Die Corvina-Plattform von Exor
Ungebunden zur eigenen Cloud
Exor Deutschland hat kürzlich mit der Corvina-Plattform ein PaaS-Angebot auf den Markt gebracht. Das Paket aus Hard- und Software hilft dabei, etwa Maschinen und Anlagen im Werk und über das Internet miteinander zu vernetzen. Der Beitrag zeigt, was die Plattform mitbringt - und was unter dem Kürzel PaaS überhaupt zu verstehen ist.
Das Wolkensymbol wird in Übersichtsgrafiken meist dort platziert, wo es um das Internet geht. Die interne Infrastruktur mit Firewalls, Routern, Datenbanken, Analysetools, File- und E-Mail-Servern sowie Endgeräten ist hingegen detailliert dargestellt. Für den Datenverkehr stehen die Linien, die zur Wolke führen. In der Praxis haben sich Protokolle wie OPC UA und MQTT für den Daten und Kontrollverkehr hinter diesen Linien quasi durchgesetzt.
Es soll einfach funktionieren
Analog zur technologischen Unschärfe der beliebten Grafiken könnte man folgern, dass sich Anwender bei entsprechenden IT-Infrastrukturprojekten möglicherweise nicht mit allen Details der Technologien auseinandersetzen möchten, sondern im Kern an einer skalierbaren Lösung mit kalkulierbaren Kosten interessiert sind. Es geht oft darum, Daten von Maschinen oder Anlagen auf Tablet-PCs oder anderen mobilen Geräten anzuzeigen. Hier haben sich konfigurierbare Dashboards auf der Basis von Web-Technologie bewährt. Anwendern wollen mit der Wahl ihrer Technik zudem nicht in eine Abhängigkeit zu einem Lieferanten geraten, wie es in der Vergangenheit etwa bei den Steuerungen und den Bussystemen war. Damals mussten oft die Entwicklungswerkzeuge auf einem Windows-PC installiert werden und das erzeugte SPS-Programm lief nur auf einer speziellen Hardware. Web-Technologien sind in der Regel offen und laufen annähernd unabhängig von Hardware- und Betriebssystem. Offene Schnittstellen helfen produzierenden Firmen dabei, weitere Dienste auszurollen. Der Hersteller von HMI-Lösungen Exor mit Hauptsitz in Italien hat seine Corvina Cloud-Plattform genau auf diese Anforderungen ausgerichtet. Alle Ausprägungen von Cloud-Infrastrukturen arbeiten mit Virtualisierung, also der Nachbildung eines Hard- oder Software-Objekts. Das erlaubt es, die verfügbaren Hardware-Ressourcen bestmöglich auszunutzen. In Platform as a Service-Modellen sorgt erst die Virtualisierung dafür, auf derselben Hardware verschiedene Mandanten versorgen zu können. Der Kern der Exor-Lösung ist ein Service Bus basierend auf der HMI-Anwendung JMobile.
Industrietaugliches System
Die Plattform ist auf Durchgängigkeit und Skalierbarkeit ausgelegt und in verschiedenen Bauformen erhältlich. Das Portfolio erstreckt sich von auf Hutschienen montierbaren Geräten, über Schaltschrank-Einbaugeräte bis hin zu feldtauglichen IP67-Geräten. Alle Produkte basieren auf Yocto Linux mit OSADL-Echtzeiterweiterung. Für Leistung sorgt der Micro-SOM mit IMX6-Dual-Lite-1,0-Gigahertz- und IMX6-Quad-1,2-Gigahertz-Prozessoren. Für die Vernetzung stehen drei Ethernet-Schnittstellen mit drei MAC-Adressen zur Verfügung. Die integrierte Open-VPN- und Open-SSL-Lösung ermöglicht den Zugang zu Maschinen und Anlagen. Hierzu bringt die Cloud-Lösung ein eigenes Portal mit. Als Steuerung dient Codesys oder Exor XPLC nach IEC 61131-3. Unterstützt werden Feldbusse wie CAN, Modbus RTU, Profibus und KNX sowie Ethernet-basierende Protokolle wie Profinet, Ethercat, Ethernet/IP, Powerlink und Bacnet. Ebenso ist ein OPC UA-Interface und MQTT implementiert. Ethernet TSN wurde entsprechend dem Standard IEEE802.1 TSN (Time Sensitive Network) ebenfalls schon implementiert. Als Kommunikationsprotokoll dient hier der OPC UA Pub/Sub-Standard. Damit steht ein IoT-tauglicher Kommunikationsstandard mit Echtzeitverhalten zur Verfügung. Über ein Modulkonzept lassen sich Schnittstellen sowie Ein- und Ausgänge erweitern. Neben der GPRS-Anbindung sind Funkschnittstellen wie WiFi, NFC und Bluetooth integriert, um das Gerät als IoT-Gateway einzusetzen. Mit der Framework-Software JMobile-Studio lassen sich Applikationen für die Corvina-Plattform erstellen. Zur Programmierung von Nodes und Flows für die Kommunikation in der Cloud ist Node-RED in der Entwicklungsumgebung integriert. Auch die Software-Technologien Docker, QT, SVG, Node js und HTML5 werden unterstützt. Canvas Widgets sorgen für Übersicht bei der Verwaltung mit Remote- und Reportwerkzeugen und der lokalen sowie dezentralen Bedienung. Die Client/Server-Architektur von JMobile basiert auf Web-Technologien, die eine Steuerung und Fernüberwachung über quasi jeden Browser ermöglichen.
Private Cloud 'out of the Box'
Um den Einstieg in industrielles Cloud Computing zu erleichtern, bietet Exor eine 'Out of the Box'-Lösung an. Hierzu stellt der Anbieter zwei Server zur Verfügung: Das Einstiegsmodell eXserver105 eignet sich für Datenserver-Anwendungen in kleinen bis mittleren Applikationen. Darin laufen Intels neue Apollo Lake-I-Prozessoren und er ist im Palm Size-Formfaktor aufgebaut. Für Anwendungen, die eine höhere CPU-Leistung erfordern, schickt der Anbieter den eXserver3800R ins Rennen, der mit Intel Core-Prozessoren (vom I3 bis zum I7) ausgestattet ist. Der lüfterlose PC verfügt über ein integriertes RAID-System und unterstützt bis zu 64 Gigabyte DDR4-Arbeitsspeicher. Speichermedien mit den Spezifikationen M.2, HDD, mSATA oder SSD lassen sich verwenden. Die Server bieten zwei interne Mini-PCIe-Steckplätze und bauen Kommunikation optional über die Standards GbE LAN, Wi-Fi, 3.5G-Modul, Modul GPIO und RS232/422/485 auf.
Keine Bindung erforderlich
Mit beiden Servern kann Corvina Cloud lokal im Werk genutzt werden. Soll ein Teil der Infrastruktur nicht im eigenen Haus betrieben werden, kann auch ein Dienstleister mit Rechenzentrum einspringen. Der Zugriff erfolgt per Internet. Anwender der Plattform brauchen sich nicht auf einen Anbieter wie Microsoft, Amazon oder IBM festlegen, können die Geräte jedoch dort integrieren. In so einem Fall spricht man häufig von Infrastructure as a Service-Modellen (IaaS). Hier unterhält der Anwender keine eigene IT-Infrastruktur wie Archivierungs- und Backup-Systeme oder Server, sondern mietet die Hardware komplett vom Anbieter. Die neue Cloud von Exor nutzt dann nur die Infrastruktur dieser Anbieter, da sie über eigene Softwarewerkzeuge verfügt. Das wahrscheinlich am weitesten verbreitete Nutzungsmodell eines Cloud-Dienstes dürfte Software as a Service (SaaS) sein. Exor will Software-Entwicklern mit seiner Platform as a Service (PaaS) eine weitreichende Entwicklungsumgebung für das Erstellen und den Betrieb von Geschäftsanwendungen liefern.
Bedarfspitzen in die Cloud
Mittelständische und große Unternehmen betreiben in der Regel bereits eine ausgefeilte Infrastruktur und können es sich kaum leisten, auf ihre Basis-Ausstattung zu verzichten. Zu groß ist das Risiko einer Abhängigkeit. Doch eine hybride Cloud-Strategie bringt auch Vorteile: Das Kerngeschäft könnte auf eigenen Infrastrukturen laufen, während weniger wichtige Bereiche oder plötzliche Bedarfsspitzen via Cloud Computing abgefedert werden. Auch für solche Anwendungen hat Exor seine Corviana Platform auf den Markt gebracht. n bei der Exor Deutschland GmbH.
Exor Deutschland hat kürzlich mit der Corvina-Plattform ein PaaS-Angebot auf den Markt gebracht. Das Paket aus Hard- und Software hilft dabei, etwa Maschinen und Anlagen im Werk und über das Internet miteinander zu vernetzen. Der Beitrag zeigt, was die Plattform mitbringt - und was unter dem Kürzel PaaS überhaupt zu verstehen ist.
Das Wolkensymbol wird in Übersichtsgrafiken meist dort platziert, wo es um das Internet geht. Die interne Infrastruktur mit Firewalls, Routern, Datenbanken, Analysetools, File- und E-Mail-Servern sowie Endgeräten ist hingegen detailliert dargestellt. Für den Datenverkehr stehen die Linien, die zur Wolke führen. In der Praxis haben sich Protokolle wie OPC UA und MQTT für den Daten und Kontrollverkehr hinter diesen Linien quasi durchgesetzt.
Exor Deutschland GmbH
Dieser Artikel erschien in IT&Production November 2017 - 08.11.17.Für weitere Artikel besuchen Sie www.it-production.com