Transformationsatlas der IG Metall
Viele Arbeitgeber haben keine Strategie zur Bewältigung der Transformation
Die IG Metall hat den Transformationatlas vorgestellt, der aus einer Befragung von 2.000 Betrieben mit insgesamt 1,7Mio. Beschäftigten hervorgegangen ist. Demnach sieht die Gewerkschaft unter anderem Verbesserungspotenzial bei Personalplanung und Mitarbeiter-Qualifizierung. Die Teilnehmer rechnen des Weiteren mittelfristig mit einem Beschäftigungsabbau.
Viele Unternehmen im Organisationsbereich der IG Metall sind auf den digitalen und ökologischen Wandel nicht vorbereitet - das geht aus dem Transformationsatlas hervor, den die Gewerkschaft vorgestellt hat. "Knapp die Hälfte der Betriebe haben keine oder keine ausreichende Strategie zur Bewältigung der Transformation. Betriebe und Beschäftigte müssen sich auf neue Qualifikationen und zum Teil auch neue Geschäftsmodelle einstellen. Die dazu notwendige Fähigkeit zur Veränderung ist allerdings erst in Ansätzen bemerkbar. Wenn sich die Unternehmen weiterhin so defensiv verhalten, spielen sie Roulette mit der Zukunft der Beschäftigten", sagt Jörg Hofmann, Vorsitzender der IG Metall.
Datengrundlage zur Gestaltung der Transformation
Der Transformationsatlas ist eine Bestandsaufnahme zur Digitalisierung und zum ökologischen Wandel auf der Basis von Daten aus knapp 2.000 Betrieben mit rund 1,7Mio. Beschäftigten. Aus den Angaben der Betriebsräte und Vertrauensleute, die den Fragenkatalog bearbeitet haben, soll sich ein Bild vom Stand der Digitalisierung, der Strategie und Unternehmensentwicklung, der Beschäftigungsstruktur, der Personalentwicklung und Qualifizierung sowie über die Mitbestimmung und die Einbeziehung der Beschäftigten ergeben. Der Atlas dient als Datengrundlage für die Strategie der IG Metall zur Gestaltung der Transformation.
Beschäftigungsabbau in Fertigung und Montage
Wie aus dem Atlas hervorgeht, gehen die Teilnehmer davon aus, dass vor allem die Arbeit in der Fertigung und Montage, in der Verwaltung und Logistik sowie in der Technischen Kundenbetreuung massiv von der Digitalisierung betroffen sein werden. Die dortigen Arbeitsplätze enthalten große Anteile an Tätigkeiten, deren Profil sich verändern wird oder die teilweise entfallen könnten. 57 Prozent der Beschäftigten in den beteiligten Betrieben üben Tätigkeiten mit einem hohen Potenzial für eine Substituierung aus. "Die Betriebe stehen erst am Beginn der Transformation, doch schon jetzt ist abzusehen, dass es mittelfristig zu einem Beschäftigungsabbau kommen wird, der sich nach Regionen und Branchen unterscheidet. Die höchsten Rückgänge erwarten wir in Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten", sagte Rudolf Luz, Bereichsleiter Betriebspolitik beim Vorstand der IG Metall. Besonders die Automobil- und die Zulieferindustrie werde durch den Technologiewandel stark verändert, teilt die Gewerkschaft mit: In 54 Prozent der Betriebe dieser Branche wird damit gerechnet, dass die Zahl der Arbeitsplätze sinken wird. "Vor allem für Zulieferer kann die Transformation existenzgefährdend werden, wenn sie nur über wenig Kapital und keine tragfähigen neuen Geschäftsmodelle verfügen", sagte Hofmann. Angesichts dieser Ergebnisse fordert der Vorsitzende von den Arbeitgebern, Vorsorge zu treffen und die Betriebe auf die Transformation einzustellen: "Die Unternehmen müssen die anstehenden Veränderungen offensiv angehen. Dazu gehören Investitionen in neue Produkte, Prozesse und in neue Geschäftsmodelle. Nötig ist auch eine vorausschauende Personalplanung und betriebliche Qualifizierung, um sicherzustellen, dass die Betriebe den Wandel bewältigen können". Berufliche Weiterbildung dürfe sich nicht mehr auf Spezialisten und Führungskräfte beschränken. Hofmann: "Dieser Wandel kann nur zusammen mit den Beschäftigten gelingen. Der Betriebsrat braucht deshalb mehr Mitbestimmungsrechte bei der betrieblichen Weiterbildung, der Personalplanung und bei strategischen Fragen."
Politik in der Verantwortung
Auch die Politik sieht die Gewerkschaft bei der digitalen und ökologischen Transformation in der Verantwortung. Viele Betriebe würden auch deshalb auf Sicht fahren, weil über die Rahmenbedingungen der Energie- und Mobilitätswende weiter Unklarheit besteht. Dazu gehören auch notwendige Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur, so die Gewerkschaft. Für Regionen, die vom Strukturwandel besonders betroffen sind, müssten Strukturfonds aufgelegt werden, um die Veränderungen abzufedern. Handlungsbedarf sieht die IG Metall auch bei einem Transformationskurzarbeitergeld. Wenn durch den Strukturwandel Arbeitsvolumen wegbricht, können die Beschäftigten mit diesem neuen arbeitsmarktpolitischen Instrument in einem Betrieb gehalten und zugleich für die Arbeit an neuen Produkten geschult werden. Hofmann: "Wir brauchen das Transformationskurzarbeitergeld als Beschäftigungsbrücke, wenn Entlassungen vermieden werden sollen."
mst/IG Metall
Die IG Metall hat den Transformationatlas vorgestellt, der aus einer Befragung von 2.000 Betrieben mit insgesamt 1,7Mio. Beschäftigten hervorgegangen ist. Demnach sieht die Gewerkschaft unter anderem Verbesserungspotenzial bei Personalplanung und Mitarbeiter-Qualifizierung. Die Teilnehmer rechnen des Weiteren mittelfristig mit einem Beschäftigungsabbau.
Viele Unternehmen im Organisationsbereich der IG Metall sind auf den digitalen und ökologischen Wandel nicht vorbereitet - das geht aus dem Transformationsatlas hervor, den die Gewerkschaft vorgestellt hat. "Knapp die Hälfte der Betriebe haben keine oder keine ausreichende Strategie zur Bewältigung der Transformation. Betriebe und Beschäftigte müssen sich auf neue Qualifikationen und zum Teil auch neue Geschäftsmodelle einstellen. Die dazu notwendige Fähigkeit zur Veränderung ist allerdings erst in Ansätzen bemerkbar. Wenn sich die Unternehmen weiterhin so defensiv verhalten, spielen sie Roulette mit der Zukunft der Beschäftigten", sagt Jörg Hofmann, Vorsitzender der IG Metall.
IG Metall
Dieser Artikel erschien in INDUSTRIE 4.0-MAGAZIN 12 2019 - 19.06.19.Für weitere Artikel besuchen Sie www.i40-magazin.de