helfer müsse in Zukunft noch viel mehr können und noch zuverlässiger sein - als Roboter bleibe er ein beschränktes System, so der Hersteller. Daher existiert bereits eine zweiarmige Version, die insbesondere im Hinblick auf den chinesischen Markt entwickelt wurde. Ob diese Version von Lio auch in Pflegeeinrichtungen hierzulande eingesetzt werde, sei im Moment jedoch fraglich: Laut Hersteller kommen in China menschenähnliche Roboter sehr viel besser an als in Europa, wo die Kunden es bevorzugen würden, wenn man die technische Natur eines Gerätes nicht ganz verbirgt. Weil man Lio aber doch ein bisschen Persönlichkeit verleihen wollte, habe man ihm zumindest ein niedliches Gesicht verpasst. Fraglich bleibt, ob es den Menschen in Senioren- und Pflegeeinrichtungen leichter fallen wird, sich mit dem Serviceroboter anzufreunden. Die oftmals aufkommende Befürchtung, dass der Einsatz von Robotern in der Betreuung die Pflege von Alten und Kranken unpersönlicher machen würde, teilt das Unternehmen nicht: Demnach würden die Hilfsdienste der Serviceroboter den Mangel an Pflegepersonal ausgleichen und die Möglichkeit geben, sich den Menschen verstärkt zuzuwenden. Was auch nicht außer Acht gelassen werden darf, ist der Aspekt der Kosten: Ein Faktor, der im traditionell klammen Gesundheitswesen stets problematisch ist. Je nach Konfiguration kostet ein Serviceroboter wie Lio heute 60.000 bis 80.000?. Dazu kommen dann noch die Kosten für Personalschulungen sowie für Wartung und Updates der Datenbanken. Insgesamt müsse man laut Hersteller mit etwa 100.000? rechnen. Etwa zwei Monate dauere die Einarbeitungsphase für das Personal, denn gesteuert werde der Roboter von den Pflegern vor Ort. Sie bestimmen daher letztlich mit, ob er vor allem als Schachpartner, Reinigungsfachkraft oder sensibler Zuhöher eingesetzt wird.
Positive Aussichten
Seinen ersten richtigen Job hat Lio bereits in Aussicht: Im März wurde der Pflegeroboter in Konstanz einem breiten Publikum aus dem Gesundheits- und Pflegesektor vorgestellt. Im Rahmen eines Forschungsprojekts möchte der Vorsitzende des Caritas-Kreisverbands Konstanz, Andreas Hoffmann, ihn als ersten Pflegeroboter in einem Konstanzer Alten- und Pflegeheim einsetzen. Dem Publikum wurde bereits vorgeführt, wie der Assistenzroboter in Zukunft in Alten- und Pflegheimen helfen kann, dem Personal die Arbeit zu erleichtern, und so ermöglicht, sich mehr Zeit für die sozialen Aspekte im Umgang mit Patienten zu nehmen. Der Hersteller des Pflegeroboters plant jedoch bereits für die Zukunft: So zeigte er während dem Robotics & Automation Open Lab 2018 tiefere Einblicke in sein Projekt Robot Assistant for Nurses: ein mobiler Roboter, der das Pflegepersonal in Krankenhäusern bei der Entnahme von Blutproben unterstützen soll. (bft)n
Auf der Rehacare im vergangenen Jahr hatte Lio seinen ersten Auftritt in der Öffentlichkeit. F&P Robotics zeigte den einarmigen Serviceroboter, der einige der Probleme lösen soll, die mit dem demografischen Wandel der Gesellschaft einhergehen: erhöhte Anforderungen in der Seniorenbetreuung, zunehmender Kostendruck und eine steigende Zahl von Menschen, die auf Unterstützung im Alltag angewiesen sind. Doch der Hersteller des mobilen Roboters denkt bereits weiter.
Lio ist ein menschenfreundlicher Serviceroboter, basierend auf einer mobilen Plattform, einem interaktiven Display und dem Roboterarm P-Rob, der vor allem eine Aufgabe hat: helfen. Auf der Rehacare 2017 demonstrierte er den Besuchern, wie er Menschen mit Unterstützungsbedarf ermöglichen kann, ihren Alltag zu bewältigen. Er lässt sich sowohl in Pflege- und Alterszentren, Krankenhäusern oder auch zu Hause einsetzen. Er kann mit Menschen kommunizieren, im Haushalt helfen und bei pflegerischen Aufgaben unterstützen. Der freundliche Roboter wurde von den Besuchern bisher durchweg positiv wahrgenommen. Seine Charaktereigenschaften sollen ihn zum idealen Bediensteten machen, der in vielen Alltagssituationen unterstützen und helfen kann. Die wichtigsten Aspekte sind dabei die persönliche Kommunikation und die Fähigkeit, seine Umgebung wahrzunehmen und auf diese adäquat zu reagieren.
F&P Robotics AG
Dieser Artikel erschien in ROBOTIK UND PRODUKTION 3 2018 - 12.06.18.Für weitere Artikel besuchen Sie www.robotik-produktion.de