Dr. Jürgen Brandes, CEO bei Siemens
"Die Stunde der Anwender ist gekommen"
Der Siemens-Stand auf der SPS IPC Drives ist mit seinen 4.400 Quadratmetern Fläche beinahe eine Messe in der Messe. Wir haben mit Dr. Jürgen Brandes, CEO der Siemens-Division Process Industries and Drives, über die Innovationen gesprochen, die Besucher dort etwa im Bereich Software und IoT erwarten.
Auf der kommenden SPS IPC Drives rückt Siemens die Digitalisierung in den Mittelpunkt. Welche Rolle spielt das Thema in der Prozessindustrie?
Jürgen Brandes: Unternehmen stehen derzeit branchenübergreifend vor großen Herausforderungen, denen sie nur mit der Digitalisierung erfolgreich begegnen können. In der Prozessindustrie geht es um schnelle Markteinführungszeiten, eine höhere Flexibilität und Effizienz und das bei höchster Zuverlässigkeit und kontinuierlicher Steigerung der Qualität. Hinzu kommen branchenspezifische Herausforderungen wie strenge Regularien und Dokumentationspflichten, zum Beispiel in der Chemie- beziehungsweise Pharmabranche. Oder Anforderungen im Bereich Safety und Security sowie Umweltschutz, die unter anderem in der Öl- und Gas-Branche eine entscheidende Rolle spielen. Auf der SPS IPC Drives werden wir mit vielen konkreten Beispielen und Anwendungen zeigen, wie die digitale Transformation gelingt und wie Unternehmen davon profitieren können. Technologisch ist der Boden für die Digitalisierung in der Prozessindustrie bereitet, jetzt ist die Stunde der Anwender gekommen.
Auf welche Kernthemen setzen Sie im Bereich Digitalisierung?
Brandes: Im Zentrum steht das 'Digital Enterprise', das auf vier Säulen steht: Automatisierung und Software, Industrielle Kommunikation, Industrial Security und Industrial Services. Wir treiben Digitalisierung in vielen Projekten gemeinsam mit unseren Kunden voran. Dabei hilft uns unser langjähriges Know-How in den Branchen. Wir entwickeln und erarbeiten mit unseren Kunden individuelle, innovative Digitalisierungslösungen. Die Siemens-Division Process Industries & Drives setzt insbesondere auf die Themen integriertes Engineering, virtuelle Inbetriebnahme, Operator Training Simulation, digitaler Zwilling einer Prozessanlage, Optimierungen der Anlage und vorausschauenden Service durch Data Analytics in der Betriebsphase.
Welche Anwendungen zeigen Sie konkret auf der SPS IPC Drives?
Brandes: Hierzu möchte ich zwei Beispiele nennen: Wir haben für einen Trinkwasserversorger eine mit Mindsphere verbundene Smart Water-Lösung entwickelt, also eine Applikation für unser offenes cloudbasiertes IoT-Betriebssystem. Unser Kunde, der über 300.000 Menschen mit Trinkwasser versorgt, wird dadurch bereits in der Pilotphase einen deutlichen Mehrwert haben: So kann er den Einsatz und die Laufzeit seiner Pumpen durch Datenanalysen optimieren. Dadurch werden Energieverbrauch und -kosten um bis 15 Prozent reduziert und gleichzeitig die Versorgungssicherheit erhöht. Zudem zeigen wir eine Mindsphere-App für die Fiber Industry mit Namen Sipaper Drive Performance Analytics. Damit lassen sich Energieverbrauch, Produktivität, Anfahrzeiten und Bedieneingriffe analysieren. Diese Transparenz hilft, Abschaltursachen in der Anlage zu identifizieren - und den Produktionsprozess zu optimieren.
Gibt es weitere Innovationen auf Ihrem Messestand?
Brandes: Zum Beispiel unser neues IoT-fähiges Antriebskonzept Simotics IQ. Ausgestattet mit Funktionen zur Erfassung von Motordaten und integrierter Mindsphere-Konnektivität ermöglicht es datenbasierte Services, etwa im Bereich vorausschauende Instandhaltung, und neue Geschäftsmodelle. Simotics IQ erlaubt eine präzise Überwachung des Betriebszustandes der Motoren. Es erkennt, bewertet und visualisiert Schwingungen, Zustand der Kühlung, Drehzahl und Belastungszustand. Dadurch können Änderungen im Betriebszustand frühzeitig erkannt und schnell darauf reagiert werden. So kann man eine Abschaltung des Motors - oder sogar der ganzen Anlage - vermeiden. Wenn ein OEM durch Datenanalyse eine hohe Transparenz über den Zustand seiner Maschinen hat, kann er auch neue Geschäftsmodelle anbieten. So kann ein Kompressorenhersteller Druckluft anstatt von Kompressoren verkaufen und sich dadurch von seinen Wettbewerbern differenzieren.
Der 'digitale Zwilling' zählt aktuell zu den ganz großen Trends. Auf diesem Feld ist Siemens auch aktiv. Was gibt es Neues?
Brandes: Der digitale Zwilling bietet entscheidende Vorteile bei der Optimierung von Anlagen. Dies reicht vom Engineering über den Betrieb bis zur Wartung. Durch Simulationen auf Basis eines digitalen Zwillings können Anwender die Effizienz ihrer Anlagen erheblich steigern. Hierfür bieten wir beispielsweise die Simulationssoftware Simit an, von der wir auf der SPS IPC Drives die neue Version 9.1 vorstellen. Sie ermöglicht nun eine noch einfachere Kombination von virtueller Inbetriebnahme und Operator Training von Anlagen. Anwender können so die Inbetriebnahme in der Praxis um bis zu 60 Prozent beschleunigen und gerade auch bei Anlagenumbauten und Migrationen ungewollte Stillstandzeiten auf ein Minimum reduzieren. Kennzeichnend für die Prozessindustrie ist die große hohe Zahl an Bestandsanlagen. Auch diese lassen sich digitalisieren und zwar mit bildgebender Software und zum Beispiel durch den Einsatz innovativer IT-Technologien wie Drohnen. Dabei kooperieren wir mit unserem Partner Bentley Systems. Mit unserer Lösung ermöglichen wir Kunden mit Brownfield-Anlagen einen passgenauen, auf ihre individuellen Anforderungen angepassten Einstieg in die Digitalisierung durch eine unkomplizierte Aufnahme der Gewerke und Bauteile und deren Verbindung zum Anlagenmodell und weiteren existierenden Daten in unterschiedlichen Formaten.
Der Siemens-Stand auf der SPS IPC Drives ist mit seinen 4.400 Quadratmetern Fläche beinahe eine Messe in der Messe. Wir haben mit Dr. Jürgen Brandes, CEO der Siemens-Division Process Industries and Drives, über die Innovationen gesprochen, die Besucher dort etwa im Bereich Software und IoT erwarten.
Auf der kommenden SPS IPC Drives rückt Siemens die Digitalisierung in den Mittelpunkt. Welche Rolle spielt das Thema in der Prozessindustrie?
Jürgen Brandes: Unternehmen stehen derzeit branchenübergreifend vor großen Herausforderungen, denen sie nur mit der Digitalisierung erfolgreich begegnen können. In der Prozessindustrie geht es um schnelle Markteinführungszeiten, eine höhere Flexibilität und Effizienz und das bei höchster Zuverlässigkeit und kontinuierlicher Steigerung der Qualität. Hinzu kommen branchenspezifische Herausforderungen wie strenge Regularien und Dokumentationspflichten, zum Beispiel in der Chemie- beziehungsweise Pharmabranche. Oder Anforderungen im Bereich Safety und Security sowie Umweltschutz, die unter anderem in der Öl- und Gas-Branche eine entscheidende Rolle spielen. Auf der SPS IPC Drives werden wir mit vielen konkreten Beispielen und Anwendungen zeigen, wie die digitale Transformation gelingt und wie Unternehmen davon profitieren können. Technologisch ist der Boden für die Digitalisierung in der Prozessindustrie bereitet, jetzt ist die Stunde der Anwender gekommen.
Auf welche Kernthemen setzen Sie im Bereich Digitalisierung?
Brandes: Im Zentrum steht das 'Digital Enterprise', das auf vier Säulen steht: Automatisierung und Software, Industrielle Kommunikation, Industrial Security und Industrial Services. Wir treiben Digitalisierung in vielen Projekten gemeinsam mit unseren Kunden voran. Dabei hilft uns unser langjähriges Know-How in den Branchen. Wir entwickeln und erarbeiten mit unseren Kunden individuelle, innovative Digitalisierungslösungen. Die Siemens-Division Process Industries & Drives setzt insbesondere auf die Themen integriertes Engineering, virtuelle Inbetriebnahme, Operator Training Simulation, digitaler Zwilling einer Prozessanlage, Optimierungen der Anlage und vorausschauenden Service durch Data Analytics in der Betriebsphase.
Siemens AG
Dieser Artikel erschien in IT&Production November 2017 - 08.11.17.Für weitere Artikel besuchen Sie www.it-production.com