Condition Monitoring bringt Transparenz in den Pressvorgang
Seit mehr als einem Jahrzehnt treibt das Automotive Center Südwestfalen in Attendorn als Forschungseinrichtung und Dienstleister für die Zulieferindustrie und OEM die Verwirklichung effizienter, nachhaltiger und technologisch fortschrittlicher Produktionsverfahren voran. An einer Servopresse kommt dabei auch SmartStamp zum Einsatz. Von der Software zur Hubüberwachung von IFM profitieren die Entwicklung sowie die Serienproduktion.

Das Automotive Center Südwestfalen (ACS) will seine Kunden mit gebündelter Entwicklungskompetenz unterstützen, Synergien nutzen und so die einzelnen Unternehmen finanziell sowie zeitlich zu entlasten. So stellt das acs umfassende Kapazitäten in unterschiedlichen Bereichen wie virtuelle Entwicklung, Fügetechnik, Kunststofftechnik, Umformtechnik sowie im Komponententesting bereit.
"In der Umformtechnik können wir mit unserer Servopresse mit einer Presskraft von 1.000t alle für den Automobilbereich relevanten Umformungstests sowie Prozessentwicklungen, Prototyping und Kleinserienfertigung durchführen", so Jan Böcking, der die Umformtechnik beim ACS leitet. "Neben der kalten und warmen Umformung von Stahl und Aluminium können wir auch Faserverbundwerkstoffe umformen. Der Vorteil der Servotechnologie ist die hohe Flexibilität, mit der wir die Umformprozesse durchführen können. So sind wir in der Lage, Umformungen kraft- oder weggesteuert zu fahren. Das erlaubt es uns, das Geschwindigkeitsprofil den unterschiedlichen Umformprozessen präzise anzupassen."
Präzise Analyse für eine effiziente Entwicklung
Um die Präzision der Ergebnisse noch weiter zu erhöhen und einen noch besseren Einblick in den Kräfteverlauf eines Versuches zu erhalten, hat das ACS seine Servopresse im Jahr 2023 mit zusätzlicher Sensorik sowie der Software SmartStamp ausgestattet. "Wir führen in der Regel keinen Serienbetrieb durch, sondern bilden Prototypenläufe mit wenigen Hüben ab. Um die Entwicklung von Bauteil und Umformprozess effizient voranzutreiben, wird nach jedem Hub das getestete Bauteil und auch der Pressvorgang an sich bewertet", so Böcking. "Bislang fehlten uns für die ganzheitliche Betrachtung die entsprechende Sensorik und die Software, um tatsächlich jeden einzelnen Hub präzise zu analysieren und zu bewerten. Diese Möglichkeit bietet uns jetzt die Software zur Pressenüberwachung von Ifm."
Vier Sensoren
messen die Belastung
Die Software SmartStamp erkennt die Kippung, die Außermittigkeit und das daraus resultierenden Kippmoment an Umformpressen binnen Millisekunden. So wird der Anlagenbediener entsprechend frühzeitig alarmiert, sollte sich die Presse außerhalb der Sollbereiche bewegen. "Durch eine zu hohe Kippung des Stößels werden die Führungen der Presse übermäßig belastet und auf Dauer geschädigt", so Christoph Schneider, Vice President Product Management Applications beim Automatisierungsspezialisten IFM. "Auch Lagerschäden, Getriebeschäden oder Rissbildung, etwa im Kopfstück der Presse, können die Folge sein. Konstruktionsbedingt oder durch eine Fehlausrichtung beim Werkzeugwechsel kann es ebenfalls zu einer außermittigen Belastung der Presse kommen, was zu einem Ansteigen des Kippmomentes führt. Mit SmartStamp lässt sich diese Fehlbelastung und deren kostspieligen Folgen mit wenig Aufwand verhindern. Um die Software effektiv zu nutzen, müssen an der Presse selbst lediglich vier hochpräzise Wegsensoren an allen vier Ständern der Presse nachgerüstet werden, um die Kippung zu erfassen."
Darüber hinaus fließen die Daten der in der Regel bereits verbauten Kraftsensoren sowie Informationen zu Werkzeugnummer und Hubzahl, die über die Steuerung ausgelesen werden können, in die Software ein. "In unserem Softwaretool werden all diese Daten und Werte zu anschaulichen, aussagekräftigen Informationen verarbeitet. So kann der Maschinenbediener bereits beim ersten Hubzyklus erkennen, ob beispielsweise das Werkzeug korrekt montiert ist oder ob nachgebessert werden muss", so Schneider.
Exakte Datenanalyse,
Hub für Hub
Auch beim ACS macht man sich diese exakte Darstellung jedes einzelnen Hubes zunutze, wie Böcking erläutert: "Die exakten Daten helfen uns in den Prototypentests, den tatsächlichen Pressvorgang, das Verhalten von Material und Werkzeug genau zu analysieren. So können wir für jeden Hub Veränderungen vornehmen und die Effekte auf Werkzeug und Werkstück unmittelbar nachvollziehen. Darüber hinaus können wir die aufgezeichneten Daten auch in der virtuellen Simulation wiederverwenden, wodurch Realprozess und IT-gestützte Simulation noch enger zusammenrücken."
Vereinfacht wird die Datenanalyse durch die IIot-Plattform Moneo von IFM, in die SmartStamp nahtlos integriert ist. "Der Vorteil der IIoT-Plattform ist, dass wir von jedem einzelnen Arbeitsplatz Zugriff auf die Prozessdaten und Zustandsdaten der Presse haben", so Böcking. "Dank der Alarmfunktion von Moneo sind wir bei Überschreitungen der definierten Grenzwerte in der Lage, in Echtzeit zu reagieren und im Ernstfall einen Stopp der Presse zu veranlassen. So können wir ernsthafte Schäden an Presse und Werkzeug effektiv verhindern."
Elf Module für das digitale Gesamtbild der Presse
Neben der Software zur Analyse des eigentlichen Pressvorgangs bietet Ifm noch zehn weitere Softwaremodule an, die sich nahtlos in die IIoT-Plattform Moneo integrieren lassen. "Unter anderem gibt es Module zur Überwachung der Hydraulik, der Druckluft und des Schmiermittelkreislaufes. Auch der Hauptantrieb - ob Servoantrieb, Hydraulikantrieb oder konventioneller Antrieb - lässt sich mittels eines Softwaremoduls im Blick halten. "Der Anwender kann zur Generierung der Daten die bereits vorhandene Sensorik in die Software einbinden, alternativ bieten wir die passenden Gesamtlösungen aus Hardware und Software an. Auf diese Weise hat der Betreiber der Presse die Möglichkeit, zentral und mit geringem Aufwand alle direkt und indirekt am Pressprozess beteiligten Anlagenteile in einem aussagekräftigen Gesamtbild zusammenzufassen und eigenständig oder durch unsere KI-Tools automatisch auswerten zu lassen", so Schneider.
Digitaler Zwilling
wird angestrebt
Ein komplettes digitales Abbild der Presse ist auch das, was das ACS anstrebt, wie Böcking betont: "Unser Ziel ist es, die Vorteile der Digitalisierung mehr und mehr zu nutzen und prozesstechnische digitale Zwillinge abzubilden. Mit der SmartStamp Software haben wir jetzt den ersten Schritt gemacht, in dem wir nun die Pressenkinematik und die Presskräfte exakt erfassen. Zukünftig möchten wir alle prozessrelevanten Größen in Echtzeit mitschreiben und dazu nutzen, die Prozesse tatsächlich zu validieren und jedes Produkt vom ersten Moment der Entwicklung mit einem digitalen Zwilling zu begleiten, um so noch exakter und mit weniger Materialeinsatz Aussagen über Grenzen der Umformung und die Nachhaltigkeit von Formteilen treffen zu können. Davon versprechen wir uns und auch unseren Kunden jede Menge Vorteile - sowohl in der Entwicklungsgeschwindigkeit als auch in der Einsparung von Ressourcen."
Fazit
Mit der Software SmartStamp ist das Automotive Center Südwestfalen in der Lage, Pressprozesse noch exakter zu analysieren. Damit kommt das Kompetenzzentrum dem Ziel, Umformprozesse für Materialerforschung und Produktentwicklung noch effizienter durchzuführen, einen erheblichen Schritt weiter. Zudem ist die Software ein wesentlicher Baustein für die Realisierung eines digitalen Zwillings.
Seit mehr als einem Jahrzehnt treibt das Automotive Center Südwestfalen in Attendorn als Forschungseinrichtung und Dienstleister für die Zulieferindustrie und OEM die Verwirklichung effizienter, nachhaltiger und technologisch fortschrittlicher Produktionsverfahren voran. An einer Servopresse kommt dabei auch SmartStamp zum Einsatz. Von der Software zur Hubüberwachung von IFM profitieren die Entwicklung sowie die Serienproduktion.

Das Automotive Center Südwestfalen (ACS) will seine Kunden mit gebündelter Entwicklungskompetenz unterstützen, Synergien nutzen und so die einzelnen Unternehmen finanziell sowie zeitlich zu entlasten. So stellt das acs umfassende Kapazitäten in unterschiedlichen Bereichen wie virtuelle Entwicklung, Fügetechnik, Kunststofftechnik, Umformtechnik sowie im Komponententesting bereit.
"In der Umformtechnik können wir mit unserer Servopresse mit einer Presskraft von 1.000t alle für den Automobilbereich relevanten Umformungstests sowie Prozessentwicklungen, Prototyping und Kleinserienfertigung durchführen", so Jan Böcking, der die Umformtechnik beim ACS leitet. "Neben der kalten und warmen Umformung von Stahl und Aluminium können wir auch Faserverbundwerkstoffe umformen. Der Vorteil der Servotechnologie ist die hohe Flexibilität, mit der wir die Umformprozesse durchführen können. So sind wir in der Lage, Umformungen kraft- oder weggesteuert zu fahren. Das erlaubt es uns, das Geschwindigkeitsprofil den unterschiedlichen Umformprozessen präzise anzupassen."
ifm electronic gmbh
Dieser Artikel erscheint in www.sps-magazin.de 2025 - 31.12.25.Für weitere Artikel besuchen Sie www.sps-magazin.de