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Krise als Chance

Die Corona-Krise hat auch die Robotikindustrie hart getroffen. Das genaue Ausmaß lässt sich derzeit zwar noch nicht genau beziffern, frühestens in ein paar Monaten wird sich das in der Statistik niederschlagen. Unser Stimmungsbarometer zeigt aber jetzt schon, dass die Auswirkungen sich global sehr unterschiedlich zeigten und immer noch zeigen.

Bild: IFR International Federation of RoboticsBild: IFR International Federation of Robotics

Asien, allen voran China, wurde als erstes von der Krise getroffen, hatte aber durch einen schnellen und massiven Lockdown die Situation auch schneller im Griff.

Bild: ©Uwe Noelke/VDMA e.V.
Dr. Susanne Bieller, Generalsekretärin IFR International Federation of Robotics

Je nach Land werden schon wieder leichte Entspannungstendenzen in den Auftragseingängen vermeldet. Als nächstes war Europa betroffen, zunächst von Lieferverzögerungen aus Asien, dann in Folge von Lockdown und Nachfrageeinbruch. Amerika hat sich am längsten gehalten, ist mittlerweile aber auch deutlich getroffen, trotz (oder gerade wegen) der schnellen Lockerungen der Regierung.

Die letzten Wochen und Monate haben uns aber auch gezeigt, dass die Krise eine große Chance für die Branche ist. Es gibt eine Vielzahl spannender Beispiele, wie Unternehmen mit Robotik kreativ und flexibel auf die Krise reagiert haben. ROBOTIK UND PRODUKTION hat ausführlich darüber berichtet. Unsere Branche hat Zusammenhalt gezeigt und diese Chance ideenreich genutzt. Dafür wurde sie mit einem Schub in der öffentlichen Wahrnehmung belohnt: Das Interesse an Robotik und Automation ist derzeit enorm, nicht nur in der Fertigung, sondern auch in der Logistik und im Servicesektor. Viele Unternehmen, die bisher eher zögerlich reagiert haben, beschäftigen sich derzeit intensiv mit dem Thema.

Zwei Aspekte sind durch die Pandemie ganz besonders in den Vordergrund gerückt: industrielle Produktion in Zeiten von Social Distancing und die Sicherung wichtiger Lieferketten. Gerade die kollaborativen Roboter könnten so neuen Auftrieb bekommen, helfen sie doch beim Abstandhalten in der Werkhalle und bieten flexible Einsatzmöglichkeiten, um neue Anforderungen schnell umzusetzen. Produktionsstillstände ganzer Industrien haben uns auch die Abhängigkeit durch globale Lieferketten vor Augen geführt. Firmen arbeiten mit Hochdruck daran, Fertigungsprozesse resilienter zu machen und die Herstellung kritischer Teile (zurück) zu verlagern. Um die Wettbewerbsfähigkeit dennoch zu gewährleisten, spielen auch hier Automatisierungslösungen eine wesentliche Rolle.

Um dieses Interesse nachhaltig umzusetzen, gilt es zwei Dinge zu beachten: Erstens müssen die Unternehmen über das nötige Investitionskapital verfügen - gerade für viele KMUs in Zeiten von Kurzarbeit kein leichtes Unterfangen. Helfen könnten hier neue Geschäftsmodelle wie Robots-as-a-Service (RaaS). Zweitens: Auch wenn Roboter immer einfacher programmierbar werden, braucht es die nötigen Fachkräfte, um sie einzusetzen und zu bedienen. Wir müssen langfristig an einem Strang ziehen, um die sich ständig ändernden Anforderungsprofile mit den Ausbildungsgängen abzugleichen und junge Leute für eine Tätigkeit in der Fertigung zu begeistern.

Bleiben Sie zuversichtlich!

Susanne Bieller, Generalsekretärin

IFR International Federation of Robotics

IFR International Federation of Robotics

Dieser Artikel erschien in ROBOTIK UND PRODUKTION 4 (August) 2020 - 20.08.20.
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