Interview mit Ralf Güthoff, General Manager bei Raycap
Hohe Kompetenz bei Kernkomponenten
Wer im deutschen Steuerungs- und Schaltanlagenbau über das Thema Blitz- und Überspannungsschutz nachdenkt, dem fällt die Firma Raycap nicht unbedingt als Erstes ein. Dies zu ändern hat sich Ralf Güthoff, seit 2018 General Manager beim Unternehmen aus Garching bei München, auf die Fahnen geschrieben. Was die Raycap-Lösungen ausmachen, erläutert er im Gespräch mit dem SCHALTSCHRANKBAU.
Herr Güthoff, könnten Sie uns bitte Ihr Unternehmen kurz vorstellen?
Ralf Güthoff: Raycap wurde im Jahr 1987 von unserem Firmengründer Costas Apostolidis in Griechenland gegründet, ist seitdem kontinuierlich gewachsen und hat mittlerweile rund 1.300 Mitarbeiter weltweit. Wir sind in über 40 Ländern präsent und besitzen Produktionsstätten in Nordamerika und Europa. Angefangen hat alles damit, dass Herr Apostolidis Glasfaserleitungen für die Telekom-Branche konfektioniert hat. Antennensysteme mit Überspannungsschutz kamen dann rasch hinzu. Im Laufe der Jahre haben wir unser Lösungsportfolio auf Schutzsysteme, Connectivity und Monitoring für die Industrie, erneuerbare Energien und die Verkehrstechnik ausgebaut.
Was bieten Sie in Sachen Blitz- und Überspannungsschutz für den Schaltanlagenbau und welche Besonderheiten weisen Ihre Lösungen auf?
Güthoff: Mit unserer Baureihe ProTec bieten wir Überspannungsschutz vom Typ 1 bis zum Typ 3 für die Hutschiene an. Unsere Surge Protective Devices - kurz SPDs - gibt es dabei in unterschiedlichen Leistungsklassen für den Vorzähler- und Nachzählerbereich sowie für Haupt- und Unterverteilungen. Besonders an den Raycap-Produkten ist, dass wir die Kernkomponenten für den Überspannungsschutz - nämlich die Varistoren und Gasableiter - selbst entwickeln und produzieren. Dies ist einzigartig auf dem Markt. Durch unser über die Jahre gewonnenes Knowhow und die Fertigungstiefe haben wir die Möglichkeit, diese Komponenten exakt auf den jeweiligen Anwendungsfall hin zu produzieren.
Wie kundenspezifisch muss ein Überspannungsschutz für den Schaltanlagenbau denn sein?
Güthoff: Nehmen wir den Bereich der regenerativen Energien: Ein Blitz- und Überspannungsschutz für eine Schaltanlage im Sektor Windkraft unterscheidet sich schon von einer Anlage, die für die Photovoltaik bestimmt ist. So haben wir unsere Strikesorb-Lösung - also die Spannungsstoß-Unterdrückung - speziell für Windkraftanlagen re-designt, um die massiven Schäden, die durch Blitzeinschläge entstanden sind, zu reduzieren. Früher hatte man bei diesen Anwendungen trotz Blitzableitern und Blitzschutz viele Defekte und mit unserem applikationsspezifisch ausgelegten Strikesorb-Modulen sind diese nicht mehr aufgetreten. Wir haben Gehäuse mit einer bestimmten Konfiguration und einer entsprechenden Meldefunktion entwickelt, die in die kleinsten Ecken einer Windkraftanlage gebaut werden können. Auf der anderen Seite haben wir für einen großen Kunden aus dem Photovoltaik-Bereich die Strikesorb-Elemente im Hinblick auf die hohen DC-Spannungen angepasst, so dass Defekte an den Wechselrichtern vermieden werden. Zudem verursachen die dort eingesetzten Frequenzumrichter jede Menge temporäre Überspannungen, was zur frühzeitigen Alterung oder gar Schädigung der Varistoren führen kann. Auch für den Telekom-Sektor entwickeln wir permanent kundenspezifische Lösungen, da es eine hohe Varianz an Anforderungen gibt.
Wie sieht es mit den nationalen und internationalen Zertifizierungen für Ihre Produkte aus?
Güthoff: Zunächst einmal besitzen alle unsere Produkte ein VDE-Kennzeichen. Zudem haben wir im Jahr 2018 in Slowenien eine neue Fertigung aufgebaut, die VDE-geprüft ist, ebenso wie unsere Produktionsstätte in Drama, einer Stadt in Nordgriechenland. Dies bedeutet, dass wir in der Lage sind, entsprechende VDE-Typprüfungen selbstständig und fachgerecht bzw. normativ durchzuführen. Hierzu werden wir regelmäßig durch den VDE auditiert. Zudem besitzen wir eine UL-Zertifizierung für den nordamerikanischen Markt, so dass unsere Produkte weltweit sämtliche Anforderungen erfüllen.
Gibt es weitere Alleinstellungsmerkmale Ihrer Überspannungsschutz-Lösungen?
Güthoff: Eine weitere Besonderheit sind sicherlich unsere Monitoring-Systeme, die wir für unseren Überspannungsschutz entwickelt haben. Mithilfe dieser Überwachungsfunktion lässt sich die Funktionstüchtigkeit eines Systems ortsunabhängig überprüfen, was vor allem für Anwendungen in der großflächigen Applikation, wie z.B. Prozessanlagen, von großem Vorteil ist.
Ist seit der Verbindlichkeit der Normen VDE 0100-443 und VDE 0100-534 ab 14. Dezember 2018 das Bewusstsein hinsichtlich des Blitz- und Überspannungsschutzes bei den Schaltanlagenplanern und -bauern größer geworden?
Güthoff: Es ist definitiv mehr auf dem Radar, allerdings besteht auch noch eine große Unsicherheit, was die konkrete Umsetzung der Normen betrifft. Der Klassiker ist: Ja, es gibt eine neue Norm, daher kaufe ich ein Gerät und schaue, wo es im Schaltschrank noch eine Lücke gibt. Der bloße Einbau eines Blitz- und Überspannungsschutzes bedeutet aber nicht automatisch den Schutz einer Anlage, er sollte auch fachgerecht ausgeführt sein. Was die Kundenberatung hinsichtlich des richtigen Einbaus eines Überspannungsschutzes anbelangt - und da beziehe ich unsere Marktbegleiter ausdrücklich mit ein -, haben die Hersteller bereits viel Aufklärungsarbeit geleistet. Raycap jedenfalls führt regelmäßig Seminare und Trainings durch, die durch den ZVEH zertifiziert sind. Die Teilnehmer an diesen Veranstaltungen erhalten seitens des ZVEH Punkte und können so ihre E-Marken-Partner-Kompetenz nach außen tragen. Die Akzeptanz dieser Fortbildungen ist glücklicherweise recht hoch. Wir bieten darüber hinaus auch persönliche Beratungen unseren Kunden an bzw. unsere Applikationsingenieure designen auch die Produkte in die Applikation.
Kompaktes Überspannungsschutzgerät
Raycap präsentiert Produktneuheiten für den elektrischen Schutz empfindlicher Geräte, darunter die neueste Innovation im Bereich Überspannungsschutz, die ProTec T1S Serie. Mit 25kA 10/350us verpackt in einem 1 TE (17,5mm) DIN-Gehäuse, zählt es zu den schmalsten Überspannungsschutzgeräten (SPDs) auf dem Markt, das die Anforderungen der Testklasse I gemäß IEC 61643-11 erfüllt. In der T1S-Serie kommt die Phase-GDT (PGDT) Technologie von Raycap zum Einsatz, diese macht ein kompaktes spannungsschaltendes SPD möglich, jedoch ohne die typischen Nachteile einer hohen verbleibenden Restspannung oder geringen Folgestrom-Löschfähigkeit.
Wer im deutschen Steuerungs- und Schaltanlagenbau über das Thema Blitz- und Überspannungsschutz nachdenkt, dem fällt die Firma Raycap nicht unbedingt als Erstes ein. Dies zu ändern hat sich Ralf Güthoff, seit 2018 General Manager beim Unternehmen aus Garching bei München, auf die Fahnen geschrieben. Was die Raycap-Lösungen ausmachen, erläutert er im Gespräch mit dem SCHALTSCHRANKBAU.
Herr Güthoff, könnten Sie uns bitte Ihr Unternehmen kurz vorstellen?
Ralf Güthoff: Raycap wurde im Jahr 1987 von unserem Firmengründer Costas Apostolidis in Griechenland gegründet, ist seitdem kontinuierlich gewachsen und hat mittlerweile rund 1.300 Mitarbeiter weltweit. Wir sind in über 40 Ländern präsent und besitzen Produktionsstätten in Nordamerika und Europa. Angefangen hat alles damit, dass Herr Apostolidis Glasfaserleitungen für die Telekom-Branche konfektioniert hat. Antennensysteme mit Überspannungsschutz kamen dann rasch hinzu. Im Laufe der Jahre haben wir unser Lösungsportfolio auf Schutzsysteme, Connectivity und Monitoring für die Industrie, erneuerbare Energien und die Verkehrstechnik ausgebaut.
Raycab GmbH
Dieser Artikel erschien in SCHALTSCHRANKBAU 1 (Februar) 2020 - 27.02.20.Für weitere Artikel besuchen Sie www.schaltschrankbau-magazin.de