Digitaler Zwilling & KI
Das waren die Messe-Highlights der Control 2023
Über 21.000 Fachbesucher konnte die Control 2023, internationale Fachmesse für Qualitätssicherung, verzeichnen. Diese haben sich vor Ort die zahlreichen Neuheiten der fast 600 Aussteller angesehen. Einige der Highlights stellt die folgende Messe-Nachlese vor.
Dabei gab es an den vier Messetagen zahlreiche Trends in Stuttgart zu entdecken. Einer davon war künstliche Intelligenz, die mittlerweile auch in immer mehr Messtechnik-Anwendungen genutzt wird. An vielen Ständen standen erneut die Themen e-Mobilität und Batterie-Inspektionen im Fokus der Messedemos. Daneben gab es zahlreiche neue Produkte zur optischen fertigungsnahen und Inline-Messtechnik. Zudem gab es viele Anwendungen zur virtuellen Messtechnik, sei es in Form von digitalen Zwillingen, die z.B. auch zur Roboterpfadplanung für Messungen genutzt wurden, oder Augmented Reality für die Messtechnik.
Metrology & Industrie 4.0
Der VDMA Mess- und Prüftechnik (www.vdma.org/messtechnik-prueftechnik) stellte laufende Standardisierungsprojekte vor. So steht die OPC Companion Specification Geometrische Messsysteme (CS GMS) kurz vor der Veröffentlichung. Der Standard I++ DME wurde von der Automobilindustrie initiiert, dessen Weiterentwicklung durch einige KMM-Hersteller erfolgt. Der herstellerneutrale Schnittstellenstandard ermöglicht, Messmaschine und -software unabhängig voneinander zu beschaffen oder auszutauschen. ++ Das mobile Inspektionssystem Twyn von Visomtery (www.visometry.com) nutzt Augmented Reality (AR) für eine Qualitätsprüfung von Bauteilen. Durch die Kamera eines Tablets lokalisiert, registriert und verfolgt es automatisch Prüfteile in Echtzeit. Anhand von CAD-Daten und AR wird dann ein digitaler Zwilling direkt auf das Objekt überlagert. Die neueste Version verbessert den Workflow durch automatische Überprüfung vordefinierter Prüfpunkte. ++ Die cloudbasierte Messprotokollsoftware Metrology Reporting von Hexagon erfasst und verarbeitet automatisch Echtzeitdaten und nutzt dabei die neue Nexus Plattform (nexus.hexagon.com). Beim Launch verbindet sich die App mit Messsoftware wie PC-DMIS und Quindos von Hexagon, wird aber auch Drittanbieter unterstützen. ++ Duwe 3D (www.duwe-3d.de) hat PolyWorks 2023 von Innovmetric (www.innovmetric.com) vorgestellt. Die neue Version bietet verbesserte digitale Workflows für modellbasierte Definition (MBD) und Messsystemanalyse (MSA). Die Datenmanagementlösung kann in weniger als 15 Minuten in der Cloud bereitgestellt und mit einem unternehmenseigenen Server verbunden werden.
3D-Scanner
Das Target-Net von Aesub (www.aesub.com) wird einfach über ein zu scannendes Objekt gelegt und somit flächendeckend mit Referenzpunkten versehen. In Abständen von 100mm sind die Referenzpunkte auf dem 1.500x2.500mm Netz verteilt. Insgesamt hat ein Netz dieser Größe ca. 300 Referenzpunkte. Für metallische Bauteile gibt es magnetische Referenzpunkte, bei nicht-metallischen Teilen wird das Netz gespannt oder mit optionalen Saugnapfhalterungen befestigt. ++ Dank einer 25MP Kamera hat sich das Trackingvolumen des TrackScan Sharps von Scantech (www.3d-scantech.com) im Vergleich zum Vorgänger mehr als verdoppelt. Der maximale Abstand vom Tracker beträgt nun 6m. Die aufgenommenen Bilder werden im i-Tracker vorberechnet und für die weitere Datenverarbeitung optimiert. ++ Die HandyScan 3D Black Serie von Creaform (www.creaform3d.com) wird um den Handscanner Elite Limited erweitert. Der 3D-Scanner ist doppelt so genau wie das Elite Modell und bietet eine Genauigkeit von 0,012mm bzw. eine volumetrische Genauigkeit von 0,012mm +0,020mm/m. ++ Hybrid Reality Capture ist der neue Scanmodus für die Focus Premium Laser Scanner von Faro (www.faro.com). Er kombiniert die Genauigkeit eines statischen 3D-Laserscanners mit der Geschwindigkeit einer Panoramakamera. Dabei benötigt die Flash-Technologie nur 30s/Scan. Dank intelligenter Upscaling-Algorithmen enthält dieser alle erfassten Punkte, sodass Bilder schärfer aussehen als Scans derselben Auflösung.
3D-Messtechnik
Mit dem Poly Robot Automated Fixture System (PRAFS) wird das virtuelle Spannen der ScanBox-Technologie von Zeiss Metrology automatisiert. Damit wird die bisher manuell erfolgte Bauteil-Positionierung durch eine robotergesteuerte Haltetechnik ersetzt. Entwickelt wurde die robotergestützte Multi-Aufnahme von Protos 3D-Metrology (www.protos-3d.de). Das System speichert mehrere tausend unterschiedliche Aufbauten, die über ein HMI aus der Bauteilliste aufgerufen werden. Ist ein Bauteil ausgewählt, fahren die Roboter in die bauteilspezifischen Beladepositionen. Das Teil wird eingelegt und der Messvorgang per Knopfdruck gestartet. ++ Mitutoyo (www.mitutoyo.de) hat den Profilsensor SurfaceMeasure 1008S vorgestellt. Der Webbroswer-basierte Sensor erfordert keinerlei Software-Installation und hat bereits verschiedene vorkonfigurierte Messungen installiert. Der Messbereich liegt bei 100mm in x-Richtung und einem Arbeitsabstand von 80mm. Der Messfehler beträgt 20µm bei einer Messrate von maximal 10kHz. ++ Das Fraunhofer IOF (www.iof.fraunhofer.de) hat einen tragbaren Fotogrammetrie Sensor entwickelt, der eine flexible 3D-Erfassung ermöglicht. Der goScout3D erstellt automatisch ein 3D-Modell, welches hochaufgelöste Form-, Farb- und Texturinformationen enthält. Dabei wurde das Prinzip der Fotogrammetrie um die Positions- und Orientierungsdaten einer inertialen Messeinheit ergänzt. ++ Mit optimiertem Sichtfeld ist der T15 Sensor von Third Dimension (www.third.com) sowohl mit den handgeführten GapGun- als auch den automatisierten Vectro-Geräten kompatibel. Er misst zahlreiche Merkmale, einschließlich Kantenprofile, Abstände, Bündigkeit oder Schweißnähte. Den Sensor gibt es in zwei Versionen: der Universalsensor V, der Oberflächen von hellen Lacken bis zu dunklen Farben messen kann, sowie der Metallsensor M zum Messen von hellem bearbeitetem Metall, Chromkomponenten und stark reflektierenden Oberflächen. ++ Die Version 2024 der Messsoftware Verisurf (www.verisurf.com) verfügt über zahlreiche neue Funktionen. Mit dem globalen Register können Scandaten schnell an der Soll-Referenz ausgerichtet werden. Die Automate RPS (Reference Point System)-Ausrichtung vereinfacht den Prozess zur Fixierung der Ausrichtung am CAD-Modell. ++ Kernstück der neuen Kombi-Messaufnahme von Witte (www.witte-barskamp.de) speziell für Durchlicht- /Multisensor-Messmaschinen ist ein Federsystem zur Aufnahme und Fixierung der zu messenden Bauteile. Werkzeuglos auswechselbare Zentrierkegel passen sich dabei verschiedenen Durchmessern an. Die von 26 bis 36N einstellbare Federkraft hält auch schwerere Werkstücke sicher in Position.
Systeme & Lösungen
Das automatisierte optische Messsystem PAM M von IBS Quality (www.ibs-quality.de) besteht aus einem Messtisch samt Drehteller auf dem ein Cobot mit einem 3D-Scanner angebracht ist. Über eine zentrale Software kann der gesamte Messprozess programmiert werden. Neu ist eine Variante mit Spraying-Erweiterung, bei welcher der Cobot vor dem Scannen über eine Düse automatisiert eine dünne Schicht eines Scanning-Sprays aufträgt. ++ Für die Qualitätskontrolle von Hairpins und Statoren bei E-Motoren ist das 3D-Messsystem ScanBox for eMotors von Zeiss (www.gom.com). Damit kann auch die stark reflektierende Hairpin-Isolierschicht verlässlich gemessen werden. ++ Die robotergestützte 3D-Inspektionszelle Presto von Hexagon (www.hexagon.com) verkürzt Prüfzeiten. Die Lösung basiert auf der Software HxGN Robotic Automation. Mit einem digitalen Zwilling der Zelle kann Presto auch offline vollständig programmiert werden. ++ Kistler (www.kistler.com) zeigte die neue Version des Prüfautomaten KVC 821. Dieser prüft Maßhaltigkeit, geometrische und Oberflächeneigenschaften von Bauteilen. Die Verarbeitung der Bilder übernimmt die Deep Learning Software KiVision, die auch Anomaliedetektion nutzt. ++ Eine Lösung, um wiederkehrende Messungen zu automatisieren, hat die Mahr Engineered Solutions (www.mahr.com) entwickelt. Das System besteht aus einem Werkstückspeicher, auf dem der MarSurf-Messplatz zur Rauigkeitsmessung steht. Ein Cobot belädt Messplätze im Messraum bzw. in fertigungsnähe und startet die Messung automatisch. ++ Dr. Heinrich Schneider Messtechnik (www.dr-schneider.de) zeigte das optische 3D-Wellenmessegrät WMX600, bei dem die Welle durch die Softwarefunktion Stitching erfasst wird. Die Messsoftware Saphir identifiziert das Werkstück und führt das dazugehörige Messprogramm und Messung eigenständig aus. Zudem kann eine Gewindemessung per Software ausgewählt und durch Markierung des Gewindes gestartet werden.
Oberflächenmessung
Das kompakte konfokale-chromatische Messsystem ConfocalDT IFD2411 von Micro-Epsilon (www.micro-epsilon.de) ist ein abgestimmtes Messsystem für industrielle Serienanwendungen. Neben der Weg- und Abstandsmessung können auch Dickenmessungen von transparenten Materialien durchgeführt werden. Das Messsystem wird als Komplettkanal geliefert, beinhaltet Controller und einen abgestimmten Sensor mit den Messbereichen 1, 2, 3 und 6mm sowie einer Messrate von bis zu 8kHz mit einer Auflösung von bis zu 12nm. ++ Der Einsatz eines Lasers und eines IR-Sensors von Enovasense (www.enovasense.com) und Precitec Optronik (www.precitec.com) ermöglicht eine berührungslose Schichtdickenmessung von semitransparenten und intransparenten Schichten im Abstand von 5 bis 20cm. Dabei wird das zu analysierende Teil nur leicht erwärmt, so dass beim einsekündigen Messvorgang weder die Beschichtung noch das Bauteil beschädigt wird. ++ Das konfokale Flächenprofilometer Smart 2 von Sensofar (www.sensofar.com) hat eine reduzierte Kopfbreite von 90mm. Das System kombiniert KI-Fokusvariation, Konfokal- und Interferometrie und ist durch den Anschluss von nur zwei Kabeln sofort einsatzbereit. ++ Das Highspeed-Mikroskop Micro.Spector von Mabri.Vision (www.mabri.vision) scannt die Oberfläche von Bauteilen mit einer Auflösung von weniger als 1µm. Typische Einsatzbereiche sind Bauteile mit Abmessungen bis etwa 300x300mm. Das System erreicht je nach Größe des Bauteils Taktzeiten von weniger als 30sec. ++ Der kompakte Profile Projektor Imaging Modul von Opto (www.opto.de) ist ein telezentrisches Projektionsmodul, das ein verzerrungsfreies, telezentrisches Profilbild eines Bauteils liefert. ++ Der Fluoreszenz-Scanner F-Scanner 1Dmini des Fraunhofer IPM (www.ipm.fraunhofer.de) detektiert im Produktionstakt Verunreinigungen auf ausgewählten Bereichen quantitativ und mit hoher Ortsauflösung. Neben der Reinheitsprüfung eignet sich der Scanner auch zur Schichtdickenmessung, z.B. von KTL-Beschichtungen, oder Ölauflagenmessung in Umformprozessen.
CT & Röntgen
Mit der Advanced Reconstruction Toolbox 3.0 bietet Zeiss (www.zeiss.com) ein KI-Paket mit den neuen DeepScout- und DeepRecon Pro-Modulen für alle Xradia Versa 3D-Röntgenmikroskopsysteme. DeepScout nutzt hochauflösende 3D-Mikroskopie-Datensätze als Trainingsdaten für Datensätze mit geringerer Auflösung und größerem Sichtfeld und skaliert die größeren Volumendaten mithilfe eines trainierten Modells. Dadurch wird eine Durchsatzsteigerung um das 100-fache dessen erreicht, was mit einer hohen räumlichen Auflösung bei gleichem Volumen möglich ist. ++ Die Version 2023.1 der CT-Software-Suite von Volume Graphics (www.volumegraphics.com) bietet eine neue Benutzeroberfläche, sowie eine KI-basierende Segmentierungsmethode, sowie spezielle Funktionen für die Inspektion von Batterien. Das Paint & Segment Feature nutzt KI zur Beschleunigung der Fehlererkennung. Anwender können manuell Musterregionen kennzeichnen, um den Algorithmus zu trainieren. ++ Grundlage von Battery Insights von Comet Yxlon (www.yxlon.comet.tech) ist die Deep Learning basierte 3D-Bildanalyse-Software Dragonfly. Diese bietet eine hohe Empfindlichkeit für die Erkennung möglicher Defekte bei Batterien. Die automatische Auswertung kann an die spezifischen Anforderungen einzelner Hersteller angepasst werden. ++ Die offene Mikrofokus-Röntgenröhre XT9320 D von Viscom (www.viscom.com) kann mit einer Beschleunigungsspannung von bis zu 320kV mechanische Teile aus besonders dichten Materialien durchstrahlen. Ihre Targetleistung von bis zu 640W ermöglicht eine schnelle Inspektion, auch wenn eine aufwändige CT mit sehr vielen Einzelaufnahmen durchgeführt werden soll.
Meine Top 5 Messe-Neuheiten Dr.-Ing. Peter Ebert, Chefredakteur inVISION
- • IBS Quality: PAM M
- • Precitec Optronik: Enovasense
- • Protos 3D: PRAFS
- • Volume Graphics: Paint & Segment
- • Zeiss: DeepScout
Über 21.000 Fachbesucher konnte die Control 2023, internationale Fachmesse für Qualitätssicherung, verzeichnen. Diese haben sich vor Ort die zahlreichen Neuheiten der fast 600 Aussteller angesehen. Einige der Highlights stellt die folgende Messe-Nachlese vor.
Dabei gab es an den vier Messetagen zahlreiche Trends in Stuttgart zu entdecken. Einer davon war künstliche Intelligenz, die mittlerweile auch in immer mehr Messtechnik-Anwendungen genutzt wird. An vielen Ständen standen erneut die Themen e-Mobilität und Batterie-Inspektionen im Fokus der Messedemos. Daneben gab es zahlreiche neue Produkte zur optischen fertigungsnahen und Inline-Messtechnik. Zudem gab es viele Anwendungen zur virtuellen Messtechnik, sei es in Form von digitalen Zwillingen, die z.B. auch zur Roboterpfadplanung für Messungen genutzt wurden, oder Augmented Reality für die Messtechnik.
TeDo Verlag GmbH
Dieser Artikel erschien in inVISION 3 (Juni) 2023 - 14.06.23.Für weitere Artikel besuchen Sie www.invision-news.de