Die Geschichte der Robotik-Pack-Line
Von Fischen und Flugzeugen...
Roboter sind fester Bestandteil der Arbeitswelt. Doch ihre Einsatzmöglichkeiten schienen begrenzt. Das hat sich geändert, weil sich die Robotik in großen Schritten weiterentwickelt hat. Einen Großteil dieser Evolution hat Rolf Peters, Gründer der Robotik-Pack-Line, aktiv begleitet.

Lange Zeit, erklärt Peters, waren Roboter eigentlich nur für eines zu gebrauchen: einfache, repetitive Tätigkeiten in der Produktion: "Der Roboter ist ein dummes Gerät, und er kann Bewegungen machen." Heute wird über den Einsatz von Robotern in der Pflege oder bei chirurgischen Operationen nachgedacht. In Japan gibt es sogar schon ein Restaurant, in dem Roboter das Essen zubereiten und servieren. Dort ist die technische Entwicklung schon weiter - weshalb Peters seine Projekte auch ausschließlich mit japanischen Robotern entwickelt hat.
Peters hat schon seit den 1980er-Jahren beruflich mit Robotern zu tun. Zunächst bei den Vereinigten Flugtechnischen Werken (VFW) in Bremen, wo er bereits an der Entwicklung des Passagierflugzeugs VFW 614 beteiligt war, später bei den Zeppelin Metallwerken. 1985 gründete er schließlich sein eigenes Ingenieurbüro im neu geschaffenen Technologie Park Syke, 1990 folgte die Gründung der Firma Robot Automation, in der er bis 1995 als Geschäftsführer aktiv war.
Eine nicht unbedingt einfache Zeit für die Vermarktung von Robotern, erinnert sich Peters, denn nach der politischen Wende und dem Zusammenbruch des Ostblocks verlagerten viele Unternehmen ihre Produktion in die sogenannten Transformationsstaaten. "Die Industrie hat gemerkt: Wenn wir noch weiter gehen nach Ungarn, nach Tschechien, in die Ukraine, Rumänien, Bulgarien, Polen, dann ist das noch mal günstiger zu produzieren. Und an dem Punkt merkten wir: Die brauchten alles, aber keine Roboter. Denn in den eben genannten Ländern war man froh, wenn man Arbeit hatte, und man hat dann doch für relativ wenig Investment für Mitarbeiter hohe Produktivität bekommen."

Gründung der Robotik-Pack-Line
Der zündende Gedanke kam ihm schließlich vor gut 20 Jahren auf der Fachpack, der Europäischen Fachmesse für Verpackung, Technik und Prozesse in Nürnberg: Die Lebensmittelindustrie hat ein enormes Entwicklungspotential für den Einsatz von Robotern. "Irgendeiner muss doch die Wurst oder die Gurken ins Glas legen. Das müssen wir uns doch mal genauer angucken", erinnert sich Peters: "Die Wurst wird hergestellt, die Wurst wird geschnitten und durch Maschinen in eine Plastikschale gelegt. Und dann ist der Produktionsprozess beendet." Natürlich waren Roboter auch dabei schon längst im Einsatz. Allerdings: Nach der Produktion legten Mitarbeiter die Ware per Hand in Kartons und stapelten diese auf Paletten, die dann von einer weiteren Person per Hubwagen abtransportiert wurden. Gab es auch dafür eine Lösung?
Der nächste Schritt dazu erfolgte auf der Fish International in Bremen. Hier entwickelte Peters mit K-Robotix so etwas wie die Urform der Robotik-Pack-Line. Es ging um die Verpackung von geräucherten Makrelenfilets - vom Rost bis auf die Palette. Eine komplexe Aufgabe. Ein Roboter mit Kamera wurde mit einem Greifer von einer Firma aus dem Bremer Umland kombiniert, eine Verpackungsmaschine wurde so zusammengestellt, dass die Filets am Ende in einer Styroporpackung eingeschweißt lagerfähig waren. Das Ergebnis erregte viel Aufmerksamkeit, konkrete Anfragen von Unternehmen folgten. "Der Clou war, dass wir plötzlich mit Robotik etwas verpacken konnten. In Linie." Mit 15 Partnerunternehmen gründete Peters 2002 schließlich die Marke Robotik-Pack-Line.
Lebensmittelbranche als Feuertaufe
Die Planung komplexer Abläufe und die Koordination von Spezialisten in einem gemeinsamen Projekt hatte er schon in der Flugzeugherstellung gelernt, bei der Produktion des VFW 614. Dabei hat die Lebensmittelbranche einen entscheidenden Unterschied zur Fertigung von Autos und Maschinen: "Ein Fisch kann klein, der kann groß, der kann dünn, der kann dick sein, der hat ein Loch und hat auch kein Loch. Der ist einfach nicht uniformiert. Das ist die erste Herausforderung", erklärt Peters. Das wurde lange nicht als Herausforderung erkannt, es gab ein großes Reservoir von Arbeitskräften. Das ist heute anders, was nicht nur Fachkräfte betrifft, sondern auch Produktionshelfer.
Die Lösung, die Robotik-Pack-Line anbietet, ist zugleich komplex und abstrakt: Zusammen mit Kooperationspartner wird eine Struktur geschaffen, in deren Zentrum immer der Roboter steht, der aber immer eine Umgebung braucht, um funktionieren zu können. Und im Zusammenhang mit Lebensmitteln sind die Anforderungen besonders komplex. Für die multinationalen Konzerne ist das weniger ein Problem: Sie verfügen über ausreichend Kapital, um in große Anlagen zu investieren. "Die mittleren und die kleineren Unternehmen, die in der Regel für die Discounter arbeiten, haben ein Problem. Sie leben mehr oder weniger auf einem sehr schmalen Grat, weil der Wettbewerbsdruck enorm ist."
Gerade deshalb wächst freilich das Interesse an Automatisierungsprozessen in der Produktion. Peters nennt als ein Beispiel die Marke Curry King - eine schnelle Currywurst für zuhause. Nicht nur das Würstchen selbst und eine Soße müssen mikrowellentauglich verpackt werden. Es gehört auch noch Currypulver dazu und eine Holzgabel. "Das muss alles irgendwie automatisiert werden", erklärt er.
Die Vorteile der Komplexität
Weil für kleinere und mittlere Unternehmen große Investitionen oft ein zu hohes Risiko darstellen, bietet gerade die Komplexität der Robotik-Pack-Line einen Vorteil: "Man kann es kombinieren, man kann mit einem ersten Teil, mit einem Modul anfangen", beschreibt Peters diesen Vorteil. "Man kann vorne einen Roboter einsetzen und den Rest von Hand machen. Oder umgedreht vorne noch von Hand arbeiten und hinten mit dem Roboter, je nachdem. Die Robotik-Pack-Line ist eine flexible, modular aufgebaute Konzeption." Damit eignet sie sich hervorragend für regionale Lebensmittelbetriebe, die in der Region ihre regionalen Produkte herstellen. Hier gibt es noch enormes Potential, wenn verstärkt KI zur Qualitätskontrolle eingesetzt werden kann.
Diesen Schritt will Peters aber eher beratend begleiten und übergibt sein Konzept an die Whystler-Automation-Gruppe, die Automatisierungslösungen für Getränke und Lebensmittel, Pharma und Kosmetik anbietet und ihr Netzwerk und Knowhow jetzt um die Robotik-Pack-Line erweitern wird.
Roboter sind fester Bestandteil der Arbeitswelt. Doch ihre Einsatzmöglichkeiten schienen begrenzt. Das hat sich geändert, weil sich die Robotik in großen Schritten weiterentwickelt hat. Einen Großteil dieser Evolution hat Rolf Peters, Gründer der Robotik-Pack-Line, aktiv begleitet.

Lange Zeit, erklärt Peters, waren Roboter eigentlich nur für eines zu gebrauchen: einfache, repetitive Tätigkeiten in der Produktion: "Der Roboter ist ein dummes Gerät, und er kann Bewegungen machen." Heute wird über den Einsatz von Robotern in der Pflege oder bei chirurgischen Operationen nachgedacht. In Japan gibt es sogar schon ein Restaurant, in dem Roboter das Essen zubereiten und servieren. Dort ist die technische Entwicklung schon weiter - weshalb Peters seine Projekte auch ausschließlich mit japanischen Robotern entwickelt hat.
Peters hat schon seit den 1980er-Jahren beruflich mit Robotern zu tun. Zunächst bei den Vereinigten Flugtechnischen Werken (VFW) in Bremen, wo er bereits an der Entwicklung des Passagierflugzeugs VFW 614 beteiligt war, später bei den Zeppelin Metallwerken. 1985 gründete er schließlich sein eigenes Ingenieurbüro im neu geschaffenen Technologie Park Syke, 1990 folgte die Gründung der Firma Robot Automation, in der er bis 1995 als Geschäftsführer aktiv war.
Eine nicht unbedingt einfache Zeit für die Vermarktung von Robotern, erinnert sich Peters, denn nach der politischen Wende und dem Zusammenbruch des Ostblocks verlagerten viele Unternehmen ihre Produktion in die sogenannten Transformationsstaaten. "Die Industrie hat gemerkt: Wenn wir noch weiter gehen nach Ungarn, nach Tschechien, in die Ukraine, Rumänien, Bulgarien, Polen, dann ist das noch mal günstiger zu produzieren. Und an dem Punkt merkten wir: Die brauchten alles, aber keine Roboter. Denn in den eben genannten Ländern war man froh, wenn man Arbeit hatte, und man hat dann doch für relativ wenig Investment für Mitarbeiter hohe Produktivität bekommen."
Ing.-Büro Rolf Peters
Dieser Artikel erschien in ROBOTIK UND PRODUKTION 2 (April) 2025 - 22.04.25.Für weitere Artikel besuchen Sie www.robotik-produktion.de