Data Act 2025
Unternehmen müssen ihre Datenhoheit neu denken
Ab September 2025 gilt der EU-Data Act. Was wie eine weitere technokratische Verordnung klingt, ist in Wirklichkeit ein zentraler Baustein der neuen Digitalstrategie der EU, mit der die Kommission Europa bis 2030 digital stärken, sicherer gestalten und die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen will. Der Data Act hat dabei das Potenzial, die Spielregeln der Industrie grundlegend zu verändern. Erstmals verpflichtet ein europäisches Gesetz Hersteller vernetzter Geräte, den Nutzern und Dritten Zugang zu den von diesen Geräten erzeugten Daten zu gewähren.
Bild: Noerr Partnerschaftsgesellschaft mbBFür viele Industrieunternehmen ist der Data Act ein Paradigmenwechsel. Bisher galt: Meine Maschine, meine Daten. Künftig wird dieses Prinzip in Frage gestellt. Die Idee ist so einfach wie revolutionär: Daten sollen nicht brachliegen, sondern Wertschöpfung ermöglichen. Für Betreiber eröffnet sich die Möglichkeit, bisher abgeschottete Informationen endlich sinnvoll einzusetzen - von Predictive Maintenance bis hin zu neuen Service-Kooperationen.
Für Hersteller hingegen ist der Data Act ein zweischneidiges Schwert: Zum einen bedeutet er einen deutlichen Kontrollverlust. Die bisherige Strategie vieler Unternehmen, Kunden über proprietäre Schnittstellen und geschlossene Systeme langfristig an die eigenen Produkte zu binden, verliert massiv an Schlagkraft. Wer bislang darauf setzte, den Zugang zu Maschinendaten einzuschränken und dadurch den After-Sales-Service oder den Vertrieb von Ersatzteilen exklusiv zu kontrollieren, muss nun umdenken. Unternehmen sind künftig verpflichtet, Daten nicht nur den Nutzern, sondern auch auf deren Wunsch hin Dritten zugänglich zu machen. Damit wird das bisherige Geschäftsmodell zahlreicher Hersteller, das auf Exklusivität der Daten basierte, in seinen Grundfesten erschüttert. Zusätzlich steigen die rechtlichen Risiken: Wer Daten nicht oder nicht rechtzeitig zugänglich macht, riskiert Sanktionen. Wer Daten weitergibt, muss sicherstellen, dass Datenschutz, Geschäftsgeheimnisse und IT-Sicherheit nicht auf der Strecke bleiben.
Zum anderen liegt jedoch gerade in dieser Verfügbarkeit und erleichterten Übertragbarkeit auch ein enormes Potential. Je niedriger der sogenannte Lock-in-Effekt, also die künstliche Bindung von Kunden an einen Anbieter durch erschwerte Datenübertragungen, desto intensiver kann der Wettbewerb werden. Wer es schafft, aus den neu zugänglichen Daten innovative Services zu entwickeln, kann sich im Markt neu positionieren. An die Stelle von reiner Produktbindung tritt ein Wettbewerb über Mehrwertdienste, datenbasierte Geschäftsmodelle und flexible Kooperationen. Gerade deutsche Unternehmen können von diesem Wandel profitieren: In einem Umfeld, in dem Konsumenten zunehmend sensibel auf den Umgang mit ihren Daten achten, bietet der Data Act die Chance, Vertrauen aufzubauen und sich durch transparente, sichere und faire Datennutzungsmodelle von den oft übermächtigen, meist US-amerikanischen Tech-Anbietern abzugrenzen.
Der Data Act ist somit weit mehr als nur ein juristisches Randthema. Er ist ein industriepolitisches Projekt, das Datenhoheit neu verteilt und Innovationsdruck erzeugt. Für die einen ist er Bedrohung, für die anderen Chance. Fest steht: Wer rechtzeitig Strategien entwickelt, wie Daten rechtssicher geteilt und genutzt werden können, wird im Wettbewerb die Nase vorn haben.
Herzliche Grüße,
Dr. Luise Lautenbach
Ab September 2025 gilt der EU-Data Act. Was wie eine weitere technokratische Verordnung klingt, ist in Wirklichkeit ein zentraler Baustein der neuen Digitalstrategie der EU, mit der die Kommission Europa bis 2030 digital stärken, sicherer gestalten und die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen will. Der Data Act hat dabei das Potenzial, die Spielregeln der Industrie grundlegend zu verändern. Erstmals verpflichtet ein europäisches Gesetz Hersteller vernetzter Geräte, den Nutzern und Dritten Zugang zu den von diesen Geräten erzeugten Daten zu gewähren.
Bild: Noerr Partnerschaftsgesellschaft mbBFür viele Industrieunternehmen ist der Data Act ein Paradigmenwechsel. Bisher galt: Meine Maschine, meine Daten. Künftig wird dieses Prinzip in Frage gestellt. Die Idee ist so einfach wie revolutionär: Daten sollen nicht brachliegen, sondern Wertschöpfung ermöglichen. Für Betreiber eröffnet sich die Möglichkeit, bisher abgeschottete Informationen endlich sinnvoll einzusetzen - von Predictive Maintenance bis hin zu neuen Service-Kooperationen.
Für Hersteller hingegen ist der Data Act ein zweischneidiges Schwert: Zum einen bedeutet er einen deutlichen Kontrollverlust. Die bisherige Strategie vieler Unternehmen, Kunden über proprietäre Schnittstellen und geschlossene Systeme langfristig an die eigenen Produkte zu binden, verliert massiv an Schlagkraft. Wer bislang darauf setzte, den Zugang zu Maschinendaten einzuschränken und dadurch den After-Sales-Service oder den Vertrieb von Ersatzteilen exklusiv zu kontrollieren, muss nun umdenken. Unternehmen sind künftig verpflichtet, Daten nicht nur den Nutzern, sondern auch auf deren Wunsch hin Dritten zugänglich zu machen. Damit wird das bisherige Geschäftsmodell zahlreicher Hersteller, das auf Exklusivität der Daten basierte, in seinen Grundfesten erschüttert. Zusätzlich steigen die rechtlichen Risiken: Wer Daten nicht oder nicht rechtzeitig zugänglich macht, riskiert Sanktionen. Wer Daten weitergibt, muss sicherstellen, dass Datenschutz, Geschäftsgeheimnisse und IT-Sicherheit nicht auf der Strecke bleiben.
Zum anderen liegt jedoch gerade in dieser Verfügbarkeit und erleichterten Übertragbarkeit auch ein enormes Potential. Je niedriger der sogenannte Lock-in-Effekt, also die künstliche Bindung von Kunden an einen Anbieter durch erschwerte Datenübertragungen, desto intensiver kann der Wettbewerb werden. Wer es schafft, aus den neu zugänglichen Daten innovative Services zu entwickeln, kann sich im Markt neu positionieren. An die Stelle von reiner Produktbindung tritt ein Wettbewerb über Mehrwertdienste, datenbasierte Geschäftsmodelle und flexible Kooperationen. Gerade deutsche Unternehmen können von diesem Wandel profitieren: In einem Umfeld, in dem Konsumenten zunehmend sensibel auf den Umgang mit ihren Daten achten, bietet der Data Act die Chance, Vertrauen aufzubauen und sich durch transparente, sichere und faire Datennutzungsmodelle von den oft übermächtigen, meist US-amerikanischen Tech-Anbietern abzugrenzen.
Der Data Act ist somit weit mehr als nur ein juristisches Randthema. Er ist ein industriepolitisches Projekt, das Datenhoheit neu verteilt und Innovationsdruck erzeugt. Für die einen ist er Bedrohung, für die anderen Chance. Fest steht: Wer rechtzeitig Strategien entwickelt, wie Daten rechtssicher geteilt und genutzt werden können, wird im Wettbewerb die Nase vorn haben.
Herzliche Grüße,
Dr. Luise Lautenbach
Noerr Partnerschaftsgesellschaft mbB
Dieser Artikel erschien in ROBOTIK UND PRODUKTION 5 (Okt) 2025 - 30.09.25.Für weitere Artikel besuchen Sie www.robotik-produktion.de