Auf dem Weg zur Plattformökonomie
Digitale Plattformen in produzierenden Unternehmen
Geoffrey G. Parker, Marshall W. Van Alstyne und Sangeet Paul Choudary bezeichnen Plattformen in ihrem Buch 'Platform Revolution' als "eine der wichtigsten wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen unserer Zeit" in Bezug auf Geschäfts- und Organisationsmodelle. Auch für die deutsche Industrie ist die Thematik von großer Bedeutung. Auf dem Weg hin zur Plattformökonomie müssen sich Unternehmen jedoch verschiedenen Herausforderungen stellen.
Die gebräuchlichsten Definitionen über digitale Plattformen beziehen sich vor allem auf die Verknüpfung von unterschiedlichen Akteuren und den Effizienzzuwachs, der sich durch die Nutzung der Plattform gegenüber anderen Interaktionsformen ergibt. Dieses Verständnis ist stark durch das Bild der Plattformökonomie geprägt, deren prominenteste Beispiele nach wie vor Airbnb oder Uber sind. Die beiden Beispiele unterscheiden sich jedoch in einem wesentlichen Aspekt von den Herausforderungen, denen sich produzierende Unternehmen in Deutschland gegenübersehen. Während Uber und Airbnb gewachsen sind, ohne jegliche physische Assets zu besitzen, stellen produzierende Unternehmen immer noch physische Produkte her. Wenn Unternehmen also dazu geraten wird, an der Plattformökonomie teilzuhaben und digitale Plattformen zu nutzen, greift der reine Vernetzungsansatz verschiedener Akteursgruppen zu kurz. Vielmehr müssen Unternehmen solche Aspekte der Plattformökonomie adaptieren, die für das Unternehmen einen tatsächlichen Mehrwert bieten.
Grundlegendes Verständnis entwickeln
Produzierende Unternehmen müssen daher zunächst einmal ein grundlegendes Verständnis darüber entwickeln, wie digitale Plattformen ihnen nutzen können. Die sogenannten IoT-Plattformen, die dafür eingesetzt werden, um Maschinen oder Produkte mit dem Internet zu verknüpfen, sind eine der interessantesten digitalen Plattformen für produzierende Unternehmen. Das Internet of Things verspricht eine horizontale Vernetzung von digitalisierten Produkten und Personen, die über eine Infrastruktur (IoT-Plattform) zum Datenaustausch und zur Datenanalyse realisiert wird. Durch die Nutzung von IoT-Plattformen ergibt sich die Möglichkeit, Benutzer- und Produktnutzungsinformationen zu generieren, physische Produkte auf Basis von Nutzungsanalysen zu verbessern und den Nutzern weitere Dienstleistungen anzubieten. Damit lassen sich skalierbare Geschäftsmodelle auch für produzierende Unternehmen entwickeln.
Plattformlösungen nicht gleich Plattformöknomie
Darüber hinaus preisen viele Unternehmen ihre Software als Plattformlösung an. Dabei handelt es sich jedoch weniger um Plattformen im Sinne der Plattformökonomie, sondern um Tools, die die kollaborative Zusammenarbeit der Mitarbeiter, auch über Abteilungs- und Unternehmensgrenzen hinweg, unterstützen. Die Bezeichnung Plattform in diesem Zusammenhang ist nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Um den Trend vom dokumentenbasierten Arbeiten hin zum modelbasierten Arbeiten auch Software- und Workflow-seitig bestmöglich zu fördern, bedarf es im Unternehmen präzise definierter Ablageorte für Daten und Informationen, die von den Mitarbeitern gemeinschaftlich genutzt werden.
Verschiedene Plattformen verbinden
Eine Herausforderung wird demnach darin liegen, die verschiedenen Plattformlösungen miteinander zu verbinden und das Unternehmen zu einer lernenden Organisation zu befähigen. Dies bedeutet, dass das Unternehmen durch den Einsatz von geeigneten Technologien und organisationalem Lernen in die Lage versetzt werden, sich den verändernden Rahmenbedingungen in Bezug auf die Organisation, Produktion, Infrastruktur und Produkte ständig anzupassen. Bestehende Plattformen bieten bisher Lösungen zu einzelnen Herausforderungen; in Unternehmen müssen jedoch abteilungs- und produktlebenszyklusphasenübergreifend die verschiedensten Herausforderungen bewältigt werden. Zum Beispiel sollten ein verbessertes Wissensmanagement und die Wiederverwendung von CAD-Bauteilen kürzere Entwicklungszeiten ermöglichen. Im Produktionsprozess sollten über Predictive Analytics die Gesamtverfügbarkeit der Produktion erhöht und durch systemgestützte Change-Management- Prozesse kurzfristige Produktänderungen umgesetzt werden können. Im Aftersales sollen Kunden in Zukunft Mehrwerte durch datenbasierte Services in Anspruch nehmen können.
Mit Daten Produkte verbessern
Gleichzeitig dienen diese Daten wiederum der Verbesserung der Produkte. Um den Plattformtrend nicht zu 'verschlafen' und die 'richtige' digitale Plattform passend zur jeweiligen Produktlebens-Zyklusphase entsprechend zu kennen und zu nutzen, müssen sich Unternehmen mit den verschiedensten Technologien am Markt befassen und dediziert auswählen, welche sich für den Einsatz in ihrem Unternehmen am besten eignet.
Thema vorantreiben
Die diversen Initiativen, etwa der Bundesregierung und des VDMA, zielen nicht von ungefähr darauf ab, das Thema digitale Plattformen auch in deutschen Unternehmen stärker voranzutreiben. Durch die fortschreitenden Entwicklungen in der Wirtschaft müssen sich Unternehmen dieser breit gefächerten Thematik annehmen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.
Geoffrey G. Parker, Marshall W. Van Alstyne und Sangeet Paul Choudary bezeichnen Plattformen in ihrem Buch 'Platform Revolution' als "eine der wichtigsten wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen unserer Zeit" in Bezug auf Geschäfts- und Organisationsmodelle. Auch für die deutsche Industrie ist die Thematik von großer Bedeutung. Auf dem Weg hin zur Plattformökonomie müssen sich Unternehmen jedoch verschiedenen Herausforderungen stellen.
Die gebräuchlichsten Definitionen über digitale Plattformen beziehen sich vor allem auf die Verknüpfung von unterschiedlichen Akteuren und den Effizienzzuwachs, der sich durch die Nutzung der Plattform gegenüber anderen Interaktionsformen ergibt. Dieses Verständnis ist stark durch das Bild der Plattformökonomie geprägt, deren prominenteste Beispiele nach wie vor Airbnb oder Uber sind. Die beiden Beispiele unterscheiden sich jedoch in einem wesentlichen Aspekt von den Herausforderungen, denen sich produzierende Unternehmen in Deutschland gegenübersehen. Während Uber und Airbnb gewachsen sind, ohne jegliche physische Assets zu besitzen, stellen produzierende Unternehmen immer noch physische Produkte her. Wenn Unternehmen also dazu geraten wird, an der Plattformökonomie teilzuhaben und digitale Plattformen zu nutzen, greift der reine Vernetzungsansatz verschiedener Akteursgruppen zu kurz. Vielmehr müssen Unternehmen solche Aspekte der Plattformökonomie adaptieren, die für das Unternehmen einen tatsächlichen Mehrwert bieten.
FIR e. V. an der RWTH Aachen
Dieser Artikel erschien in 23 (zur SPS IPC Drives) 2018 - 01.11.18.Für weitere Artikel besuchen Sie