Rechnungsverarbeitung für SAP-Anwender
S/4Hana bringt neue Anforderungen an Add-ons
SAP-Anwender können auf ein breites Ökosystem an Add-ons zurückgreifen, um ihre Standardsoftware zu erweitern. Mit der Einführung von SAP S/4Hana und dem Clean Core-Gedanken des Walldorfer Konzerns ändern sich jedoch die Anforderungen an die Zusatztools. Es gilt, neue Kriterien zu beachten.
Bild: ©IDOL'foto/stock.adobe.comWer mit SAP arbeitet, hat sich für eine umfangreiche ERP-Gesamtlösung entschieden. Aber selbst SAP kann (und will) nicht alles bieten. Deshalb hat sich ein breitgefächertes Ökosystem an Add-on-Systemen gebildet, um SAP-Standards zu erweitern und zu verfeinern. Etwa im Bereich des Dokumenten- und Workflowmanagements - und hier speziell für die Rechnungsverarbeitung.
Bei der Auswahl der Zusatztools galt es bislang, zwei K.O.-Kriterien zu beachten: Die Software musste möglichst tief ins System integriert und von SAP als Hersteller zertifiziert sein. Mit der zunehmenden Verlagerung von Funktionen der neuen Produktgeneration SAP S/4Hana in die Cloud sowie dem Clean-Core-Ansatz haben diese Kriterien ihre umfassende Aussagekraft verloren.
Tiefe Integration widerspricht der Clean-Core-Idee
Clean Core bedeutet, keine Änderungen am Systemkern vorzunehmen. Eine tiefe SAP-Integration steht jedoch im direkten Gegensatz zu diesem Prinzip. Um das Problem zu lösen, gibt es Auswege. Denn wurde ein Add-on gemäß der von SAP definierten Vorgaben entwickelt und setzt sie auf den entsprechenden Technologien auf (z.B. ABAP-Cloud statt 'klassischem' ABAP), erteilt SAP auch weiterhin eine Zertifizierung für die Lauffähigkeit auf S/4Hana - das integrierte Add-on kann damit genutzt werden.
Der zweite Weg ist der von SAP präferierte 'Side-by-Side'-Ansatz. Die Software wird dabei nicht integriert, sondern über die SAP BTP (Business Technology Platform) angebunden. Der Kern bleibt dadurch unberührt. Die Auswahl an BTP-Systemen ist, beispielsweise im Bereich Rechnungsverarbeitung jedoch noch begrenzt - ein Anbieter ist hier etwa xSuite. Trotzdem kann in einigen Bereichen ein SAP-integriertes System aktuell noch die beste Option sein, in anderen Bereichen wird es eher ein über die BTP angebundenes Side-by-Side-Produkt sein.
Die Frage der Zertifizierung
Bislang waren SAP-Zertifizierungen drei Jahre lang gültig, woran sich auch mit S/4Hana nichts geändert hat. Durch die Innovationsgeschwindigkeit in der Cloud kann ein Testat von heute schon morgen seine Aussagekraft verlieren, wenn es sich auf ein inzwischen veraltetes Release bezieht. Schließlich gibt es jedes Jahr eine neue Version der S/4Hana Cloud Private Edition, Updates in der Public Cloud stehen sogar noch öfter an.
Zudem gibt es heute nicht 'die eine' Zertifizierung, die alles abdeckt, sondern verschiedene für die einzelnen (Cloud-) Modelle von S/4Hana: Rise with SAP, Grow with SAP, Clean Core, S/4Hana, S/4Hana Cloud etc. Für SAP-Kunden ist es damit oft nicht durchschaubar, welche Zertifizierung für das eigene Szenario wirklich relevant ist.
Neue Kriterien zur Add-on-Auswahl
SAP-Anwenderunternehmen stellt sich daher die Frage, welche neuen Kriterien bei der Auswahl einer Workflowlsoftware für S/4Hana nun eine Rolle spielen, im Vergleich zu den bisherigen Themen Zertifizierung und Integration. Folgende Fragen müssen gestellt werden:
- • Gibt der Hersteller an, welche SAP-Version unterstützt wird?
- • Wird die Software Als integriertes Produkt oder Side-by-Side via SAP BTP angeboten?
- • Auf welche Deployment-Modelle und welche Releases bezieht sich die Zertifizierung und gibt es mehrere Zertifizierungen für unterschiedliche Szenarien?
Hier ist ein genauer Blick erforderlich, denn die Zertifizierungen 'Integration with SAP S/4HANA Cloud', 'Integration with Cloud Solutions' und 'Integration with Rise with SAP S/4HANA Cloud' haben zwar alle Cloud im Namen. Die aktuelle Public Cloud-Zertifizierung lautet aber 'for Clean Core with SAP S/4Hana Cloud'. Wollen Unternehmen ihr S/4Hana in der Public Cloud betreiben, muss zudem geklärt werden, ob ein Add-on auch im SAP-Store verfügbar ist. Dadurch wird sichergestellt, dass es den SAP Application Readiness Check bestanden hat.
Public Cloud als Zukunftsmodell
SAP bekräftigt die Public Cloud als ihr strategisches Ziel und positioniert die S/4Hana Cloud Public Edition als klassisches Software-as-a-Service-Angebot, das eine standardisierte Multi-Tenant-Landschaft darstellt. XSuite stellt hier zwei Add-ons über die SAP BTP bereit: die Rechnungsverarbeitungssoftware xSuite Invoice sowie ein Lieferantenportal (Business Partner Portal). Mit dem xSuite-Workflow, der über die Plattform angeboten wird, können SAP-Kunden ihre Rechnungseingangsbearbeitung vollständig digitalisieren und automatisieren.
Neue Version, neue Kriterien
Auch unter SAP S/4Hana stellen Erweiterungen für SAP-Systeme eine wertvolle Ergänzung dar. In Zeiten von 'Clean Core' sind die gewohnten Kriterien zur Auswahl eines Add-ons wie 'integriert' und 'zertifiziert' aber nur noch bedingt aussagekräftig. Auch gilt es, Punkte wie die Anbindung über die SAP BTP und die Verfügbarkeit im SAP-Store zu beachten.
SAP-Anwender können auf ein breites Ökosystem an Add-ons zurückgreifen, um ihre Standardsoftware zu erweitern. Mit der Einführung von SAP S/4Hana und dem Clean Core-Gedanken des Walldorfer Konzerns ändern sich jedoch die Anforderungen an die Zusatztools. Es gilt, neue Kriterien zu beachten.
Bild: ©IDOL'foto/stock.adobe.comWer mit SAP arbeitet, hat sich für eine umfangreiche ERP-Gesamtlösung entschieden. Aber selbst SAP kann (und will) nicht alles bieten. Deshalb hat sich ein breitgefächertes Ökosystem an Add-on-Systemen gebildet, um SAP-Standards zu erweitern und zu verfeinern. Etwa im Bereich des Dokumenten- und Workflowmanagements - und hier speziell für die Rechnungsverarbeitung.
Bei der Auswahl der Zusatztools galt es bislang, zwei K.O.-Kriterien zu beachten: Die Software musste möglichst tief ins System integriert und von SAP als Hersteller zertifiziert sein. Mit der zunehmenden Verlagerung von Funktionen der neuen Produktgeneration SAP S/4Hana in die Cloud sowie dem Clean-Core-Ansatz haben diese Kriterien ihre umfassende Aussagekraft verloren.
xSuite Group GmbH
Dieser Artikel erschien in IT&Production 8 (Oktober) 2025 - 08.10.25.Für weitere Artikel besuchen Sie www.it-production.com