8. Forum für Sachverständige
Gelungener Mix aus Theorie und Praxis
Am 7. und 8. Juni hatte das Neumarkter Unternehmen Dehn + Söhne zum 8. Forum für Sachverständige eingeladen. Im Rahmen des 1993 zum ersten Mal und seit 2006 alle zwei Jahre veranstalteten Forums informierten sich rund 120 Sachverständige aus ganz Deutschland über Neuerungen im Blitzschutz, neue Anwendungsnormen sowie sogenannte Surge Protective Devices (kurz SPDs) mit Sonderfunktionen. Ergänzt wurde das Programm durch eine Werksbesichtigung inklusive eines Demonstrationsversuches zu Störlichtbogentests.
Bild: Dehn + Söhne GmbH + Co. KGBeim Werksrundgang am Ende des ersten Veranstaltungstages ließ es sich Thomas Dehn, Vorsitzender des Beirats, nicht nehmen, die Besucher persönlich über die bewegte 106-jährige Geschichte des Familienunternehmens zu informieren. Im Januar 1910 hatte der Feinmechaniker und Elektroinstallateur Hans Dehn in Nürnberg ein 'Gewerbe zur Installation elektrischer Anlagen' angemeldet. Heute ist daraus ein global agierender Experte zum Thema Blitz-, Überspannungs- und Arbeitsschutz mit rund 1.700 Mitarbeitern, 20 Tochtergesellschaften und einem Vertrieb in 70 Ländern geworden. Die Firma wird seit 2013 in der 4. Generation von Dr. Philipp Dehn, Sohn von Thomas Dehn, sowie drei weiteren Geschäftsführern geleitet.
Umfangreiches Vortragsprogramm
Im theoretischen Teil des Fachforums gewährte Prof. Alexander Kern von der Fachhochschule Aachen zunächst einen Blick auf aktuelle Trends in der Blitzschutznormung. Im Mittelpunkt stand die Arbeit der seit 2011 tätigen IEC TC81 'Lightning Protection' an der 3. Ausgabe der Normenreihe IEC62305. Ende 2018 soll diese veröffentlicht werden. Der 'Maintenance Cycle' wird dann insgesamt acht Jahre gedauert haben. Für Ende 2019 ist mit den deutschen Umsetzungen der DIN EN62305-1...-4 Ed.3 zu rechnen. Kern stellte in seinem Beitrag die Arbeitsschwerpunkte dar, zu denen in den einzelnen 'Maintenance Teams' der IEC TC81 zu den vier Normenteilen wesentliche Änderungen und Neuerungen erarbeitet werden. Die DIN VDE0100-443 und DIN VDE0100-534 sind die beiden wichtigsten Installationsvorschriften für den Überspannungsschutz in Niederspannungsanlagen. Die Überarbeitung der beiden Normen auf internationaler Ebene bei IEC und Cenelec ist abgeschlossen. Für 2016 ist die Veröffentlichung der für Deutschland maßgeblichen VDE-Vorschriften zu erwarten. Dr. Peter Zahlmann, Geschäftsführer Technik bei Dehn, und Josef Birkl, Leiter des firmeninternen Test-Centers, gaben in zwei Vorträgen einen Ausblick auf die wesentlichen Änderungen in beiden Vorschriften. Thomas Seitz, Leiter des technischen Supports Deutschland bei Dehn + Söhne, beschrieb in seinem Beitrag in mehreren kurzen Themen Installationsfehler im Bereich innerer Blitz- und Überspannungsschutz. Bei der Anwendung des inneren Blitz- und Überspannungsschutzes würden die Installationshinweise der DIN VDE-Normen (z.B. DIN VDE0100 Teil 534) und die Einbau- und Gebrauchsanweisungen der Hersteller oft nicht ausreichend berücksichtigt. Dies führe häufig zu einer Beeinträchtigung der Funktion dieser Schutzmaßnahmen oder diese würden sogar komplett außer Kraft gesetzt. Personen und Sachwerte sind dann, so Seitz, in hohem Maß gefährdet. Diese versteckten Mängel könnten dazu beitragen, dass die Anlage nicht ausreichend gegen Blitz- und Überspannungseinwirkungen geschützt ist. Schäden sind die Folge. Günter Unterweger, Referent und Seminarleiter zum Thema Weiterbildung bei der Hager Gruppe, griff dann in seinem das Forum beschließenden Vortrag die DIN EN61439 auf, die sich in sieben Teile gliedert. Die neue Normenreihe definiert für Planer und Schaltanlagenbauer gleichermaßen eine ganze Reihe von wichtigen Anforderungen, die bisher beim Bau von Niederspannungsschaltgeräte-Kombinationen nach DIN EN60439 oft vernachlässigt wurden. Unterweger wies zunächst darauf hin, dass die DIN EN61439 keineswegs nur für Schaltanlagen, sondern auch für Klein- und Kleinstverteiler relevant sei. "Der Geltungsbereich erstreckt sich auf Verteiler mit einem oder mehreren Niederspannungsschaltgeräten inklusive den zugehörigen Betriebsmitteln zum Schützen, Messen, Steuern und Regeln sowie auf alle inneren elektrischen und mechanischen Verbindungen und Konstruktionsteile. Gegenüber der bisherigen Norm 60439 gelten dabei erhöhte Anforderungen an die Mechanik, die Konstruktion sowie strengere Vorgaben beim Personen- und Anlagenschutz. Konkrete Verbesserungen betreffen die Schlagfestigkeit, die UV- und Korrosionsbeständigkeit sowie gestiegene Sicherheitsvorgaben beim Anheben und beim Transport", so Unterweger. Er erläuterte Begrifflichkeiten wie 'ursprünglicher Hersteller', 'Hersteller', 'Bauartnachweis' und 'Stücknachweis', das sogenannte 'Black-Box-Modell' zur systematischen Planung der Schnittstellendaten und gab den Zuhörern ein 5-Schritte-Modell zur Erfüllung der neuen Richtlinie für Niederspannungs-Schaltgerätekombinationen an die Hand. (jwz)
Am 7. und 8. Juni hatte das Neumarkter Unternehmen Dehn + Söhne zum 8. Forum für Sachverständige eingeladen. Im Rahmen des 1993 zum ersten Mal und seit 2006 alle zwei Jahre veranstalteten Forums informierten sich rund 120 Sachverständige aus ganz Deutschland über Neuerungen im Blitzschutz, neue Anwendungsnormen sowie sogenannte Surge Protective Devices (kurz SPDs) mit Sonderfunktionen. Ergänzt wurde das Programm durch eine Werksbesichtigung inklusive eines Demonstrationsversuches zu Störlichtbogentests.
Bild: Dehn + Söhne GmbH + Co. KGBeim Werksrundgang am Ende des ersten Veranstaltungstages ließ es sich Thomas Dehn, Vorsitzender des Beirats, nicht nehmen, die Besucher persönlich über die bewegte 106-jährige Geschichte des Familienunternehmens zu informieren. Im Januar 1910 hatte der Feinmechaniker und Elektroinstallateur Hans Dehn in Nürnberg ein 'Gewerbe zur Installation elektrischer Anlagen' angemeldet. Heute ist daraus ein global agierender Experte zum Thema Blitz-, Überspannungs- und Arbeitsschutz mit rund 1.700 Mitarbeitern, 20 Tochtergesellschaften und einem Vertrieb in 70 Ländern geworden. Die Firma wird seit 2013 in der 4. Generation von Dr. Philipp Dehn, Sohn von Thomas Dehn, sowie drei weiteren Geschäftsführern geleitet.
Dehn + Söhne GmbH + Co. KG
Dieser Artikel erschien in SCHALTSCHRANKBAU 4 2016 - 08.07.16.Für weitere Artikel besuchen Sie www.schaltschrankbau-magazin.de
