Keine Schnittstellen mehr zwischen Vision und SPS
Integrated Machine Vision
Über den Einstieg von B&R in den Vision-Markt und die Rolle von MVTec sprach das SPS-MAGAZIN mit Andreas Waldl, Product Manager Integrated Machine Vision bei B&R, sowie Gerhard Wagner, Head of Sales bei MVTec.
Herr Waldl, B&R hat bereits vor einem Jahr das Konzept Integrated Machine Vision vorgestellt.
Andreas Waldl (B&R): Wir haben dies getan, um mit den Kunden ins Gespräch zu kommen. Mit unserem neuen Vision-System können Funktionen wie Code lesen deutlich leichter in eine Automatisierungsumgebung integriert werden. Da sowohl unser Smart Sensor als auch die Smart Camera vollständig in das B&R-System integriert sind, ist nun eine mikrosekundengenaue Kommunikation mit Steuerungen, Antrieben, Sicherheitstechnik und Industrie-PCs aus dem B&R-Portfolio möglich.
Die bisherige Grenze zwischen Vision- und SPS-Welt ist also verschwunden?
Waldl: Ja. Der Anwender kann zukünftig Bildverarbeitung genauso einfach wie jede andere Automatisierungskomponente in die Steuerungswelt integrieren. Um die Bedienung möglichst einfach zu gestalten, haben wir zudem bisher schwer zugängliche Vision-Funktionen in vorkonfigurierte Softwarebausteine gepackt. So kann jeder Automatisierungstechniker Vision-Aufgabenstellungen selbst lösen.
Wie war das Feedback der Anwender?
Waldl: Extrem gut. Wir sind absolut überrascht worden von den positiven Kundenfeedbacks. Ich hatte das nicht in diesem Maße erwartet.
Welche Vorteile haben den Anwender am meisten angesprochen?
Waldl: Die einfache Anbindung an die Maschinenapplikation. Wer sich etwas mit Machine Vision beschäftigt hat, weiß, dass die Synchronisierung zwischen Vision-Applikation und Maschinenapplikation sehr komplex ist. Dieses Problem haben wir für unsere Kunden aus der Welt geschafft. Nach diesem ersten Schritt stellt sich dann meist noch heraus, dass sich durch das Verschmelzen von Vision und Maschinensteuerung noch zahlreiche weitere Vorteile ergeben, die auf den ersten Blick gar nicht erkennbar waren.
Zur SPS IPC Drives stellen Sie nun die ersten Produkte vor.
Waldl: Dies ist eine intelligente Kamera für C-Mount-Objektive, die wir bereits im letzten Jahr als Prototypen vorgestellt haben, sowie eine Version mit integrierten Objektiven von B&R. Zudem gibt es für den Bereich Beleuchtung ein Backlight in zwei verschiedenen Baugrößen sowie ein Barlight, das es als Einzelbarlight sowie in Kombination als Vierfach-, Sechsfach- oder Achtfach-Ringleuchte gibt. Alle Beleuchtungen - inklusive der bereits in der Kamera integrierten - sind jeweils mit vier unterschiedlichen Lichtfarben bestückbar. Wir bieten dafür LEDs im sichtbaren Spektrum, sowie UV und IR an. Die Barlights verfügen zudem über eine außergewöhnliche Funktion: Über einen elektronisch verstellbaren Leuchtwinkel.
Welche Belichtungszeiten sind damit möglich?
Waldl: Es sind Belichtungszeiten mit einer Mikrosekunde bei einer Auflösung von einer Mikrosekunde und der Präzision von hundert Nanosekunden möglich.
Herr Wagner, in den intelligenten Kameras ist bereits die Softwarebibliothek MVTec Halcon integriert. Wie kam es zu der Kooperation?
Gerhard Wagner (MVTec): Wir sehen uns in einer idealen Technologiekombination. B&R stellt als Expertise die Steuerungstechnik für den Maschinenbauer zur Verfügung und MVTec liefert für die Vision-Hardware von B&R die entsprechende Vision-Basistechnologie. B&R hat durch die Integration von Halcon den Zugriff auf die komplette Bildverarbeitungstechnologie bzw. das Know-how von MVTec. Der Anwender kann somit den umfangreichen Halcon-Baukasten - was immer er benötigt - nutzen und anschließend direkt in der Maschine konfigurieren.
Ist es auch möglich eine andere Software zu integrieren?
Waldl: Bisher haben wir unser System zu 100 Prozent auf Halcon ausgelegt. Der Kunde hat aber im Prinzip die Möglichkeit, auf der Basis von Halcon eigene Programme zu entwickeln und in die Kamera zu implementieren.
Wird es neben der Smart Kamera auch irgendwann ein PC-based-Vision von B&R geben?
Waldl: Unser Konzept gibt das auf jeden Fall her.
Bildverarbeitung ist erklärungsbedürftig. Wie hilft B&R den Anwendern bei der Integration?
Waldl: Die Bildverarbeitungsfunktionen, die wir anbieten, sind soweit selbsterklärend, wie es bei dieser Thematik nur irgendwie geht. Wenn es um die richtige Konfiguration der Beleuchtung geht, ist allerdings gegebenenfalls Spezialwissen erforderlich. Zu diesem Thema werden wir Spezialtrainings anbieten - wie wir es zum Beispiel auch bei komplexen Bereichen der Antriebstechnik handhaben. Zudem stehen unsere Applikationsmitarbeiter immer mit Rat und Tat zur Seite, wenn besonderes Know-how erforderlich ist. Unser Ansatz ist es aber, die Bildverarbeitung so einfach wie möglich zu machen.
Warum sind Automatisierungshersteller möglicherweise die besseren Vision-Integratoren?
Waldl: Die SPS- und die Vision-Welt sind heute noch getrennt. Das Problem ist, dass ein Beleuchtungshersteller Beleuchtungen baut, ein Kamerahersteller Kameras und ein Systemintegrator die komplette Vision-Lösung. Wenn ich jetzt die Vision-Lösung mit der Steuerungslösung des Maschinenbauers zusammenführe, benötige ich eine Schnittstelle. Diese führt allerdings dazu, dass die Gesamtlösungen nicht so gut sind, wie sie letzten Endes sein könnten. Mit unserer Lösung verschwinden die Schnittstellen zwischen Bildverarbeitung und Automatisierung und ermöglichen effektivere Maschinen. Das können tatsächlich nur wir als Automatisierungsanbieter leisten. Und genau das ist auch der Grund, wieso wir uns entschlossen haben, eine vollständige Vision-Lösung in unser Automatisierungssystem zu integrieren. (peb)
Über den Einstieg von B&R in den Vision-Markt und die Rolle von MVTec sprach das SPS-MAGAZIN mit Andreas Waldl, Product Manager Integrated Machine Vision bei B&R, sowie Gerhard Wagner, Head of Sales bei MVTec.
Herr Waldl, B&R hat bereits vor einem Jahr das Konzept Integrated Machine Vision vorgestellt.
Andreas Waldl (B&R): Wir haben dies getan, um mit den Kunden ins Gespräch zu kommen. Mit unserem neuen Vision-System können Funktionen wie Code lesen deutlich leichter in eine Automatisierungsumgebung integriert werden. Da sowohl unser Smart Sensor als auch die Smart Camera vollständig in das B&R-System integriert sind, ist nun eine mikrosekundengenaue Kommunikation mit Steuerungen, Antrieben, Sicherheitstechnik und Industrie-PCs aus dem B&R-Portfolio möglich.
B&R Industrial Automation GmbH
Dieser Artikel erschien in SPS-MAGAZIN SPSS 2018 - 19.11.18.Für weitere Artikel besuchen Sie www.sps-magazin.de