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Bauteile simulationsgestützt aufarbeiten

Kostenkontrolle beim Instandsetzen

Bei der Instandsetzung teurer Bauteile stehen kaum Daten zur erreichbaren Lebensdauer und Leistung bereit. Wie sich solche Daten ermitteln lassen, zeigen Forscher an der Leibniz Universität Hannover anhand einer zustandsbasierten Regenerationsprozesskette.

Die Instandsetzung - oder auch Regeneration - von Bauteilen ist eine ressourcenschonende und kostengünstige Alternative zur Neuteilfertigung. Bei Flugtriebwerken wird beispielsweise versucht, die Funktionsfähigkeit und Effizienz der Gesamtbaugruppe möglichst lange zu erhalten und die Lebensdauer der Einzelkomponenten zu maximieren. Die Instandsetzung besteht dabei größtenteils aus manuellen Prozessen und analoger Datenverwaltung. Die Bearbeitung des Bauteils erfolgt aufgrund geometrischer Kennwerte wie etwa der Position einer Beschädigung. Die tatsächliche Leistungsfähigkeit und verbleibende Lebensdauer des Bauteils wird aktuell in der Regeneration nicht berücksichtigt. Grund dafür ist, dass die verbleibende Lebensdauer aufgrund der komplexen Wirkzusammenhänge im Flugtriebwerk derzeit nicht manuell bestimmbar sind. Im Sonderforschungsbereich 871 der Leibniz Universität Hannover entstehen in einem durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt gerade Funktions- und Produktionssimulationen, um diese Lebensdauer-Informationen bei der Auswahl einer Bearbeitungsmaßnahme berücksichtigen zu können. Diese Simulationsmethoden stammen ursprünglich aus der Produktentwicklung und werden im Sonderforschungsbereich in eine automatisierte Prozesskette zur zustandsbasierten Regeneration von Turbinenschaufeln integriert.

Den Ist-Zustand prüfen

Dafür werden die Schaufeln der Triebwerke zunächst demontiert und mittels Hochfrequenzinduktionsthermografie vorhandene Risse detektiert. Anschließend wird die Geometrie mit robotergeführter Streifenlichtprojektion erfasst. Der funktionale Ist-Zustand ergibt sich aus den Messwerten. Die mögliche Leistung des Bauteils wird durch Strömungs-, die Lebensdauer durch Struktursimulationen berechnet. Die Bearbeitung der Schaufeln ist in Pfade eingeteilt, die aus einer Abfolge unterschiedlicher Fertigungsverfahren auf verschiedenen Werkzeugmaschinen bestehen. Vor der Auswahl werden durch Produktionssimulationen für alle technisch möglichen Pfade die aus der Bearbeitung resultierende Geometrie sowie die Bearbeitungskosten ermittelt. Aus den Bearbeitungsergebnissen können die Funktionssimulationen wiederum den erwartbaren funktionalen Bauteilzustand für jeden Pfad berechnen. Die jeweiligen Bearbeitungskosten werden mit der erwarteten Zahlungsbereitschaft des Kunden, die vom finalen funktionalen Zustand und der Regenerationsdauer abhängt, verrechnet. Dann lässt sich der Pfad mit dem höchsten Profitversprechen wählen.

Produktionstechnisches Zentrum

Dieser Artikel erschien in IT&Production 10 (Dezember Januar) 2021 - 14.12.21.
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