Anzeige

New Work in der Industrie

Brotzeit- Visualisierung

New Work ist ein recht alter Begriff, eingeführt vom Philosophen Frithjof Bergmann im Jahr 1930. Doch seit einigen Jahren wird um das Schlagwort herum wieder diskutiert, wie sich das Arbeitsumfeld an die veränderten Bedürfnisse von Beschäftigten anpassen lässt. Unser Blickwinkel auf dieses Thema ist hochspannend, da wir ständig in zwei Welten unterwegs zu sein scheinen. Einmal in der Welt der produzierenden Industrie mit ihren Fabriken als Epizentrum, aus denen unzählige Verästelungen oft um die ganze Welt reichen. Auf der anderen Seite sehen wir die vergleichsweise ortsunabhängige IT-Branche, in der zudem stets der US-amerikanische Wind of Change spürbar ist.

Unter diesen Voraussetzungen sind New Work-Konzepten in der Industrie enge Grenzen gesetzt. Wie eng, zeigte das letzte Jahr. Während die IT-Firmen scheinbar mühelos auf Heimarbeit und Fernprojektierung umschwenkten, knirscht es im Fertigungsumfeld bis heute. CNC-Maschinen lassen sich nunmal nicht in Wohnzimmern betreiben. Rohmaterial muss möglicherweise durch den Suezkanal, jedenfalls keine Datenleitung. Doch auch Produktionsunternehmen erreichten viel: Sie dezentralisierten Büros, etablierten Fernmonitoring und -zugriff von Maschinen, Videokonferenzen ersetzen Dienstreisen.

Also genug jetzt mit New Work? Ich meine nein, denn der Begriff hat seine Renaissance nicht grundlos in der IT-Branche erlebt. Dort ist das Arbeitsumfeld seit jeher ein Argument im Ringen um Fachkräfte. Und mit der digitalen Transformation treten Fertigungsbetriebe verstärkt in diesen Wettbewerb ein. IT-Fachleute binden sich deutlich unter dem Bedarf an produzierende Unternehmen. Gerade in ländlichen Regionen ist das ein Hemmschuh in ansonsten hochinnovativen Firmen. Mit New Work-Konzepten könnte die Industrie Boden gutmachen, zumal immer häufiger auch Facharbeiter fehlen. Nochmal: CNC-Maschinen müssen in den Fabriken bleiben, ortsunabhängige Lösungen gibt es nur begrenzt. Aber wenn es darum geht, Firmengelände angenehmer zu gestalten, sind Produzenten hervorragend aufgestellt. Die meisten von ihnen sind in der Lage, Prozesse und Betriebsabläufe äußerst sorgfältig zu reflektieren und auf Verbesserungspotenzial abzuklopfen. Diese Fähigkeit ließe sich problemlos auf die Arbeitsumgebungen anwenden. Vielerorts wird das bereits betrieben, mutmaßlich eher im Rahmen von Effizienzinitiativen. Dann kommen am Ende vielleicht solche Lösungen heraus, wie ich sie kürzlich bei der Besichtigung des neu organisierten DMG Mori-Werkes gefunden habe: Für Effizienz und Zufriedenheit (wie ich hoffe) im Werk sorgen umsichtig platzierte Brotzeit-Terminals mit Touch-Display. So funktioniert Digitalisierung.

Eine informative Lektüre wünscht

Ihnen wie immer

Patrick Prather, pprather@it-production.com

TeDo Verlag GmbH

Dieser Artikel erschien in IT&Production 8 (Oktober) 2021 - 06.10.21.
Für weitere Artikel besuchen Sie www.it-production.com