Interview mit Björn Bartheidel von Syntax
"Der Cloud-first-Ansatz schränkt die produktionsnahen Lösungen nicht ein"
Björn Bartheidel vom IT-Dienstleister und Managed Cloud-Provider Syntax ist an vielen IT-Projekten mittelständischer Produzenten beteiligt. Dass SAP-Systeme dabei oft eine zentrale Rolle einnehmen, ist nicht neu, wohl aber die Bedeutung der Public Cloud in diesem Anwendungsumfeld. Im Interview schildert der Industriespezialist des SAP-Gold-Partners seine Sicht auf den Markt.
Die Herausforderungen an Fertigungsunternehmen sind derzeit enorm vielfältig und längst nicht alle technologisch zu lösen. Mit welchen Fragen kommen Ihre Kunden derzeit konkret auf Sie zu?
Björn Bartheidel: Die Unternehmen beschäftigen nach wie vor ganz klassische MES-Themen wie Transparenz der Maschinenverfügbarkeit, Überwachung und Nachverfolgung von Ausfällen oder Stillständen. Wie lässt sich die Lieferkette mithilfe von digitalisierter Steuerung und mit Analytics auch dann stabil halten, wenn es bei der Produktion oder dem Nachschub eng wird? Eher neu und auf dem Vormarsch ist aber zum Beispiel die Anforderung, den Energieverbrauch zu steuern. Hier wünschen sich die Unternehmen mehr Transparenz der Verbrauchsfaktoren und mehr Einflussmöglichkeiten.
Was steht rund um SAP-Software oben auf der Tagesordnung?
Bartheidel: Unverändert die S/4Hana-Transformation, die in vielen Unternehmen noch nicht konkret geplant, geschweige denn umgesetzt ist. Die zentrale Frage, der wir immer wieder begegnen: Welcher Ansatz ist der beste? Und wie bewältigen wir die Transformation, ohne mit der Produktion aussetzen zu müssen?
Und was antworten Sie?:
Bartheidel: Die Lösung ist immer individuell. Manchmal ist ein Brownfield-Ansatz am besten geeignet, manchmal eher Greenfield. Oder eine hybride Lösung. Ich antworte also erst, wenn ich die Voraussetzungen kenne. Ob das Ziel dabei die Cloud ist oder ein klassischer On-Premises-Betrieb, lässt sich ebenfalls nicht pauschal sagen. Allerdings spricht mittlerweile sehr viel für die Public Cloud, vor allem für AWS und Azure.
Wie steht die Industrie denn mittlerweile zur Cloud?
Bartheidel: Da gibt es inzwischen eine große Offenheit, die Verantwortlichen wissen viel mehr über die Cloud als früher. Das hat geholfen, Ängste abzubauen. Vor allem den Vorbehalt, die Cloud sei weniger sicher. Ich würde sagen, die Perspektive hat sich insofern gedreht, als dass die Cloud heute die erste Option ist und der klassische Rechenzentrumsbetrieb erst dann zum Zuge kommt, wenn es begründete Argumente gegen die Cloud gibt.
Haben denn die Unternehmen die notwendigen IT-Skills, um ihr SAP-System in der Cloud zu betreiben?
Bartheidel: Das ist unterschiedlich - aber eigentlich gar nicht so wichtig. Wir erleben, dass die meisten Kunden, die mit SAP-Software in die Cloud gehen, den Applikationsbetrieb gleich mit auslagern wollen. Konsequent zu verschlanken und Konzentration auf die strategisch wichtigen Dinge, ist da das Thema. Dabei schränkt der Cloud-first-Ansatz von SAP die produktionsnahen Lösungen, also die Prozesse, nicht ein. Unternehmen können frei entscheiden, wie nah sie am Standard bleiben und wie viel Individualisierung sie wollen und brauchen. Anders sind das Applikationsmanagement, der Umgang mit Updates, das Buchen und Abbuchen von Ressourcen und auch das Systemdesign im Allgemeinen. Wie funktionieren beispielsweise die Edge-Konzepte rund um Digital Manufacturing, oder wie erfolgt die Anbindung eines gegebenenfalls On-Premises-ERP Systems an ein Cloud-MES wie SAP DMC? Wie lässt sich eine sichere Verbindung aus dem Maschinennetzwerk zu SAP DMC aufbauen? Das sind Fragen, mit denen sich die Kolleginnen und Kollegen im Rechenzentrum bisher nicht auseinandersetzen mussten. Hier braucht es Spezialwissen, das viele Unternehmen nicht haben, aber das lässt sich, wie gesagt, gut von außen einkaufen.
Was sind denn derzeit die großen Herausforderungen an Unternehmen, die den Nutzen ihrer SAP-Software auf der Fertigungsebene wirklich ausreizen wollen?
Bartheidel: Die größte Herausforderung ist zugleich einer der größten Vorteile: Prozesse durchgängig betrachten und steuern zu können, über sämtliche SAP-Softwarekomponenten hinweg. Um diese Möglichkeiten zu nutzen, ist es allerdings wichtig, beide Perspektiven zu kennen: Die Möglichkeiten und sicherlich auch die Einschränkungen von SAP-Software - also was ist vielversprechend, was erweist sich in der Regel als Sackgasse? Was lohnt sich auszuprobieren? Und die Kundenprozesse, die täglichen Herausforderungen eines Werkers, den Alltag vor Ort an der Linie. Es ist etwas anderes, mit einem Maschinenführer oder Schichtleiter in der Produktion zu sprechen, als mit einem Finanzspezialisten aus einer Bank.
Björn Bartheidel vom IT-Dienstleister und Managed Cloud-Provider Syntax ist an vielen IT-Projekten mittelständischer Produzenten beteiligt. Dass SAP-Systeme dabei oft eine zentrale Rolle einnehmen, ist nicht neu, wohl aber die Bedeutung der Public Cloud in diesem Anwendungsumfeld. Im Interview schildert der Industriespezialist des SAP-Gold-Partners seine Sicht auf den Markt.
Die Herausforderungen an Fertigungsunternehmen sind derzeit enorm vielfältig und längst nicht alle technologisch zu lösen. Mit welchen Fragen kommen Ihre Kunden derzeit konkret auf Sie zu?
Björn Bartheidel: Die Unternehmen beschäftigen nach wie vor ganz klassische MES-Themen wie Transparenz der Maschinenverfügbarkeit, Überwachung und Nachverfolgung von Ausfällen oder Stillständen. Wie lässt sich die Lieferkette mithilfe von digitalisierter Steuerung und mit Analytics auch dann stabil halten, wenn es bei der Produktion oder dem Nachschub eng wird? Eher neu und auf dem Vormarsch ist aber zum Beispiel die Anforderung, den Energieverbrauch zu steuern. Hier wünschen sich die Unternehmen mehr Transparenz der Verbrauchsfaktoren und mehr Einflussmöglichkeiten.
Syntax Systems GmbH & Co. KG
Dieser Artikel erschien in IT&Production 4 (Mai) 2023 - 10.05.23.Für weitere Artikel besuchen Sie www.it-production.com