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Kundentag für KMU bei Dematic

Dynamisch gestapelt

Anlässlich eines KMU-Kundentags versammelte Intralogistik-Spezialist Dematic am 14. März Vertreter von kleinen und mittleren Unternehmen im Ruhr Inn Hotel in Hattingen, um diese über mögliche Intralogistiklösungen zu informieren. Im Fokus stand dabei vor allem das kompakte Stückgut-Kommissioniersystem AutoStore.

Bild: Dematic GmbHBild: Dematic GmbH
AutoStore ist ein Stückgut-Komissioniersystem, das aus mobilen Robotern, einem Aluminiumraster und Behältern zur Warenlagerung besteht.

In einem einleitenden Vortrag begrüßte Peter Bimmermann, Geschäftsführer von Autostore System, die Teilnehmer. Anschließend referierte Patrik Kelleter, Solution Manager IT bei Dematic, zum Thema Integrationsszenarien bedarfsorientierter Softwarelösungen, während Dirk Stolten, Serviceleiter Region West bei Dematic, das Thema Predictive Maintenance in der Intralogistik näher beleuchtete. Dabei ging es vor allem um Sicherheitsvorkehrung für die wartenden Mitarbeiter sowie um Frequenzanalysen und Remoteservices. Stijn Desmet, Solution Development Engineer von Dematic in Belgien, ging dann nach dem theoretischen Teil in die Praxis über und stellte ein Realszenario beim E-Commerce-Dienstleister Active Ants vor, der ein Lager für eine Vielzahl von Online-Shops bereithält. Für die dynamische Lagerhaltung kommt hier AutoStore zum Einsatz. Das System konnte innerhalb von sieben Monaten implementiert werden und wurde bereits im April 2016 in Betrieb genommen. Seitdem konnte der Dienstleister seine Kapazitäten kontinuierlich steigern und erweiterte sein System bis Januar 2019 auf 60.000 Kommissionierbehälter sowie 56 autonome Roboter. Die Produktivität im Lager ließ sich von 500 Behältern pro Stunde auf 1.400 Behälter pro Stunde steigern.

16 Ebenen, acht autonome Roboter, 1.100 Picks pro Tag

Nach einer kurzen Pause und der Gelegenheit zum Networking ging es für die Teilnehmer weiter zur Firma C.E. Pattberg, einem europaweit führenden Geschenk- und Dekorationsbandhersteller, um das AutoStore-System live zu besichtigen. In seiner einleitenden KeyNote referierte Daniel Pattberg, Geschäftsführer von C.E. Pattberg, zunächst über seine Erfahrungen mit der AutoStore-Anlage. Auf der anschließenden Live-Tour konnten die Teilnehmer sich ein eigenes Bild von dem Stückgut-Kommissioniersystem machen. C.E. Pattberg produziert rund 4.500 verschiedene Geschenk- und Dekorationsbänder, mit denen das Unternehmen Einzelhandelsketten und gewerbliche Endkunden versorgt. Die Anlage wurde im Sommer 2018 installiert, um Lagerung und Kommissionierung insbesondere in Spitzenzeiten zu verbessern. Das System nimmt insgesamt 170m2 Platz im Lager in Anspruch. Aufgebaut ist es wie ein Behälterturm: Auf 16 Ebenen sind insgesamt 7.800 Kisten gestapelt. Hier finden die bis zu 4.500 verschiedenen Geschenk- und Dekorationsbänder Platz, die in unterschiedlichen Mengen gelagert werden. Auf der Oberfläche des Systems, einem Aluminiumraster, fahren acht autonome Roboter, die bei Auftragseingang automatisch auf die benötigten Artikelbehälter zugreifen und eine Geschwindigkeit von 1.100 Picks/Tag erreichen. Vervollständigt wird die Anlage durch zwei Kommissionierstationen, zu denen die Roboter die Waren automatisch befördern. Dort werden sie dann manuell gepickt und für den Versand verpackt. Aktuell nutzt das Unternehmen eine der Kommissionierstationen für die Ein- und die andere für die Auslagerung der Waren. Die Anlage ist aber jederzeit erweiterbar. "Rund 70 Prozent unserer Aufträge decken wir allein mit den Produkten ab, die im AutoStore-System gelagert sind", erzählt Pattberg. Je nach Größe der Artikel lagert das Unternehmen zwischen 13 und 300 Einheiten pro Behälter.

Schnelle Erfolge

Erste Erfolge durch die Umstellung auf das neue System stellten sich schnell ein. Die Durchsatzgeschwindigkeit ließ sich deutlich erhöhen. Dadurch spart das Unternehmen sowohl Betriebs- als auch Personalkosten. Da wesentlich weniger Wege abgelaufen werden müssen, arbeitet das Personal außerdem effizienter. Auch lange Einarbeitungszeiten neuer Mitarbeiter gehören der Vergangenheit an. Denn Produktkenntnisse, die bei der manuellen Kommissionierung unerlässlich waren, sind nicht mehr notwendig: Gepickt wird das, was das System automatisch anliefert. Dadurch ist zusätzlich die Fehleranfälligkeit bei der Auftragszusammenstellung gesunken. Zuvor lagerten aus Platzgründen bis zu vier unterschiedliche Artikel auf einer Palette, heute gibt es pro Behälter nur einen. Die Software hinter dem AutoStore-System übermittelt außerdem Daten, wie z.B. die Anzahl der Packstücke, automatisch an den Versand. Auch Etiketten werden gedruckt, ohne dass weitere Eingaben nötig sind. Handschriftliche Notizen entfallen dadurch komplett. Die Integration der für die Anlage notwendigen IT stellte dabei keine Probleme dar. Über eine Schnittstellenprogrammierung werden die Daten automatisch an das ERP-System des Geschenk- und Dekorationsbandherstellers übermittelt. Sollte einmal ein Roboter ausfallen, arbeitet das System weiter, mit leicht reduzierter Geschwindigkeit, es kommt nicht zu einem Anlagenstillstand.

Das System im Detail

Die mobilen Roboter des Systems sind mit zwei Radsätzen ausgestattet, um auf dem Raster in zwei Richtungen fahren zu können. So sind für die Roboter alle Positionen im Raster erreichbar. Sie sind mit einem elektromechanischen Hubsystem zum Abholen, Transportieren und erneuten Einlagern der Behälter ausgestattet. Die Roboter kommunizieren per Wi-Fi mit dem Steuersystem und werden bei Bedarf automatisch aufgeladen. Eine mobile Einheit besitzt ein Gewicht von 145kg (inkl. Batterien, ohne Ladung). Sie lässt sich maximal mit 30kg belasten (+5kg Behältergewicht) und erreicht eine maximale Geschwindigkeit von 3,1m/s, was etwa 11km/h entspricht. Bei den Behältern handelt es sich um völlig plane Basiscontainer zur Warenlagerung. Sie können je nach Anwendung (z.B. antistatische Behälter für die Elektroindustrie) aus unterschiedlichen Materialien hergestellt sein. Das maximale Ladegewicht beträgt 30kg. Die Behälter sind in drei Formaten verfügbar: hoher Behälter mit 603x403x403mm, mittlerer Behälter mit 603x403x312mm oder niedriger Behälter mit 603x403x202mm. Das Raster, auf dem sich die mobilen Einheiten bewegen, ist eine Struktur aus Aluminium, die in rechteckige Zellen unterteilt ist. In jeder Zelle ist Platz für mehrere aufeinander gestapelte Behälter. Es sind Konfigurationen mit unterschiedlichen Höhen und Formen möglich, sodass das System individuell nach Kundenanforderungen angepasst werden kann. Die maximale Bauhöhe des Rasters beträgt 6m. (fiz)

Dematic GmbH

Dieser Artikel erschien in ROBOTIK UND PRODUKTION 3 2019 - 21.08.19.
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