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Heiko Huber, Techfounders, und Severin Diepold, Syskron X, zum Thema KI

Kein Abbruch des Trends?

Die industrielle Produktion bietet großes Potenzial für den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Kognitive Systeme können digitale Informationen aus Sensordaten und Netzen aufnehmen und daraus auf Basis von lernenden Algorithmen Schlussfolgerungen, Entscheidungen und Handlungen ableiten. Während Heiko Huber, Managing Director von Techfounders, einen Einblick gewährt, wie präsent das Thema KI für Tech-Startups ist, beschäftigt sich Severin Diepold, Managing Director von Syskron X, mit der Frage, ob die hohen Erwartungen an KI in der Getränkeindustrie erfüllt werden können.

Bild: Syskron X GmbHBild: Syskron X GmbH
Severin Diepold, Managing Director der Syskron X

Die Geschwindigkeit, mit der sich KI weiterentwickelt und Einzug in neue Anwendungsgebiete hält, ist seit einigen Jahren extrem hoch. Während in unseren Batches in der Vergangenheit durchschnittlich ca.

Bild: TechfoundersBild: Techfounders
Heiko Huber, Managing Director TechFounders

zehn Prozent der Teams künstliche Intelligenz für ihr Produkt nutzten, lag allein der Anteil in unseren letzten beiden bei 40 bis 50 Prozent. Dabei geht es schon lange nicht mehr ausschließlich um typische Themen wie Sprachassistenten oder autonomes Fahren. Großes Potenzial sehen unsere Gründer und Firmenpartner momentan in operativen Bereichen wie Produktion, Logistik und R&D, aber auch in den Bereichen Customer Service und Sales. Das Startup MotionMiners kombiniert z.B. Daten eines hochgenauen Bewegungssensors mit Machine-Learning-Algorithmen und deckt auf diese Weise Verbesserungspotenziale im Bereich Produktivität, Effizienz und Mitarbeiterergonomie auf. Ein anderes Team namens Remberg hilft mit ihrem cloudbasierten Asset-Relationship-Managementsystem Herstellern, Dienstleistern und Betreibern von Maschinen unternehmensübergreifend zusammenzuarbeiten. Das ARM-System digitalisiert die installierte Basis an Maschinen und kann so zukünftig mit KI unter anderem den Bedarf an Ersatzteilen für Maschinenhersteller, aber auch Betreiber in der Produktion vorhersagen. Potenzial sehen wir außerdem bei allen Anwendungsfällen, bei denen bisher entweder zu wenig Daten zum Trainieren der neuronalen Netze vorhanden waren oder hohe Anforderungen an die Echtzeitfähigkeit bei hoher Komplexität gestellt wurden. Erium hat hierfür eine Lösung entwickelt, mit der komplexe Produktionsprozesse auch ohne große Datenmengen verbessert werden können. So lassen sich Anlaufphasen verkürzen und teurer Ausschuss vermeiden. Bedeutet dies, dass Startups ohne KI bald chancenlos sind? Nein, sicherlich nicht - es wird auch zukünftig Produkte geben, die gänzlich ohne künstliche Intelligenz auskommen. Allerdings sehen wir auch keinen Abbruch des Trends. Fast täglich vermeldet die KI-Szene neue, bisher für nicht möglich gehaltene Erfolge.

Mit zunehmender Digitalisierung in der Produktion hat auch in der Getränkeindustrie das Thema künstliche Intelligenz zu sehr hohen Erwartungen geführt. Jedoch sind diese zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer mit den Möglichkeiten und der Realität vereinbar. Denn obwohl die informationstechnologischen Grundlagen für künstliche Intelligenz gelegt wurden, befinden wir uns gerade in dieser Wirtschaftsbranche erst im Anfangsstadium der Entwicklung. Aus diesem Grund macht sich, wie im Gartner Hype Cycle beschrieben, mittlerweile eine gewisse Ernüchterung breit. Es kommt, nachdem wir den sogenannten Peak of inflated expectations überschritten haben, aktuell zu einem Rückgang in der Wahrnehmung und wir befinden uns auf dem Weg in das Tal der Enttäuschung. Doch nach Erreichen der Talsohle wird das bessere Verständnis der Technologie sowie die Akzeptanz der Grenzen und Möglichkeiten wieder zu einem Anstieg im Interesse führen. Und letztendlich, nach zwei oder drei Generationen, wird die künstliche Intelligenz das Plateau of Production erreichen, sprich: KI wird im Bereich des Möglichen für die Getränkeindustrie verfügbar sein, in der Produktion ankommen und genutzt werden. Um dies zu erreichen, ist es allerdings wichtig, dass Unternehmen die bisherigen Errungenschaften, wie z.B. Softwarelösungen zur Erhebung von Daten oder die ersten Schritte bei Predictive und Preventive Maintenance, weiterentwickeln und sich von dem aktuellen Rückgang in der Wahrnehmung nicht beeinflussen lassen.

TeDo Verlag GmbH

Dieser Artikel erschien in ROBOTIK UND PRODUKTION 4 2019 - 01.10.19.
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