Zehn Jahre Robotereinsatz bei Sembach
"Oskar der Roboter"
Der Automatisierungsgrad bei Sembach Technical Ceramics ist hoch. Vollautomatische Fertigungsinseln produzieren jährlich rund 600 Millionen Keramikkomponenten. Seit zehn Jahren kommen dabei Roboter von Mitsubishi Electric zum Einsatz. Anlässlich dieses Jubiläums hat sich ROBOTIK UND PRODUKTION mit CEO Martin Sembach darüber unterhalten, welche Bedeutung Automatisierung und Robotik für die Fertigung Technischer Keramik haben.
Herr Sembach, seit zehn Jahren setzen Sie Roboter in Ihrer Produktion ein. Wie kam es dazu?
Martin Sembach: Die Tätigkeiten, die die Roboter ausführen, sind von menschlicher Hand heute nicht mehr denkbar. Bei 600 Millionen Teilen, die im Jahr bei Sembach produziert werden, ist eine manuelle Bewegung jedes Teilchens unmöglich. Unser erster Roboter wurde im Bereich Trockenpressen eingesetzt. Die Aufgabenstellung war, Teile aus der Presse aufzunehmen, zu verputzen und auf einer Brennplatte abzulegen - und zwar so, dass viele Teile auf einmal dicht an dicht auf der Brennplatte platziert werden. Das konnte nur unser neuer elektronischer Mitarbeiter Oskar leisten, benannt nach dem Firmengründer.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ihren Robotern Namen zu geben?
Sembach: Für uns sind auch die Roboter Mitarbeiter. Sie tragen entscheidend zum Produktionsergebnis bei und haben sich deshalb einen Namen aus der Sembach-Ahnengalerie verdient. Nur langsam gehen uns nach 26 eingesetzten Robotern die Namen aus der Firmenhistorie aus; inzwischen sind auch schon die jüngeren Familienmitglieder vertreten. Aktuell befindet sich eine neue Roboterinsel im Bau, bei der Valentin zum Einsatz kommen soll, benannt nach einem Sohn meiner Cousine.
Gibt es auch einen Roboter namens Martin und wo wird er eingesetzt? Sembach: Selbstverständlich! Mein Double in der Produktion ist dafür zuständig, Brennhilfsmittel zu einem Stapel zu schlichten. Warum haben Sie sich für Roboter von Mitsubishi Electric entschieden?
Sembach: Unser erster Roboter sollte möglichst klein und wendig sein und knifflige Drehungen auf engstem Raum ausführen können. Die imposanten Roboter, wie sie in anderen Industriezweigen zum Einsatz kommen, wären überdimensioniert gewesen. Bei Mitsubishi Electric sind wir zu einem sehr guten Preis/Leistungs-Verhältnis fündig geworden. Zudem ist unser Ansprechpartner stets greifbar und unterstützt uns bei Fragen, z.B. zur Programmierung.
Wie haben denn die Mitarbeiter vor zehn Jahren reagiert, als Sie Roboter einführen wollten, um Tätigkeiten schneller und effizienter ausführen zu können? Sembach: Zunächst gab es bei einigen Mitarbeitern Vorbehalte. Aber schnell hat man gesehen, welche Erleichterung der Robotereinsatz auch für die Mitarbeiter bedeutete. Tatsächlich übernehmen die Roboter stupide und körperlich beanspruchende und beeinträchtigende Tätigkeiten, die unsere Mitarbeiter heute nicht mehr ausüben wollten. Die Aufgaben für unsere Mitarbeiter sind dagegen anspruchsvoller geworden. Ein Mitarbeiter bedient jetzt bis zu fünf Maschinen und muss sich dabei mit der Programmierung der Maschinen, Qualitätskontrollen sowie vorbeugender Instandhaltung auskennen. Wurden denn Mitarbeiter durch Roboter ersetzt?
Sembach: Nein, nicht die Mitarbeiter wurden ersetzt, sondern bestimmte Tätigkeiten werden nun durch Roboter ausgeführt. Unsere Mitarbeiterzahl liegt in den letzten Jahren relativ konstant bei rund 250 Personen; das aber bei deutlich steigendem Umsatz. Es war nie ein Thema, Personal einzusparen, sondern vielmehr Abläufe zu verbessern und anspruchsvollere Stellen zu schaffen. Natürlich gibt es auch Mitarbeiter, die sich mit Automatisierung und Robotik nicht identifizieren können. Aber auch hierfür haben wir genügend Aufgaben, bei denen noch zu 100 Prozent der Mensch gefragt ist.
Wie hat die Automatisierunstechnik Einzug in Ihr Unternehmen gehalten? Sembach: Es waren ursprünglich Verputzautomaten, mit denen wir in die Automatisierung gestartet sind. Wenn die Teile aus der Presse kamen, wurden sie linear getaktet und mit Pinselchen und Messerchen entgratet. Das lief automatisch. Im Anschluss mussten die Teile aber von Hand auf die Brennunterlage gelegt und diese Brennunterlagen aufgestapelt werden. Diesen Vorgang übernehmen inzwischen nur noch Roboter. Zudem verfügen wir über viele kleinere Fertigungsinseln, an denen circa 70 verschiedene Artikel gleichzeitig vollautomatisiert produziert werden. Darüber hinaus läuft auch die optische 100%-Prüfung mit Kamerasystemen automatisiert ab. Hier haben wir sehr viel Erfahrung aufgebaut und fertigen die Prüfanlagen inzwischen auch komplett eigenständig. Wie arbeitet ein Roboter bei Ihnen im Bereich Trockenpressen genau?
Sembach: Wenn wir ein neues Produkt einrichten, wird das Teil zunächst in der Formgebungsmaschine hergestellt. Im nächsten Schritt nimmt der Roboter das Teil und führt weitere Arbeiten durch, z.B. Entgraten, Reinigen oder Ausblasen. Schließlich legt der Roboter die Teile auf der temperaturbeständigen Brennunterlage ab. Ein anderer Roboter schichtet die Platte anschließend auf einen Stapel auf und platziert Abstandshalter. Gibt es noch weitere Bereiche, in der Roboter eingesetzt sind?
Sembach: Roboter unterstützen uns auch im Spritzguss, der Montage oder der Verpackung. Der Vorteil an den Robotern ist, dass sie frei programmierbar sind. Verändert sich etwas am Bauteil, muss nur die Programmierung angepasst werden und die Fertigung läuft weiter.
Herr Sembach, welche weiteren Automatisierungsschritte planen Sie?
Sembach: Derzeit sind 26 Roboter im Einsatz, zwei weitere Fertigungsinseln befinden sich im Aufbau. Wichtige Nebenaspekte sind die Rückverfolgbarkeit vom Endprodukt bis zum Ausgangsmaterial oder vorbeugende Instandhaltung. Als weiteren Schritt sehe ich zudem automatisierte Transportsysteme, die Stapel mit beladenen Brennplatten ins Zwischenlager bringen, bevor sie in den Ofen geschoben werden. Das ist momentan platztechnisch in der Produktionshalle noch nicht möglich. Aber wir arbeiten daran!
Der Automatisierungsgrad bei Sembach Technical Ceramics ist hoch. Vollautomatische Fertigungsinseln produzieren jährlich rund 600 Millionen Keramikkomponenten. Seit zehn Jahren kommen dabei Roboter von Mitsubishi Electric zum Einsatz. Anlässlich dieses Jubiläums hat sich ROBOTIK UND PRODUKTION mit CEO Martin Sembach darüber unterhalten, welche Bedeutung Automatisierung und Robotik für die Fertigung Technischer Keramik haben.
Herr Sembach, seit zehn Jahren setzen Sie Roboter in Ihrer Produktion ein. Wie kam es dazu?
Martin Sembach: Die Tätigkeiten, die die Roboter ausführen, sind von menschlicher Hand heute nicht mehr denkbar. Bei 600 Millionen Teilen, die im Jahr bei Sembach produziert werden, ist eine manuelle Bewegung jedes Teilchens unmöglich. Unser erster Roboter wurde im Bereich Trockenpressen eingesetzt. Die Aufgabenstellung war, Teile aus der Presse aufzunehmen, zu verputzen und auf einer Brennplatte abzulegen - und zwar so, dass viele Teile auf einmal dicht an dicht auf der Brennplatte platziert werden. Das konnte nur unser neuer elektronischer Mitarbeiter Oskar leisten, benannt nach dem Firmengründer.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ihren Robotern Namen zu geben?
Sembach: Für uns sind auch die Roboter Mitarbeiter. Sie tragen entscheidend zum Produktionsergebnis bei und haben sich deshalb einen Namen aus der Sembach-Ahnengalerie verdient. Nur langsam gehen uns nach 26 eingesetzten Robotern die Namen aus der Firmenhistorie aus; inzwischen sind auch schon die jüngeren Familienmitglieder vertreten. Aktuell befindet sich eine neue Roboterinsel im Bau, bei der Valentin zum Einsatz kommen soll, benannt nach einem Sohn meiner Cousine.
Mitsubishi Electric Europe B.V.
Dieser Artikel erschien in ROBOTIK UND PRODUKTION 5 2019 - 28.10.19.Für weitere Artikel besuchen Sie www.robotik-produktion.de