Raumautomation schafft Flexibilität
Wo Automation und Energieeffizienz zuhause sind
Damit Bürogebäude nachhaltiger werden, müssen sie Energie sparen. Eine durchgängige Automatisierung bringt hierzu technische Aspekte und Nutzerwünsche zusammen. Ein großer Bürokomplex, der die skalierbare Applikationslösung Flexroom von Wago nutzt, zeigt dabei exemplarisch, wie mit Raumautomation zeitgleich eine komfortable und flexible Arbeitsumgebung sowie niedrige laufende Kosten möglich sind.

Verantwortliche, die für ihren Betrieb Büroräume anmieten, werden in Zukunft auch den CO2-Rechner zu Rate ziehen. Wem das Thema heute noch nicht am Herzen liegt, sollte sich damit beschäftigen: Die EU verfolgt das Ziel, bis 2050 eine "moderne, ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wirtschaft" ohne Nettoemissionen von Treibhausgasen zu werden - und lässt Taten und Richtlinien folgen. Dass Aspekte der Nachhaltigkeit für ihre Mieter in Zukunft wichtiger werden, haben auch Investoren wie die Immobiliengruppe Europa-Center aus Hamburg erkannt: Büroflächen müssen ein Optimum bieten aus Energieeinsparung und Komfort. Allerdings wird häufig erst spät bekannt, wie die Nutzung eines Objektes exakt sein wird und wie die Ansprüche von Mietern lauten werden. Welcher Weg zielführend ist, zeigt ein Projekt nahe des Frankfurter Flughafens. Dort im Businessquartier Gateway Gardens arbeiteten Inhaber, Planungsbüro, Elektroinstallateure und Automatisierer Hand in Hand. Sie haben den Gebäudekomplex Flow erschaffen, der Flexibilität, Komfort und Energieeffizienz verbindet.

Segmentprinzip strukturiert Gebäude
"Zwei Aspekte haben wir von Beginn an gemeinsam mit dem Planungsbüro Petersen-Ingenieure sehr genau definiert: Das Ausstattungsniveau und die Kernfunktionalitäten", erklärt Victor Carreiro, technischer Projektleiter des Bürogebäudekomplexes. Oben auf der Wunschliste stand Flexibilität. "Wir wollten von der ersten Minute an sicherstellen, dass die einzelnen Büroräume für sich schlüssig regelbar sind", so Carreiro. Um dieses Ziel zu erreichen, werden Gebäude nach dem Segmentprinzip gebaut, bei dem ein Segment der kleinsten Strukturierungseinheit entspricht. In ihr sind Raumfunktionen wie Beleuchtung, Beschattung, und Raumklimaregelung ansteuerbar. Die Haustechnik kombiniert die Segmente im Raumautomationssystem zu einer Funktionseinheit. "Damit wir den gewünschten Grad an granularer Flexibilität erreichen, mussten alle Gewerke wie Elektro, Heizungen, Lüftungen und MSR die Grundlage dafür liefern", sagt Carreiro. "Raumseitig wurde dies durch einzeln regelbare Deckensegel je zwei Achsen bzw. Fenster erreicht. Sie heizen, kühlen und belüften. Bei der Raumautomatisierung haben wir uns für die vorprogrammierte Lösung Wago Application Flexroom entschieden." Grundsätzlich sei es nicht die Tagesordnung, dass ein Bauherr bei der Ausgestaltung der Instrumentierung mitredet. "Von Beginn an aktiv mitgearbeitet zu haben, kommt uns heute zugute. Zum Glück komme ich aus der Haustechnik und habe 20 Jahre als Planungsingenieur und Bauleiter gearbeitet", lacht Carreiro.

Automation schafft Flexibilität
Nachdem das Leistungsverzeichnis für die mehr als 32.000m² große Mietfläche erstellt und veröffentlicht war, entschied sich das Team um Carreiro für Kynast Elektroanlagen als Installateure. Art und Umfang bereitete Projektleiter Benjamin Stumpf keine Sorgen: "Wir haben bereits ähnliche Herausforderungen gemeistert und Application Flexroom-Verteiler helfen uns, Funktionalitäten abzudecken, die erst im Laufe des Baus zusätzlich gewünscht werden. Das bedeutet, dass die Aufteilung der Segmente nach Bedarf der Mieter flexibel angepasst werden kann, ohne Neuverkabelungen oder Umprogrammierungen." Die Herausforderung beim Gebäudekomplex Flow ergibt sich zunächst einmal aus dem Umfang der Gebäudeautomation und der Summe der Raumautomationskomponenten. Um das Maximum an Energieeffizienz aus dem System herauszuholen, muss die Gebäudeautomation als zentrale Einheit die Informationen aus der Raumautomation aufnehmen und damit z.B. die Lüftungs- und Klimaanlagen steuern. "Wir kannten zu Beginn eines solchen Projektes nicht das exakte Zusammenspiel aller kleinteiligen Komponenten. Das war schon aufwändig und sportlich", blickt Stumpf zurück. Er und sein Team verbauten 121 Modbus-Teilnehmer wie Controller, Kältemaschinen oder Wetterstationen und schaltete mehr als 16.000 Datenpunkte. In den drei Gebäudeteilen des Komplexes wurden acht Integrations- und Schnittstellenplattformen verbaut, die eine zentrale Rolle im Gebäudemanagement spielen. Sie verarbeiten Daten von Sensoren, geben Steuerbefehle aus und optimieren die Gesamtfunktionalität der technischen Anlagen.
Automatisierte Raumsteuerung
In den drei Gebäudeteilen sind mehr als 100 Flexroom-Raumautomationsverteiler, die dafür sorgen, dass die Steuerungssignale von Beleuchtung, Sonnenschutz und Temperaturregelung richtig im Gebäudeleitsystem ankommen. Mit einer eigenständigen Benutzeroberfläche werden die Signale auch an das Objektmanagement übertragen. Jeder Raumautomationsverteiler ist in der Lage, bis zu 24 Segmente bzw. acht Sonderbereiche zu steuern. Sie sind für solche modularen, raumweisen Strukturen gedacht und bieten eine Lösung für die Automatisierung einzelner Räume. "Da hier keine Programmierung notwendig ist, ist eine Inbetriebnahme um 30% schneller als üblich erledigt. Und sie eignen sich als Lösung für Neubauten sowie die energetische Modernisierung", schildert Stumpf seine Erfahrungen. Über Ethernet sind alle Teilnehmer mit dem Wago I/O System für die Primäranlagenautomation zu einem Netzwerk verschaltet.

Vorteil beim Betrieb
Der Nutzen der Automatisierung beschränkt sich nicht nur darauf, die gewünschte Arbeitsumgebung möglichst energieeffizient zur Verfügung zu stellen. "Für uns in der Objektbetreuung bietet der hier gewählte Automatisierungsgrad enorme Vorteile im Betrieb der Gebäude. Wir wissen schon lang bevor der Mieter ein Problem wahrnimmt, wenn irgendwo etwas nicht stimmt", ergänzt Marco Picciotto. Er ist einer von drei Facility-Managern, die den Bürokomplex betreuen. Sollte eine Pumpe ausfallen, ein Raumbediengerät nicht funktionieren oder ein Ventil klemmen, sieht Picciotto das Ereignis in der Automationssoftware. "Erst kürzlich ist ein Modul der Netzwerkkommunikation kaputt gegangen. Ohne die Automatisierung hätte ich lange nach dem defekten Bauteil gesucht", beschreibt Picciotto den Nutzen aus Betreibersicht. Alle zu sichtenden oder zu steuernden Funktionen sind in der Gebäudeleittechnik integriert, von der Tiefgaragenschranke bis hin zur Klimaeinheit auf dem Dach. Abgebildet werden die Daten in der Visualisierung des Leitsystems und der Flexroom-Oberfläche und sind mit wenigen Mausklicks am Arbeitsplatz verfügbar. Der Zugriff über Browser auch von außen ist mit einer verschlüsselten Verbindung möglich, sodass bei einem Störfall auch von zu Hause nach Fehlern geschaut werden kann. "So kann ich schnell entscheiden, ob ich rausfahren muss oder sich das Problem remote klären lässt. Das verkürzt unsere Reaktionszeiten deutlich", sagt Picciotto.
DGNB-Zertifikat in Gold
Der Standard, der mit dem Gebäude erreicht wurde, findet Zustimmung. So bewertet die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) die Gesamtperformance des Gebäudes und hat dem Europa-Center-Komplex in Frankfurt schon vor Fertigstellung die Auszeichnung Gold vorverliehen. Hier werden u.a. die drei Nachhaltigkeitsbereiche Ökologie, Ökonomie und Soziokulturelles bewertet, bei dem die erreichte Energieeffizienz eine Rolle spielt. "Wir freuen uns sehr über diese Vorabauszeichnung und wenn diese dann bei entsprechendem Mieterbestand des Gebäudekomplexes final bestätigt wird. Die Flexibilität, Adaptivität und Wandlungsfähigkeit des Flexroom-Konzeptes passt gut in die sich ständig wechselnde Gegenwart. Ändern sich die Anforderungen an das Gebäude - z.B. durch Mieter- oder Nutzungswechsel - lassen sich die Funktionalitäten einfach anpassen", sagt Carreiro. Der nächste Schritt in die Zukunft sei u.a. der Aufbau eines Energiemonitorings, um einerseits den Betrieb weiterhin zu optimieren und andererseits das Bedürfnis der Mieter zu bedienen.
Damit Bürogebäude nachhaltiger werden, müssen sie Energie sparen. Eine durchgängige Automatisierung bringt hierzu technische Aspekte und Nutzerwünsche zusammen. Ein großer Bürokomplex, der die skalierbare Applikationslösung Flexroom von Wago nutzt, zeigt dabei exemplarisch, wie mit Raumautomation zeitgleich eine komfortable und flexible Arbeitsumgebung sowie niedrige laufende Kosten möglich sind.

Verantwortliche, die für ihren Betrieb Büroräume anmieten, werden in Zukunft auch den CO2-Rechner zu Rate ziehen. Wem das Thema heute noch nicht am Herzen liegt, sollte sich damit beschäftigen: Die EU verfolgt das Ziel, bis 2050 eine "moderne, ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wirtschaft" ohne Nettoemissionen von Treibhausgasen zu werden - und lässt Taten und Richtlinien folgen. Dass Aspekte der Nachhaltigkeit für ihre Mieter in Zukunft wichtiger werden, haben auch Investoren wie die Immobiliengruppe Europa-Center aus Hamburg erkannt: Büroflächen müssen ein Optimum bieten aus Energieeinsparung und Komfort. Allerdings wird häufig erst spät bekannt, wie die Nutzung eines Objektes exakt sein wird und wie die Ansprüche von Mietern lauten werden. Welcher Weg zielführend ist, zeigt ein Projekt nahe des Frankfurter Flughafens. Dort im Businessquartier Gateway Gardens arbeiteten Inhaber, Planungsbüro, Elektroinstallateure und Automatisierer Hand in Hand. Sie haben den Gebäudekomplex Flow erschaffen, der Flexibilität, Komfort und Energieeffizienz verbindet.
WAGO GmbH & Co. KG
Dieser Artikel erschien in GEBÄUDEDIGITAL 3 (April) 2025 - 25.04.25.Für weitere Artikel besuchen Sie www.gebaeudedigital.de