Logistik-Konzept für die Bahnbranche
Verkabelung für ExtremAnforderungen
Wenige Tage Lieferzeit statt 14 Wochen, keine Mindestbestellmengen: Mit diesem Konzept möchte Lapp neue Logistikmaßstäbe für Verbindungssysteme in der Bahnindustrie setzen. Immer mehr Bahnhersteller springen auf den Zug auf.
Güterzuglokomotiven sind wahre Schwerstarbeiter. Manche ziehen eine Anhängelast von 1500 Tonnen, wenn die Waggons mit Eisenerz beladen sind, können es auch 3000 Tonnen sein. Das schaffen nur die stärksten Lokomotiven, etwa die Transmontana von Softronic. Der Hersteller von Schienenfahrzeugen aus Craiova, Rumänien, baut diesen Lok-Typ seit 2010. Zwei dieser Loks mit einer Motorleistung von jeweils 8150 PS ziehen neuerdings die Erzzüge des schwedischen Eisenbahnunternehmens Green Cargo. Die Lok beweist, dass sich Leistung und Umweltbewusstsein nicht ausschließen. Denn die Transmontana gewinnt beim Bremsen einen Teil der Energie zurück und speist diese in die Oberleitung. "Das Konzept der Transmontana ist auf allerhöchstem Niveau", sagt Softronic-Projektleiter Catalin Iosub. Das gilt auch für die Elektrik, insbesondere für die Verkabelung. Die beiden Lokomotiven für Green Cargo fahren nahe des Polarkreises in Eiseskälte. Lapp Romania bekam bei der Auswahl des Lieferanten den Zuschlag, weil der Anbieter für integrierte Verbindungslösungen auch für die Bahnbranche ein einheitliches Produktsystem anbietet, das diese extremen Anforderungen erfüllt. Für die Softronic-Loks hat Lapp rund 150 unterschiedliche Artikel miteinander kombiniert, um die technischen Anforderungen optimal zu erfüllen.
Extreme Temperaturschwankungen
Beispiel Schaltschränke: Dort wurden Einzeladerleitungen aus der Familie Ölflex Train 331 verwendet. Im Maschinenraum kommen Silikon-Aderleitungen der Familie Ölflex Heat 180SiF zum Einsatz, weil es dort trotz des Betriebs am Polarkreis sehr heiß werden kann, wenn die enorme Leistung der Motoren gefordert ist. Und ein Teil des Sensorsystems wurde mit Unitronic FD CP Plus-Datenleitungen verkabelt, die für ihre außergewöhnliche Flexibilität bekannt sind. Weitere Komponenten sind Epic Industrie-Steckverbinder und das Polyamid-Kabelschutzschlauch-System Silvyn Rill PA 6. Alle Train-Produkte erfüllen die Anforderungen der EN45545-2 oder übertreffen diese sogar. Dan Ionas, Vertriebs- und Marketingleiter von Lapp Romania, ist mit der Umsetzung des Projekts äußerst zufrieden. "Mit unserem hochwertigen Produktprogramm und unserem kompetenten Expertenteam konnten wir die Anforderungen unseres Kunden vollständig erfüllen."
Kundenfreundliche Logistik
In der europäischen Bahnindustrie punktet Lapp vor allem mit einem neuen Konzept für die Logistik. Das Unternehmen hält die meisten Leitungen in seinem Lager in Stuttgart auf Vorrat - rund 165 Leitungstypen, darunter vor allem Einzelader-Leitungen. Für die europäische Bahnindustrie bedeutet das: Die meisten Leitungen wie alle gängigen Typen an Bus- und Koaxialkabeln für die Datenübertragung sowie Leitungen für Steuersignale und Leistungsübertragung werden innerhalb weniger Tage an jeden Ort Europas geliefert. "Die Fahrzeughersteller sind auf uns aufmerksam geworden. Wir sehen für unsere Train-Produkte große Chancen", sagt Thorsten Grünberg, Marktmanager für den Bahnmarkt bei Lapp. Noch sei der Marktanteil des Anbieters in der Bahnbranche einstellig, doch angesichts eines rasanten Wachstums werde auch der Marktanteil rasch steigen. Die Lapp-Logistik ist nicht auf Europa beschränkt. Ordert der Kunde Spezialleitungen, die nicht auf Lager sind, werden diese im Lapp-eigenen Werk in Seongnam in Südkorea gefertigt, wo sich auch das Kompetenzzentrum Train befindet. Kunden in Asien werden ebenfalls von dort beliefert. In Seongnam stehen alle Einrichtungen für Produktion und Tests der Leitungen zur Verfügung, etwa eine Anlage zur Strahlenvernetzung. Nach der Behandlung können die Kabel extreme Temperaturschwankungen zwischen minus 40 bis plus 120 Grad Celsius aushalten, ebenso besonders hohe mechanische Belastungen. Die Fertigungsstätte ist gemäß IRIS (International Rail Industry Standard) zertifiziert und arbeitet damit im Rahmen des internationalen Qualitätsmanagementsystems der Bahnindustrie. IRIS setzt auf ISO9001 auf und enthält zusätzliche bahnspezifische Anforderungen. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal hat der Leitungsspezialist bei den Mindestbestellmengen. Wie in anderen Branchen liefert das Unternehmen seine Leitungen für die Bahnindustrie ohne oder mit geringen Mindestbestellmengen, falls gewünscht auch mal nur hundert Meter. Das Risiko, dass ein Kabel nicht vollständig abgenommen wird, trägt damit Lapp. Gerade bei den Schwerlast-Lokomotiven von Softronic, die für spezielle Einsatzzwecke nur in geringen Stückzahlen gefertigt werden, sind geringe Mindestbestellmengen ein wichtiges Verkaufsargument.
Aus Alt mach Neu
Diese Argumente haben auch CMZO Elektronika überzeugt. Das Unternehmen in Prerov, Tschechien, hat den Auftrag bekommen, einen älteren S-Bahn-Zug auf den neuesten Stand zu bringen. Der Zug wurde ursprünglich von der Schweizer Firma Stadler Rail gebaut. Der Zug hat nun ein neues automatisches Zugsicherungssystem sowie ein Fahrgastinformationssystem. CMZO Elektronika wählte dafür das Ölflex Train 331 Einleiterkabel. Es erfüllt die strengen Anforderungen der EN 50264-3-1 Typ M und EN 45545-2 und zeichnet sich durch eine hohe thermische Beständigkeit von -45 °C bis 120 °C sowie eine hohe Beständigkeit gegen Öle und Kraftstoffe aus. Richard Olle, Direktor von CMZO elektronika: "Ich bin mit der Zusammenarbeit mit LAPP sehr zufrieden, ebenso der Betreiber der Bahn, DKV eská Tebová. Ein zufriedener Kunde ist für mich die beste Referenz für eine weitere Zusammenarbeit mit einem Zulieferer." Softronic und Stadler sind nicht die einzigen Erfolgsbeispiele der Produktoffensive von LAPP im Bahnbereich. Das Unternehmen hat mittlerweile weitere Kunden gewonnen, darunter EVPU, ein Hersteller von Stromrichtern für Lokomotiven in Tschechien, oder Matisa, Hersteller großer Gleisbaumaschinen in der Schweiz. Matisa hat 27 unterschiedliche Leitungstypen bestellt, darunter auch neue Leitungen, die Lapp auf Basis der halogenfreien Ölflex 110H entwickelt hat.
Wenige Tage Lieferzeit statt 14 Wochen, keine Mindestbestellmengen: Mit diesem Konzept möchte Lapp neue Logistikmaßstäbe für Verbindungssysteme in der Bahnindustrie setzen. Immer mehr Bahnhersteller springen auf den Zug auf.
Güterzuglokomotiven sind wahre Schwerstarbeiter. Manche ziehen eine Anhängelast von 1500 Tonnen, wenn die Waggons mit Eisenerz beladen sind, können es auch 3000 Tonnen sein. Das schaffen nur die stärksten Lokomotiven, etwa die Transmontana von Softronic. Der Hersteller von Schienenfahrzeugen aus Craiova, Rumänien, baut diesen Lok-Typ seit 2010. Zwei dieser Loks mit einer Motorleistung von jeweils 8150 PS ziehen neuerdings die Erzzüge des schwedischen Eisenbahnunternehmens Green Cargo. Die Lok beweist, dass sich Leistung und Umweltbewusstsein nicht ausschließen. Denn die Transmontana gewinnt beim Bremsen einen Teil der Energie zurück und speist diese in die Oberleitung. "Das Konzept der Transmontana ist auf allerhöchstem Niveau", sagt Softronic-Projektleiter Catalin Iosub. Das gilt auch für die Elektrik, insbesondere für die Verkabelung. Die beiden Lokomotiven für Green Cargo fahren nahe des Polarkreises in Eiseskälte. Lapp Romania bekam bei der Auswahl des Lieferanten den Zuschlag, weil der Anbieter für integrierte Verbindungslösungen auch für die Bahnbranche ein einheitliches Produktsystem anbietet, das diese extremen Anforderungen erfüllt. Für die Softronic-Loks hat Lapp rund 150 unterschiedliche Artikel miteinander kombiniert, um die technischen Anforderungen optimal zu erfüllen.
U.I. Lapp GmbH
Dieser Artikel erschien in SCHALTSCHRANKBAU 4 2018 - 10.07.18.Für weitere Artikel besuchen Sie www.schaltschrankbau-magazin.de