Interview mit Claus Kleedörfer, TE Connectivity
"Deutlich besser positioniert"
Die Firma TE Intercontec ist auf dem Markt für Motoranschlusstechnik seit langem ein etablierter Player. Im Gespräch mit dem SPS-MAGAZIN zeigt Global Product Manager Claus Kleedörfer aktuelle Trends in der Motor-Connectivity auf sowie neue Produkte und beschreibt die Positionierung innerhalb der TE-Gruppe.
Herr Kleedörfer, welche Trends beschäftigen aktuell die Verkabelung von Antrieben?
Claus Kleedörfer: Wir sehen im Bereich der Servomotor-Verbindungstechnik zwei ganz klare Trends. Einer davon ist die weiter fortschreitende Miniaturisierung und der andere geht in Richtung Einkabellösungen. Was die Miniaturisierung angeht, haben wir im TE Intercontec-Portfolio neue Produkte für die klassischen europäischen Märkte - z.B. M12-Lösungen mit Schnellanschlusstechnik, die Leistungs-, Bremsen- und Datenverbindung kombinieren. Aber auch für kostensensible Märkte wie den asiatischen Raum, finden sich Neuheiten in unserem Programm. Hier sind ja traditionell weniger runde als eckige Steckverbinder und weniger Metall- als Kunststoffgehäuse gefragt. TE Connectivity hat neue Verbindungslösungen, die komplett auf die Anforderungen der dortigen Märkte ausgerichtet sind.
Sind die unterschiedlichen Anforderungen wirklich so stark nach Regionen geclustert?
Kleedörfer: Ja. Das beruht einfach auf den verschiedenen Historien oder Gewohnheiten aber natürlich auch auf den spezifisch geltenden Standards und Normen. TE Connectivity kann Kunden aus seinem vielfältigen Produktspektrum sehr gut bei einem weltweiten Auftreten unterstützen und die jeweils vorherrschenden Vorlieben abdecken. Ganz unabhängig von Bauform und Performance gilt aber: Die Qualität der Steckverbinder muss heute überall gleich hoch sein.
Und was tut sich bei den Einkabellösungen?
Kleedörfer: Im Bereich der Einkabellösungen, in dem TE Intercontec ein Spektrum von miniaturisierten Steckverbindern bis zu Modellen für sehr große Leistungen anbietet, gibt es aktuell auch verschiedene Trends: Zum einen werden Datensignale immer robuster gegen Störungen, so dass im Steckverbinder oft auf eine separate Schirmung der Zweidrahtleitung verzichtet werden kann - was sowohl bei den Komponenten selbst als auch bei deren Verdrahtung durchaus Kosteneinsparungspotenzial eröffnet. Zum anderen wechseln die ersten Hersteller von der klassischen Zweidrahttechnik auf eine Coaxial-Datenübertragung, mit der sich deutlich längere Distanzen - bis zu 200m - im Bereich der Motor-Connectivity realisieren lassen. Ein weiterer Trend, der sich beobachten lässt, geht in Richtung smarter Komponenten.
Was bedeutet für Sie smart in diesem Kontext?
Kleedörfer: Ein gutes Beispiel ist der Motorsteckverbinder mit Chip, den wir auf der vergangenen SPS-Messe in Nürnberg gezeigt haben. Die integrierte NFC-Technik bindet die Komponente an das industrielle IoT an, so dass der Anwender z.B. wichtige Daten zum Stecker und der Anwendung jederzeit auslesen kann.
Lassen sich darüber auch Aspekte der Predictive Maintenance abbilden?
Kleedörfer: Das ist heute noch nicht so weit. Was schlicht und einfach daran liegt, dass sich die Implementierung der nötigen Sensorik heute in der Regel nicht wirtschaftlich sinnvoll darstellen lässt - höchstens bei sehr systemkritischen Anlagenteilen werden entsprechende Mehrkosten akzeptiert. Indirekt kann unser smarter Steckverbinder aber durchaus zur Instandhaltungsstrategie beitragen, denn über den Chip kann der Anwender natürlich genau auf das Installationsdatum und die bereits absolvierte Laufzeit von Stecker und Verkabelung schließen.
Kommen wir nochmal zurück zur Einkabeltechnik. Hier gibt es ja mittlerweile etliche Standards auf dem Markt. Wie sehen Sie diese Entwicklung als Lieferant für die Verbindungstechnik?
Kleedörfer: Wir können die verschiedenen Herstellerstandards mit unserem Portfolio sehr gut abdecken, weil sie allesamt auf einer geschirmten Zweidrahtleitung basieren - die Protokolle sind unterschiedlich, aber die Physik dahinter ist entweder RS485 oder Ethernet. Die weiteren Anforderungen der Kunden, z.B. hinsichtlich Bremse oder Erdungskontakt, decken wir durch die flexible Plattform der TE Intercontec-Steckverbinderfamilie mit entsprechenden Varianten ab.
Wie schätzen Sie die heutige Verbreitung von Einkabellösungen und das mittelfristige Marktpotenzial dieser Technik ein?
Kleedörfer: Ich gehe davon aus, dass Einkabellösungen aktuell 10 bis 15 Prozent der Antriebsapplikationen abdecken. Mittelfristig wird der Marktanteil wohl auf rund 40 Prozent anwachsen. Zweikabellösungen werden aber auch künftig ihre Relevanz behalten, z.B. weil deren Standardleitungen und -stecker günstiger sind und ohne Fachkenntnis installiert werden können.
Was Motorsteckverbinder angeht, kann die Firma TE Intercontec ja schon lange eine hohe Marktdurchdringung vorweisen. Was hat sich hier seit der Übernahme von TE getan?
Kleedörfer: Die Anzahl der Kunden, die wir mit Motorverbindungstechnik beliefern, ist nochmals gewachsen. Wir sind zudem mit weiteren potenziellen Neukunden im Gespräch. Zum Einen können wir dazu bereits bestehende Geschäftsbeziehungen in anderen Teilen der Unternehmensgruppe gut nutzen. Zum Anderen sind wir als Technologieführer durch den globalen Footprint von TE jetzt auch außerhalb von Europa deutlich besser positioniert. Darüber hinaus ist auch das Lösungsportfolio für Motor-Connectivity ein ganz anderes als vor der Akquisition.
Was heißt das konkret?:
Kleedörfer: Vor der Übernahme ist TE Intercontec ausschließlich mit seiner Steckverbinderplattform aufgetreten. Im Zusammenspiel mit den anderen Kompetenzbereichen von TE Connectivity bekommt der Anwender auf Wunsch ein stimmiges Gesamtpaket, von der Verbindungstechnik über den Chip der Antriebssteuerung oder die Spule des Servomotors bis hin zur passenden Temperatursensorik. So bedeutet die Integration in die TE-Gruppe für TE Intercontec letztlich nicht nur weltweite Rückendeckung, sondern auch ein ganz neues Verständnis als Systemlieferant.
Wie geht es weiter mit TE Intercontec? Bitte geben Sie einen Ausblick.
Kleedörfer: TE Intercontec ist innerhalb des TE-Verbunds als Center of Excellence für Motor-Connectivity positioniert. Das bedeutet: Die gesamten Engineering-, Produktmanagement- und Marketing-Aktivitäten sind und bleiben am Standort in Niederwinkling gebündelt - einschließlich des Bereichs der Motorfeedback-Systeme. Kompetenzen und Portfolio wurden also ganz klar aufgewertet und ausgebaut. Was wir aber nach wie vor beibehalten haben, ist die Philosophie, sehr eng mit Schlüsselkunden passende Lösungen zu entwickeln und diese schnell umzusetzen - ganz im Sinne einer kurzen Time-to-Market. So wollen wir als Innovationstreiber auch weiterhin Trends setzen und de facto Standards etablieren. (mby)
Die Firma TE Intercontec ist auf dem Markt für Motoranschlusstechnik seit langem ein etablierter Player. Im Gespräch mit dem SPS-MAGAZIN zeigt Global Product Manager Claus Kleedörfer aktuelle Trends in der Motor-Connectivity auf sowie neue Produkte und beschreibt die Positionierung innerhalb der TE-Gruppe.
Herr Kleedörfer, welche Trends beschäftigen aktuell die Verkabelung von Antrieben?
Claus Kleedörfer: Wir sehen im Bereich der Servomotor-Verbindungstechnik zwei ganz klare Trends. Einer davon ist die weiter fortschreitende Miniaturisierung und der andere geht in Richtung Einkabellösungen. Was die Miniaturisierung angeht, haben wir im TE Intercontec-Portfolio neue Produkte für die klassischen europäischen Märkte - z.B. M12-Lösungen mit Schnellanschlusstechnik, die Leistungs-, Bremsen- und Datenverbindung kombinieren. Aber auch für kostensensible Märkte wie den asiatischen Raum, finden sich Neuheiten in unserem Programm. Hier sind ja traditionell weniger runde als eckige Steckverbinder und weniger Metall- als Kunststoffgehäuse gefragt. TE Connectivity hat neue Verbindungslösungen, die komplett auf die Anforderungen der dortigen Märkte ausgerichtet sind.
TE Connectivity Germany GmbH
Dieser Artikel erschien in SPS-MAGAZIN 9 2019 - 16.09.19.Für weitere Artikel besuchen Sie www.sps-magazin.de