Verbindungstechnik für Wellenkraftwerk
Grüne Energie aus dem Meer
Der Münchner Erfinder und Unternehmer Philipp Sinn hat einen Weg gefunden, die Bewegungsenergie, die in den Wellen der Weltmeere steckt, in Strom umzuwandeln. Sein Unternehmen Sinn Power hat das erste Wellenkraftwerk bereits erfolgreich getestet. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Verbindungstechnik.
Bewegungsenergie macht sich die Menschheit mit Wind- und Wassermühlen schon seit vielen Jahrhunderten zunutze. Ein modernes Windrad folgt diesem Prinzip ebenso wie jedes Wasserkraftwerk. Warum nicht auch die Energie der Meereswellen zur Erzeugung von grünem Strom nutzen, dachte sich Philipp Sinn während eines Segeltörns. Wieder zuhause begann er zu tüfteln. Entwickelte ein erstes Konzept, schrieb auf dessen Basis seine Promotion und gründete im Münchener Vorort Gauting sein Unternehmen Sinn Power. Das Einfamilienhaus, in dem er zuvor gewohnt hatte, ist heute zum Firmensitz geworden. Hier entwickeln und bauen Mitarbeiter und studentische Teilzeitkräfte Platinen und Metallteile, Generatoren und Kabel zu Modulen zusammen. Die Module befestigen sie auf Schwimmkörpern mit bis zu drei Metern Durchmesser, die sich mit dem Wellengang heben und senken. Eine Leichtbaukonstruktion verbindet die Module zu schwimmenden Feldern, deren Bewegung über eine zehn Meter lange Hubstange nach oben geführt wird. Bis zu acht Generatoren wandeln die solchermaßen übertragene Wellenbewegung in Elektrizität um.
Testlauf in Heraklion
Mitte 2018 hat das Unternehmen an der Kaimauer der griechischen Hafenstadt Heraklion zwei Module befestigt. Und die bisherigen Erfahrungen sind gut. Selbst bei einem Sturm mit zehn Meter hohem Wellengang blieb die Konstruktion intakt. Das sei der ausgeklügelten Konstruktion und den robusten Komponenten zu verdanken, meint Johannes Stuck, bei Sinn Power zuständig für die Geschäftsentwicklung. Bei Lapp wurde Vertriebsingenieur Hermann Robl auf Sinn Power aufmerksam. Als er hörte, dass jemand im Online-Shop nach Kabeln und Steckern gesucht habe, die sich für den Einsatz in Salzwasser eignen, fuhr er nach München und war sofort fasziniert von den Entwicklungen und Lösungen des jungen Unternehmens. "Diese Technologie hat Riesenpotenzial", ist Robl überzeugt, und so kam es zur Zusammenarbeit: Lapp liefert Verbindungskomponenten und unterstützt die Münchner Entwickler mit technischen Informationen.
Vielversprechende Alternative
Praxistaugliche Wellenkraftwerke könnten die Unberechenbarkeit von Windkraft und Photovoltaik ausgleichen. Denn Windkraftanlagen stehen bei Flaute still, und Solaranlagen liefern keinen Strom, wenn die Sonne nicht scheint. Meereswellen haben demgegenüber einen erheblichen Vorteil: Als Energiequelle sind sie grundlastfähig, wie es im Fachjargon heißt, weil sie rund um die Uhr zuverlässig Strom liefern. Auf dieser Basis und kombiniert mit Photovoltaik und Windkraft lässt sich so ziemlich jede Insel rund um den Globus mit Strom versorgen. Das könnte immense Kosten sparen und den Ausstoß von Treibhausgasen senken. Auf den Inseln der Karibik z.B. kostet die Produktion von Dieselstrom jährlich rund 1,3 Milliarden Euro - von der Luftverschmutzung und dem Schaden für das Klima ganz zu schweigen.
Weiterentwickelte Module
Sinn Power weitet bereits seine Tests aus. In Heraklion gehen drei neue, technisch weiterentwickelte Module an den Start. Im kommenden Jahr soll dann das erste Meereskraftwerk mit 35 Einzelmodulen in Betrieb gehen. Die Datenleitungen dazu, die Verschraubungen und die Kabel zur Leistungsübertragung in der Anlage kommen von Lapp, genauso wie die Steuerleitungen, etwa die Ölflex Robust 210 sowie die Verdrahtung auf den Leiterplatten. Unterseekabel sind zu einem späteren Zeitpunkt geplant. Für Lapp wiederum ist die Kooperation eine gute Gelegenheit, um die eigenen Produkte zu verbessern. So hat Robl vorgeschlagen, die Kabel aus Heraklion nach einem Jahr auszubauen und im hauseigenen Labor zu untersuchen, ob sich der Kunststoff der Kabelverschraubungen verändert hat.
Marktreife in Sicht
Schon in rund zwei Jahren will Philipp Sinn seine Anlagen marktreif haben. Dafür gelte es zunächst vor allem die Kosten zu senken, zum Beispiel durch das Nutzen von Skaleneffekten durch größere Stückzahlen. Oder durch eine Steuerung, die den Wellengang der nächsten Stunden und Tage voraussieht. Bereits in fünf Jahren soll Strom aus einem Sinn-Power-Wellenkraftwerk weniger als zehn Eurocent pro Kilowattstunde kosten. Wie hoch der Preis genau sein wird, hängt logischerweise von den Rahmenbedingungen am jeweiligen Standort ab. Sinn weiß: Wenn seine Anlagen einen Preis in dieser Größenordnung erreichen, ist Strom aus Wellenkraft am Energiemarkt konkurrenzfähig.
Projekte für erneuerbare Energien
Lapp ist seit vielen Jahren in Projekten mit erneuerbaren Energien beteiligt, etwa mit Verbindungssystemen für die Photovoltaik. So war das Unternehmen an der Verkabelung von Windrädern mit integriertem Pumpspeicher im baden-württembergischen Gaildorf beteiligt. Dort hat der Baukonzern Max Bögl Wind mit seinem Naturstromspeicher ein mustergültiges Projekt für die Energiewende gebaut: Wasser aus dem Tal wird mit überschüssigem Strom aus Windenergie in das Speicherbecken gepumpt. Bei Bedarf fließt es wieder talwärts und treibt leistungsfähige Turbinen an. Lapp hat Steuerleitungen, dicke Leistungskabel sowie Datenleitungen für die Windräder geliefert.
Der Münchner Erfinder und Unternehmer Philipp Sinn hat einen Weg gefunden, die Bewegungsenergie, die in den Wellen der Weltmeere steckt, in Strom umzuwandeln. Sein Unternehmen Sinn Power hat das erste Wellenkraftwerk bereits erfolgreich getestet. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Verbindungstechnik.
Bewegungsenergie macht sich die Menschheit mit Wind- und Wassermühlen schon seit vielen Jahrhunderten zunutze. Ein modernes Windrad folgt diesem Prinzip ebenso wie jedes Wasserkraftwerk. Warum nicht auch die Energie der Meereswellen zur Erzeugung von grünem Strom nutzen, dachte sich Philipp Sinn während eines Segeltörns. Wieder zuhause begann er zu tüfteln. Entwickelte ein erstes Konzept, schrieb auf dessen Basis seine Promotion und gründete im Münchener Vorort Gauting sein Unternehmen Sinn Power. Das Einfamilienhaus, in dem er zuvor gewohnt hatte, ist heute zum Firmensitz geworden. Hier entwickeln und bauen Mitarbeiter und studentische Teilzeitkräfte Platinen und Metallteile, Generatoren und Kabel zu Modulen zusammen. Die Module befestigen sie auf Schwimmkörpern mit bis zu drei Metern Durchmesser, die sich mit dem Wellengang heben und senken. Eine Leichtbaukonstruktion verbindet die Module zu schwimmenden Feldern, deren Bewegung über eine zehn Meter lange Hubstange nach oben geführt wird. Bis zu acht Generatoren wandeln die solchermaßen übertragene Wellenbewegung in Elektrizität um.
U.I. Lapp GmbH
Dieser Artikel erschien in SPS-MAGAZIN Hannover Messe 2019 - 26.03.19.Für weitere Artikel besuchen Sie www.sps-magazin.de