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Kommentar von Prof. Dr. Thomas Riehm, Universität Passau

Wem gehören die Daten?

Daten sind nicht nur das 'Öl der digitalen Wirtschaft', sondern Gegenstand einer neuartigen Wertschöpfungskette. In Zeiten von Industrie 4.0 wächst daher die Konkurrenz um die Daten zusehends. Hier stellt sich die Frage: Trägt das gegenwärtige Recht dieser Entwicklung Rechnung?

Bild: ©Eisenhans/Fotolia.com

Der Hauptgrund für das Wachstum der Konkurrenz um die Daten ist in ihrem Wert begründet. Dies hat auch die EU-Kommission erkannt, die schon vor - in digitalen Maßstäben - sehr langer Zeit, im Jahr 2015 prognostiziert hat, was im Markt der Daten auf uns zu kommt. So wurde geschätzt, dass bis 2020 ca. 16 Zettabyte nutzbare Daten im Umlauf sein werden. Um das greifbar zu machen: Bei geschätzten acht Miliarden Erdbewohnern wären dies zwei Terabyte an nutzbaren Daten pro Person. Hierbei handelt es sich um einen Schatz, mit dem sich eine beträchtliche Summe Geld verdienen lässt. Doch die Metapher, dass die Daten das neue Öl seien, funktioniert im doppelten Sinn: Zum einen gibt es - ähnlich dem Ölrausch - geradezu einen Datenrausch: Alle versuchen, Daten zu sammeln und damit weiterzuarbeiten, weil Daten quasi bares Geld sind. Sie sind aber auch in einem zweiten Sinne das Öl der Wirtschaft, nämlich als Schmiermittel: Wer über Daten verfügt, kann Prozesse beschleunigen und Interaktionen leichter gestalten. Darüber hinaus werden neue Wertschöpfungsketten gebildet, die auf Daten basieren. Ein einzelnes Datum entsteht, wird also produziert, dann gesammelt, analysiert, weiterverarbeitet - sozusagen veredelt - und dient so als Grundlage neuer Geschäftsmodelle, also letztlich zur Innovation. Das Schöne - und für Juristen unglaublich schwierige - an Daten ist, dass sie ortslos und vollkommen mobil sind. Sie lassen sich, anders als z.B. Industrieanlagen, nicht vor Ort regulieren, sondern Daten fließen letztlich dahin, wo die geringsten Widerstände sind. Auch das ist ein Teil der Ölmetapher. Ein weiteres Problem aus juristischer Sicht ist, dass sie nicht rival sind, das heißt dieselben Daten können gleichzeitig von vielen Leuten genutzt werden. Dass sie weltweit gleichzeitig verfügbar sind, macht es schwer sie zu schützen, sie sind also sozusagen sehr verletzlich.

Universität Passau

Dieser Artikel erschien in SPS-MAGAZIN 5 2019 - 15.05.19.
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