40 Jahre DataTec im Wandel der Messtechnik
"Wir liefern den Unterschied"
Zum 40-jährigen Jubiläum von DataTec blicken Gründer Hans Steiner und Vorstandssprecher Markus Kohler im Interview zurück - und gleichzeitig nach vorn. Sie sprechen mit dem SPS-MAGAZIN über unternehmerische Meilensteine, aktuelle Herausforderungen und die Strategie, mit der sich DataTec im anspruchsvollen Messtechnikmarkt behauptet.

Herr Steiner, herzlichen Glückwunsch zum 40-jährigen Jubiläum! Was hat Sie damals motiviert, DataTec zu gründen?
Hans Steiner: Vor 40 Jahren war der Markt für Messtechnik überschaubar. Es gab wenige Distributoren, meist mit exklusiven Verträgen. So kam mir der Gedanke, einen spezialisierten Distributor aufzubauen, der beides verbindet: fundierte, herstellerunabhängige technische Beratung und ein breites Portfolio hochwertiger Messtechnik. Der Anfang war jedoch hart: Als junger Gründer ohne Vertriebserfahrung tat ich mich schwer, Lieferanten zu gewinnen. Nach sieben Jahren stand ich kurz davor, aufzugeben - bis Tektronix mir den Vertrieb für Baden-Württemberg anbot. Das war der Wendepunkt. 17 Jahre später kam Agilent (heute Keysight) mit dem deutschlandweiten Flächenvertrieb hinzu. Heute zählen wir über 160 Mitarbeiter in Deutschland, führen mehr als 20.000 Produkte und gehören zu den führenden Distributoren für Messtechnik in Europa. Darauf bin ich stolz - und dankbar, dass wir diesen Weg gehen durften.
Herr Kohler, was bedeutet das Jubiläum für Sie und Ihr Team?
Markus Kohler: Unser Jubiläum zeigt: Technische Distribution ist auch im Zeitalter digitaler Plattformen unverändert relevant - besonders dann, wenn es um persönliche Beratung, Systemlösungen und Service geht. Wir setzen auf starke Marken, zukunftsweisende Technologien und vor allem auf das Engagement unserer Mitarbeitenden. Gefragt sind derzeit Verlässlichkeit und echter Mehrwert - und genau das möchten wir auch unseren Kunden zurückgeben: mit gezielten Jubiläumsaktionen, die in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten unterstützen. Gefeiert wird im Sommer in kleiner Runde mit einem Grillfest für das Team. Ein größeres Fest mit unseren internationalen Partnern holen wir nach, sobald es die Lage erlaubt.
Welche strategischen Leitlinien verfolgen Sie heute?
Kohler: Unser Anspruch ist es, mehr als ein reiner Lieferant zu sein - wir bieten individuelle Lösungen, ob als Einzelleistung oder als ganzheitliches Konzept. Das heißt: technische Beratung, Services wie Kalibrierung, Schulungen oder Mietlösungen und ein breit gefächertes Portfolio. So können wir Kunden aus verschiedensten Branchen individuell begleiten.
Sie sprechen Services an, warum hat das Thema bei Ihnen so an Bedeutung gewonnen?
Kohler: Unsere Kunden erwarten heute nicht nur ein hochwertiges Gerät - sie suchen eine umfassende Lösung. Sie brauchen Unterstützung bei der Auswahl, Inbetriebnahme, Wartung oder Schulung. Gerade bei projektbasierten Anforderungen schaffen Mietlösungen zusätzliche Flexibilität. Diese Services sind für viele Unternehmen unverzichtbar geworden - deshalb stellen wir sie modular zusammen und machen sie zum festen Bestandteil unseres Angebots.
Was sind die zentralen Säulen Ihres Geschäftsmodells?
Kohler: Unsere zentralen Säulen sind: erstens die technische Beratung als Kern unseres Leistungsversprechens, zweitens ein breites Produktsortiment, das unterschiedlichste Anforderungen abdeckt, und drittens ergänzende Services wie Schulung, Kalibrierung oder Mietmodelle. Hinzu kommen digitale Lösungen - etwa Einkaufsschnittstellen - sowie unsere starke europäische Präsenz, um international agierende Kunden effizient zu begleiten. Diese fünf Säulen greifen ineinander und machen unser Geschäftsmodell kundenorientiert und zukunftssicher.

Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Kohler: Viele Marktteilnehmer sind entweder Kataloghändler oder reine Online-Plattformen. Unser Unterschied: Wir sind kein reiner Verkäufer, sondern bieten die erwähnte persönliche, umfassende Beratung. Wir investieren in einen qualifizierten Außendienst, der Kunden vor Ort unterstützt.
Steiner: Gleichzeitig bündeln wir führende Marken unseres Segments und bieten unseren Kunden neutrale, herstellerübergreifende Empfehlungen aus einer Hand. Diese Kombination aus technischer Kompetenz, Markenzugriff und individueller Betreuung finden Kunden in dieser Breite nicht.
Sie sind auch auf Marktplätzen wie Conrad präsent. Warum?
Kohler: Obwohl Conrad ein Wettbewerber ist, erreichen wir über deren Marktplatz neue Kundengruppen. Für viele Einkäufer ist die Plattformnutzung Standard - dort sichtbar zu sein, zahlt auf unsere Reichweite ein.
Sie hatten vorhin die Internationalisierung erwähnt, wo liegt Ihr Fokus?
Kohler: Unser Fokus liegt klar auf Europa - hier verfügen wir über tiefes Marktverständnis, kennen die rechtlichen Rahmenbedingungen und können unsere Services länderspezifisch optimieren. Viele unserer Kunden sind europaweit aktiv, und genau da können wir sie mit unserer Präsenz und Beratung besonders gut unterstützen. Außerhalb Europas beobachten wir die Entwicklungen genau - aktuell sehen wir aber in Europa das größte Potenzial für nachhaltiges Wachstum.
Ihr Slogan lautet 'Produkte und Lösungen. Und wir liefern den Unterschied' - was steckt dahinter?
Kohler: 'Wir liefern den Unterschied' ist für uns kein bloßer Slogan, sondern gelebte Realität. Der Unterschied liegt in der Kombination: Persönliche Beratung durch ein engagiertes Innen- und Außendienstteam, individuelle Lösungen mit echtem Mehrwert - und gleichzeitig ein starker, professioneller Online-Auftritt, der moderne Einkaufs- und Informationsprozesse unterstützt. Diese Verbindung aus digitaler Kompetenz und menschlicher Nähe schafft Vertrauen, Effizienz und macht uns im Markt einzigartig.
Warum ist herstellerunabhängige Beratung so entscheidend?
Steiner: Weil der Kunde Zeit sparen will und muss. Wir erkennen schnell dessen Bedarf und er bekommt bei uns alles aus einer Hand - Beratung, Produktauswahl, ggf. Einweisung und Seminar, Service der Geräte bis zur Kalibrierung. Das reduziert Aufwand und Prozesskosten enorm. Genau das war meine Gründungsidee - und sie trägt bis heute.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Partner aus?
Kohler: Unsere Partner wählen wir nach klaren Kriterien aus: Qualität, Zuverlässigkeit und technologische Kompetenz stehen für uns an erster Stelle. Wir arbeiten ausschließlich mit etablierten Marken - keine Billigprodukte oder Nachahmungen. Gerade in der Messtechnik zählt Präzision und unsere Kunden müssen sich darauf verlassen können.
Welche Rolle spielt die DataTec Akademie?
Steiner: Die Akademie gibt es seit rund 20 Jahren. Ursprünglich wollten wir unseren Kunden den Einstieg in komplexe Geräte erleichtern - viele wollten keine Handbücher lesen, sondern direkt loslegen. Also haben wir Schulungen entwickelt, mit Theorie am Vormittag und praktischer Anwendung am Nachmittag. Das kam von Anfang an sehr gut an.
Kohler: Heute ist die Akademie ein fester Bestandteil unseres Geschäftsmodells. Mit über 100 Seminaren pro Jahr - auch individuell zugeschnitten - unterstützen wir unsere Kunden beim schnellen Knowhow-Aufbau, gerade bei neuen Technologien wie Elektromobilität. Gleichzeitig stärken wir durch die Akademie die Kundenbindung, differenzieren uns vom Wettbewerb und unterstreichen unseren Anspruch als Lösungsanbieter.
Wie sichern Sie intern Fachkräfte und fördern Nachwuchs?
Kohler: Wir setzen stark auf interne Weiterentwicklung. Unsere Mitarbeitenden übernehmen früh Verantwortung und werden gezielt gefördert - fachlich wie persönlich. Für junge Techniktalente ist das ein attraktives Umfeld, in dem sie sich einbringen und weiterentwickeln können.
Steiner: Zusätzlich bilden wir aus - in Logistik, Büro und IT. Technische Ausbildungsberufe bieten wir zwar nicht, aber wir geben Hochschulabsolventen mit technischem Background bewusst eine Chance - ob im Innen- oder Außendienst. Besonders in der Beratung setzen wir auf qualifizierte Techniker und Ingenieure.
Welche technologischen Trends beeinflussen die Messtechnik aktuell am stärksten?
Kohler: Automatisierung, Vernetzung, datenbasierte Auswertung und Predictive Maintenance sind zentrale Trends, die die Anforderungen an moderne Messtechnik massiv verändern. Dafür braucht es präzise, vernetzte und oft modular aufgebaute Systeme - etwa für die Echtzeit-Auswertung oder die vorausschauende Fehlerdiagnose. Auch die Miniaturisierung in der Elektronik- und Sensorikbranche fordert kompaktere und dennoch leistungsstarke Messlösungen. Deshalb erweitern wir unser Portfolio um modulare Plattformen wie die von National Instruments, die sich nahtlos in automatisierte Fertigungs- und Testumgebungen integrieren lassen.
Wie ist Ihr aktuelles Produktportfolio strukturiert?
Kohler: Unser Produktportfolio gliedert sich in vier zentrale Geschäftsbereiche: Erstens modulare Messtechnik - etwa mit Systemen von National Instruments für automatisierte Test- und Fertigungsprozesse. Zweitens Energie- und Datenerfassungslösungen, insbesondere Stromversorgungen, Datenlogger und Testsysteme für Batterien und Ladeinfrastruktur. Drittens High-End-Messtechnik für Laboranwendungen wie Oszilloskope, Spektrumanalysatoren sowie HF- und EMV-Messsysteme. Viertens elektronische Sicherheitstechnik mit Fokus auf Thermografie, VDE-Prüftechnik und Instandhaltung. Ergänzt wird das Portfolio durch unsere bereichsübergreifende DataTec-Akademie.
Herr Steiner, was macht Sie als Gründer besonders stolz?
Steiner: Besonders stolz macht mich, dass wir es geschafft haben, so viele engagierte Mitarbeiter für DataTec zu gewinnen. Menschen, die sich mit Leidenschaft für Kunden und Unternehmen einsetzen - das ist aus meiner Sicht der Schlüssel zum Erfolg. Für die Zukunft wünsche ich mir persönlich Gesundheit - und unternehmerisch weiterhin ein motiviertes Team, das mit Begeisterung dabei ist.
Herr Kohler, wie sieht Ihre Vision für DataTec aus?
Kohler: Ich wünsche mir, dass wir auch künftig als innovativer Anbieter wahrgenommen werden, der Trends mitgestaltet, statt ihnen nur zu folgen. Unser Ziel ist es, die Position in Europa weiter auszubauen - mit starken Partnern und begeisterten Kunden. Persönlich verfolge ich das Ziel, DataTec auf 150 Mio. Euro Umsatz zu entwickeln. Mit zuletzt 78 Mio. Euro Gesamtumsatz - davon rund 70 Mio. in Deutschland - sind wir auf einem guten Weg. Besonders erfreulich: International wachsen wir stark - das motiviert mich.
Zum 40-jährigen Jubiläum von DataTec blicken Gründer Hans Steiner und Vorstandssprecher Markus Kohler im Interview zurück - und gleichzeitig nach vorn. Sie sprechen mit dem SPS-MAGAZIN über unternehmerische Meilensteine, aktuelle Herausforderungen und die Strategie, mit der sich DataTec im anspruchsvollen Messtechnikmarkt behauptet.

Herr Steiner, herzlichen Glückwunsch zum 40-jährigen Jubiläum! Was hat Sie damals motiviert, DataTec zu gründen?
Hans Steiner: Vor 40 Jahren war der Markt für Messtechnik überschaubar. Es gab wenige Distributoren, meist mit exklusiven Verträgen. So kam mir der Gedanke, einen spezialisierten Distributor aufzubauen, der beides verbindet: fundierte, herstellerunabhängige technische Beratung und ein breites Portfolio hochwertiger Messtechnik. Der Anfang war jedoch hart: Als junger Gründer ohne Vertriebserfahrung tat ich mich schwer, Lieferanten zu gewinnen. Nach sieben Jahren stand ich kurz davor, aufzugeben - bis Tektronix mir den Vertrieb für Baden-Württemberg anbot. Das war der Wendepunkt. 17 Jahre später kam Agilent (heute Keysight) mit dem deutschlandweiten Flächenvertrieb hinzu. Heute zählen wir über 160 Mitarbeiter in Deutschland, führen mehr als 20.000 Produkte und gehören zu den führenden Distributoren für Messtechnik in Europa. Darauf bin ich stolz - und dankbar, dass wir diesen Weg gehen durften.
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dataTec AG
Dieser Artikel erschien in SPS-MAGAZIN 7 (Juli) 2025 - 14.07.25.Für weitere Artikel besuchen Sie www.sps-magazin.de