Kompetenzaufbau mit BDE und MES erleichtern
Mitarbeiter zielgerecht einsetzen
Mitarbeiterwechsel zwischen einzelnen Arbeitsplätzen sind noch immer selten, obwohl dies Vorteile in pucto Flexibilität und Robustheit der Produktion bringen kann. Häufig fehlt eine transparente Lösung zur Personaleinsatzplanung, die dem Fertigungsplaner die notwendigen Informationen bereitstellt und bei der Entscheidung unterstützt - diese sollte in das MES eingebunden sein.
In modernen Produktionssystemen hat das Personal großen Einfluss auf die Produktivität. Dabei besteht die Herausforderung für Unternehmen darin, den jeweiligen Produktionsaufträgen die jeweils geeignetste Arbeitskraft zuzuweisen. Diese Zuweisung erfolgt entweder im Hinblick auf die Personalentwicklung oder alternativ im Hinblick auf die Auftragslage und die geforderte Leistung. Die Orientierung an der Personalentwicklung verfolgt dabei das Ziel, das Personal anforderungsgerecht zu qualifizieren und damit die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens langfristig zu sichern. Demgegenüber steht die Personaleinsatzplanung nach Auftragslage und geforderter Leistung, um die Bearbeitungskosten und -zeiten zu reduzieren und die Qualität zu steigern. Folglich befinden sich viele Unternehmen in dem Zielkonflikt der langfristigen, lernorientierten Personaleinsatzplanung auf der einen und der kurzfristigen, leistungsorientierten Personaleinsatzplanung auf der anderen Seite. Gleichzeitig kann daraus eine ineffiziente Personalentwicklung resultieren, da Weiterbildungsmaßnahmen innerhalb der Fertigung weitestgehend vernachlässigt werden. In der Folge beschränken sich Unternehmen durch das kurzfristige Denken selbst - vor allem hinsichtlich der Einsatzflexibilität des eigenen Personals. Denn durch einen Ansatz, der sich auf die Weiterentwicklung der Personalkompetenzen fokussiert, fiele es Unternehmen deutlich leichter, Personalausfälle zu kompensieren, auf Schwankungen der Kundennachfrage zu reagieren und die Abhängigkeit einzelner Arbeitsplätze von bestimmten Arbeitskräften zu verringern. Parallel ist es jedoch wichtig, dass trotz der Entwicklungsmaßnahmen die Liefertermintreue nicht abnimmt, weiterhin alle Aufträge bearbeitet werden können und die Kosten für die einzelnen Aufträge nur moderat steigen.
Verknüpfung von BDE und MES
Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsprojekts KomPEP (kompetenzorientierte Personaleinsatzplanung in der Fertigung produzierender KMU mittels MES) wurde an der Leibniz Universität Hannover eine Methodik entwickelt, mit der Unternehmen diesen Zielkonflikt bewältigen können. Diese Methodik wurde von der Fauser AG in ihr Manufacturing Execution System (MES) Fauser MES implementiert und im Anschluss bei der Bornemann Gewindetechnik GmbH & Co. KG im Einsatz erprobt. Den Grundstein zur kompetenzorientierten Personaleinsatzplanung legt die Bewertung der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter basierend auf aufgenommenen Daten, allem voran den Bearbeitungs- und Rüstzeiten aus der Betriebsdatenerfassung (BDE). Die auftragsspezifischen Bearbeitungszeiten werden in einer zentralen Datenbank gespeichert und dienen als Bewertungsgrundlage für die Zielerreichung hinsichtlich Kosten, Zeit und Qualität. Die Kompetenzmatrix speichert die zielgrößenbezogenen Zusammenhänge und stellt diese der Personaleinsatzplanung zur Verfügung. Die auf Basis der Kompetenzmatrix erstellten Personaleinsatzpläne werden anschließend im realen Fertigungssystem umgesetzt. Die Ergebnisse werden laufend in der Betriebsdatenbank gespeichert, sodass die Kompetenzmatrix stets aktuell ist.
Kompetenzwerte
der Mitarbeiter
Die Kompetenzmatrix für Bearbeitungs- und Rüstvorgänge wurde von der Fauser AG in einem Plugin als Assistenzsystem umgesetzt. Die Matrix stellt dabei jede Arbeitskraft den im Betrieb vorhandenen Arbeitsplätzen gegenüber und trifft, mit einem auf den Bearbeitungszeiten basierenden Kompetenzwert, eine Aussage über die Fähigkeit der Arbeitskraft an diesem Arbeitsplatz zu arbeiten. Der Anwender hat in der Datenauswahl zum einen die Möglichkeit, den Zeitraum der heranzuziehenden Betriebsdaten individuell festzulegen. Zum anderen kann der Anwender mit der manuellen Kompetenzeingabe die berechneten Kompetenzwerte anpassen. Der Zahlenwert innerhalb der Matrix steht dabei für das prozentuale Verhältnis von Vorgabezeit aus dem MES und realisierter Fertigungszeit aus der BDE, welches für die jeweilige Arbeitskraft an diesem Arbeitsplatz ermittelt wurde. Der Kompetenzwert kann zwischen 1 und 200 liegen, wobei höhere Zahlenwerte einen höheren Kompetenzwert bedeuten. Zusätzlich stellen Farben die Anzahl der BDE-Meldungen dar, mit denen der Kompetenzwert errechnet wurde. So wird ein Wert auf Basis einer hohen Anzahl an Meldungen mit grün gekennzeichnet. Dies hilft bei der Einschätzung, wie verlässlich der angegebene Kompetenzwert ist.
Kompetenzorientierte
Personaleinsatzplanung
Mittels der festgelegten Kompetenzwerte erfolgt anschließend die Zuweisung von Arbeitskräften zu den Arbeitsplätzen. Dabei ist es möglich, die Zuordnung so festzulegen, dass Kompetenzen erlernt und erweitert werden sollen, indem Mitarbeiter mit niedrigen Kompetenzwerten zugeordnet werden. Alternativ können die Mitarbeiter mit den höchsten Kompetenzwerten zugeteilt werden, um eine hohe Leistung zu garantieren. Durch Sortieren der Kompetenzwerte kann der Fertigungsplaner zusätzlich einen Vorschlag erhalten, welche Arbeitskraft für den gewählten Planungsansatz am besten geeignet ist. Dadurch unterliegt die finale Personaleinsatzentscheidung weiterhin dem Anwender. Eine Mehrfachzuweisung von Arbeitskräften ist dabei ebenfalls denkbar. So kann einer unerfahrenen Arbeitskraft mit einem niedrigen Kompetenzwert bewusst eine erfahrene Person mit einem hohen Kompetenzwert an die Seite gestellt werden, um die Mitarbeiterweiterbildung zu beschleunigen. Für produzierende Unternehmen ergibt sich so ein transparentes Werkzeug zur Unterstützung bei der Personaleinsatzplanung, welches Unternehmen in die Lage versetzt, über die kurzfristig optimale Personaleinsatzplanung hinaus, das eigene Personal auch langfristig bewusst weiterzuentwickeln, um somit die Einsatzflexibilität des Personals erheblich zu steigern, ohne die aktuellen Produktionsziele zu vernachlässigen.
Leiter der Forschung und Entwicklung
bei der Fauser AG.
wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz Universität Hannover.
Mitarbeiterwechsel zwischen einzelnen Arbeitsplätzen sind noch immer selten, obwohl dies Vorteile in pucto Flexibilität und Robustheit der Produktion bringen kann. Häufig fehlt eine transparente Lösung zur Personaleinsatzplanung, die dem Fertigungsplaner die notwendigen Informationen bereitstellt und bei der Entscheidung unterstützt - diese sollte in das MES eingebunden sein.
In modernen Produktionssystemen hat das Personal großen Einfluss auf die Produktivität. Dabei besteht die Herausforderung für Unternehmen darin, den jeweiligen Produktionsaufträgen die jeweils geeignetste Arbeitskraft zuzuweisen. Diese Zuweisung erfolgt entweder im Hinblick auf die Personalentwicklung oder alternativ im Hinblick auf die Auftragslage und die geforderte Leistung. Die Orientierung an der Personalentwicklung verfolgt dabei das Ziel, das Personal anforderungsgerecht zu qualifizieren und damit die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens langfristig zu sichern. Demgegenüber steht die Personaleinsatzplanung nach Auftragslage und geforderter Leistung, um die Bearbeitungskosten und -zeiten zu reduzieren und die Qualität zu steigern. Folglich befinden sich viele Unternehmen in dem Zielkonflikt der langfristigen, lernorientierten Personaleinsatzplanung auf der einen und der kurzfristigen, leistungsorientierten Personaleinsatzplanung auf der anderen Seite. Gleichzeitig kann daraus eine ineffiziente Personalentwicklung resultieren, da Weiterbildungsmaßnahmen innerhalb der Fertigung weitestgehend vernachlässigt werden. In der Folge beschränken sich Unternehmen durch das kurzfristige Denken selbst - vor allem hinsichtlich der Einsatzflexibilität des eigenen Personals. Denn durch einen Ansatz, der sich auf die Weiterentwicklung der Personalkompetenzen fokussiert, fiele es Unternehmen deutlich leichter, Personalausfälle zu kompensieren, auf Schwankungen der Kundennachfrage zu reagieren und die Abhängigkeit einzelner Arbeitsplätze von bestimmten Arbeitskräften zu verringern. Parallel ist es jedoch wichtig, dass trotz der Entwicklungsmaßnahmen die Liefertermintreue nicht abnimmt, weiterhin alle Aufträge bearbeitet werden können und die Kosten für die einzelnen Aufträge nur moderat steigen.
Fauser AG
Dieser Artikel erschien in IT&Production Juni 2018 - 19.06.18.Für weitere Artikel besuchen Sie www.it-production.com