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Die Geschichte von Rethink Robotics

Pionier, Underdog, Visionär

Das Unternehmen Rethink Robotics hat eine bewegte Geschichte, von seinen Anfängen in Boston, USA, über die Neugründung in Deutschland unter dem Dach der Hahn Group und den Zusammenschluss mit der United Robotics Group. Doch die Vision vom Anfang hatte dabei stets Bestand: Roboter zu entwickeln, die mit Menschen zusammenarbeiten, sie unterstützen und entlasten. Als Teil der United Robotics Group hat Rethink Robotics nun die besten Voraussetzungen, um sichere und nachhaltige Roboterlösungen der Zukunft zu entwickeln.

Bild: Rethink Robotics GmbHBild: Rethink Robotics GmbH
Sawyer wird international vertrieben und unterstützt in unterschiedlichen Branchen bei Aufgaben wie Pick&Place, Maschinenbedienung oder Prüfung und Qualitätskontrolle.

Vor zehn Jahren launchte Rethink Robotics seinen ersten kollaborativen Roboter Baxter mit dem unverkennbaren Feature aller Roboter der Firma - den animierten Augen. Heute steht Rethink Robotics für stetige Weiterentwicklung des Unternehmens in allen seinen Bereichen. Auch wenn die Geschichte der Firma von Turbulenzen geprägt ist, werden diese Erfahrungen genutzt, um das Unternehmen und die Produkte kontinuierlich zu verbessern. Als Teil der United Robotics Group und durch die gemeinsame Entwicklungsvereinbarung mit Siemens Technology Accelerator und Siemens Corporate Technology schaut Rethink Robotics mit der RAG Stiftung als Partner voller Zuversicht in die Zukunft.

Firmenanfänge in den USA

Seine Anfänge nimmt das Unternehmen Rethink Robotics in Boston, USA, wo Rodney Brooks und Ann Whittaker die Firma Heartland Robotics in 2008 gründen. Das Unternehmen verpflichtet sich der Herstellung von flexiblen und erschwinglichen kollaborativen Robotern. Vier Jahre später kommen der neue Firmenname und der Release des ersten Roboters Baxter. Mit seinen zwei Armen und den animierten Augen soll Baxter die Robotikbranche verändern. Der Roboter soll nicht mehr anstelle des Menschen oder getrennt von ihm, sondern mit dem Menschen zusammenarbeiten. Jedoch stellt man schnell fest, dass Baxter zum Teil zu groß und zu schwer für die Fertigungshallen ist. So folgt 2015 der Release von Sawyer, einem kollaborativen Roboterarm mit sieben Achsen. Sawyer ist kleiner, wiegt weniger und soll filigranere Aufgaben als Baxter verrichten können.

Sawyer wird international vertrieben und unterstützt in unterschiedlichen Branchen bei Aufgaben, wie z.B. Pick&Place, Bedienung von CNC-Maschinen oder Prüfung und Qualitätskontrolle. Aber vor allem im Bildungsbereich und in der Forschung wird Sawyer aufgrund seines Aufbaus auf dem Open-Source-Roboterbetriebssystem ROS und dem Software Development Kit zu einer Erfolgsgeschichte. Unter anderem forscht Google DeepMind mit Sawyer zum Thema künstliche Intelligenz.

Bild: Rethink Robotics GmbHBild: Rethink Robotics GmbH
Mit dem Cobot Sawyer hat Rethink Robotics Pionierarbeit im Bereich der kollaborativen Robotik geleistet. Vor allem in der Forschung und im Bildungsbereich ist Sawyer nach wie vor im Einsatz.

Umzug nach Deutschland

Trotz der Erfolge muss Rethink Robotics seine Produktionsstätte in Boston im Oktober 2018 schließen. Die Hahn Group, der ehemalige Rethink Distributor aus Deutschland, ersteht alle Patente, Produktrechte und Markenzeichen inklusive der Software Intera 5. Kurze Zeit später wird die Firma Rethink Robotics in Deutschland neu gegründet. Hahn arbeitet an der Weiterentwicklung der Rethink-Lösungen und setzt es sich zum Ziel, die Ideen der USA-Gründer mit der deutschen Ingenieurskunst zu vereinen. Bereits ein Jahr nach der Übernahme kommt die neue Version Sawyer Black Edition auf den Markt. Zudem übernimmt Daniel Bunse am 1. Oktober 2019 als CEO die Leitung der Firma. Trotz der herausfordernden Situation aufgrund der Corona-Pandemie werden 2020 das neue Headquarter in Bochum eingeweiht sowie die Entwicklung eines neuen Produkts in Kooperation mit Siemens Technology Accelerator angekündigt.

2021 folgt ein weiterer bedeutender Schritt: Die Gründung der United Robotics Group (URG) durch den ehemaligen CEO und Gründer von Hahn Thomas Hähn. Die URG verfolgt dabei die Vision eines Ökosystems von Experten und Partnern mit einer konkreten Aufgabe: Hardware, Software und Lösungs-Knowhow für die bestmöglichen Roboterlösungen zu vereinen. Das Ziel ist es, angepasste Hardware mit benutzerfreundlicher Software zu kombinieren, um Roboterlösungen aus einer Hand für Dienstleistungen und kollaborative Aufgaben zu schaffen.

Messeteilnahme und neues Corporate Design

Mit der Teilnahme an der diesjährigen Automatica präsentiert und positioniert sich Rethink Robotics neu. Der Stand ist bewusst experimentell gehalten. Er soll Blicke anziehen und zu Gesprächen anregen. Die verspiegelten Wände und die verspiegelte Decke des Standes reflektieren die bunte, mehrere Meter breite und hohe LED-Wand, das Herzstück des Standes. Auf dem Bildschirm setzt sich das neue Rethink-Logo aus einer Animation zum Thema skalierbare Lösungen zusammen. Denn auch das neue Corporate Design wird auf der Automatica vorgestellt.

Das neue Design greift die Werte von Rethink Robotics auf. Die neuen Farben und Formen stehen für Verlässlichkeit und Verbindlichkeit, Verständlichkeit der Produkte und Transparenz, aber auch Pioniergeist und die Bereitschaft zum Neudenken. Mit dem neuen Corporate Design und dem experimentellen Messestand kennzeichnet Rethink Robotics einen Umbruch. Die Firma will umdenken, anders denken, eben re-think. Bewusst werden keine Produkte präsentiert. Dennoch gibt es einen kleinen Blick hinter die Kulissen für ausgewählte Standbesucher. Hinter einer verspiegelten Tür gibt es ein Hologramm des neuen Produkts zu sehen. Die ersten Features, die hier vorgestellt werden, stoßen auf positive Resonanz. Natürlich darf auch Sawyer nicht fehlen. Er findet in zwei Anwendungen auf dem benachbarten Stand der United Robotics Group Platz: einer Pick&Place-Anwendung und einer Lab-Automation-Zelle.

Zum Umdenken soll auch die Mitmachaktion am Stand anregen. In einer App können die Messebesucherinnen und -besucher ihren persönlichen Roboterarm gestalten und sich anschließend damit fotografieren lassen. Die individuellen Roboterarme sollen dabei mit Eigenschaften versehen werden. Die rege Teilnahme an der Aktion zeigt die konkreten Anforderungen des Marktes an einen Roboterarm auf. Präzise, schnell, sicher, benutzerfreundlich - das sind nur einige der Eigenschaften, die immer wieder erwähnt und von Cobots erwartet werden.

Bild: Rethink Robotics GmbHBild: Rethink Robotics GmbH
Mit der Automatica-Teilnahme will sich Rethink Robotics neu positionieren. Der Stand wurde bewusst experimentell gehalten.

Robotik im Inklusionsbereich

Rethink Robotics verstand sich stets als ein Roboterhersteller, der sich der Industrie verschrieben hat. Aufgrund der Zugehörigkeit zur United Robotics Group kann Rethink Robotics nun die neuen Bereiche der Robotik für sich entdecken. Ein solcher ist der Inklusionsbereich. Es existieren knapp über 800 anerkannte Werkstätten für behinderte Menschen in Deutschland. Der Digitalisierungs- und Automatisierungsgrad in den Werkstätten lässt aber zu wünschen übrig. Gleichzeitig fehlen dort, wie überall auch, Fachkräfte. Viele der Beschäftigten in den Werkstätten haben aufgrund ihrer Beeinträchtigungen Schwierigkeiten, bestimmte Aufgaben alleine zu erledigen. Dafür muss eine Fachkraft ihnen assistieren. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Cobots hier unterstützen und Fachkräfte entlasten können, während die Beschäftigten selbstständig und selbstbestimmt mit einem Cobot als Assistent arbeiten können. Die freundlichen Augen von Sawyer und die einfache No-Code-Programmierung mittels Intera 5 ebnen und erleichtern den Einstieg in die Robotik für die Werkstätten. Innerhalb der URG unterstützt hier die Firma Entrance als Integrator.

Nächste Evolutionsstufe: CobiotX

Mit aktuell sieben Robotikunternehmen, die zurzeit der URG angehören, ist außerdem ein Pool an Wissen, Erfahrung und Kompetenz entstanden, wie bei wenigen anderen Firmen. Sowohl wertvolle Erfahrungen aus dem industriellen Robotikbereich als auch Kernkompetenzen im Bereich der sozialen Robotik finden bei der URG ihren Platz. Vereint schaffen die Unternehmen gute Voraussetzungen, um die CobiotX-Vision von Hähn in die Wirklichkeit umzusetzen.

Der Name ist nicht zufällig. Co steht für Collaboration, für die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter. Bio repräsentiert alles, was man mit natürlichem Leben verbindet - Emotionen, ständige Bewegung, Unvorhersagbarkeit und Nachhaltigkeit. Bot steht für Technologie und Automatisierung. Schließlich steht das X am Ende für Diversität und Vielseitigkeit der Lösungen. Die CobiotX-Lösungen, an derer Entwicklung Rethink Robotics ebenfalls beteiligt ist, sollen dabei je nach Zielanwendung stets flexibel angepasst werden. Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei das Thema Datenschutz. Denn die CobiotX-Lösungen sollen alle zu 100 Prozent DSGVO-konform sein.

Weiterentwicklung der Software

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die Zukunft ist der Release der neuen Version der Intera-5-Software in der zweiten Jahreshälfte 2022. Die Software basiert auf der Idee der behavior-based Robotik. Zur grafischen Darstellung nutzt sie die Form eines sogenannten Behavior Trees. Dabei werden die Tasks als Blöcke dargestellt und geben dem User durch die farbliche Kodierung Feedback über die Vollständigkeit der Informationen oder Fehler innerhalb eines Zweiges des Behavior Trees.

Die neue Version Intera 5.5 verbessert die Performance der Software und fügt neue nützliche Features hinzu, die den Usern mehr Flexibilität im Umgang mit der Software erlauben. Außerdem bietet die neue Version Zugriff auf mehr Roboterparameter, die vorher nur über die Arbeit mit dem Software Development Kit zugänglich waren. Bis jetzt war der Bildschirmgebrauch von Sawyer limitiert und beschränkte sich auf das Software-Interface, die aktuellen Arbeitsstatistiken oder die Augenanimation. Die neue Version gewährt Zugriff auf den Bildschirm und lässt User eigene Bilder oder Videos über den Bildschirm abspielen. Vor allem im Bereich der Servicerobotik tragen solche Features zur Personalisierung der Roboterlösungen bei und machen sie so flexibel anpassbar.

Innovationsstandort Ruhrgebiet

Rethink Robotics blickt auf eine turbulente Geschichte zurück. Auch wenn niemand die Zukunft voraussagen kann, so ist das Unternehmen durch die starke Unterstützung im Rahmen der URG und den Rückhalt der RAG-Stiftung für den Wandel ausgerüstet. Der Standort Bochum spielt dabei eine besondere Rolle. Auf dem ehemaligen Opel-Werk entsteht zurzeit das Business-Viertel Mark 51°7. Die ehemalige Stahl- und Kohleregion soll so zum größten Innovationsquartier in Nordrhein-Westfalen werden, das Wissenschaft und Wirtschaft vereinen soll. Außerdem verfügt das Ruhrgebiet über das dichteste Hochschulnetz in Europa und liegt geografisch gesehen sehr günstig mit vergleichsweise kurzen Wegen zu allen wichtigen wirtschaftlichen Zentren in Europa. Das schafft gute Voraussetzungen für das Wachstum vieler Unternehmen vor Ort. Sowohl die RAG-Stiftung als auch die URG haben sich Flächen auf Mark 51°7 gesichert. Die RAG-Stiftung sicherte sich 25.500m2 Fläche und die URG 20.000m2 der Nachbarfläche. Auch Rethink Robotics soll mit aufs Mark 51°7 umziehen, sobald die Bauarbeiten abgeschlossen werden. So erhält das Unternehmen den nötigen Platz für Wachstum und das Umsetzen der Visionen in die Wirklichkeit.

Rethink Robotics GmbH

Dieser Artikel erschien in ROBOTIK UND PRODUKTION 4 (Aug) 2022 - 02.08.22.
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