Anzeige

Objektiv(e) Kommunikation

Neuer EMVA-Standard 'Open Lens Communication'

Standardisierung ist gewöhnlich ein mühseliger und langwieriger Prozess. Manchmal geht es aber auch dort sehr schnell, wenn neue Ideen zünden. So geschehen auf dem 2. European Machine Vision Forum des EMVA im September letzten Jahres. So löste dort ein Poster mit dem Titel 'On the urgent need of an open camera to lens communication standard for vision systems' lebhafte Diskussionen aus.

Bild: Edmund Optics GmbHBild: Edmund Optics GmbH
Um zukünftig eine standardisierte Kommunikation zwischen Objektiv und Kamera zu ermöglichen, entwickelt die EMVA derzeit den 'Open Lens Communication'-Standard.

GenICam Version 2018.06 veröffentlicht

Die GenICam-Standardisierungsgruppe hat das GenICam Package Version 2018.06 veröffentlicht. Es beinhaltet die GenICam Referenzimplementierung v3.1.0, das neue GenICam SFNC Release v2.4 sowie das aktualisierte GenICam License Document v1.6. Von nun an sind sämtliche Daten in einem Downloadpaket zusammengeführt, das anhand seines jeweiligen Releasejahres und -monats indexiert ist. Highlights in der GenICam SFNC 2.4 sind das neue Feature Set zur Beleuchtungskontrolle neue Features zur Konfiguration des Precision Time Protocol (PTP) sowie neue FocalLength-Features zur 3D-Rekonstruktion von Disparitätsbildern. Darüber hinaus beinhaltet die GenICam Referenzimplementierung 3.1 eine schnellere Mathparser-Implementierung und Transaction Support sowie die Berücksichtigung der Sequencer-Einstellungen bei der Feature Persistence. Das Firmware Update Modul (FWUpdate) standardisiert den Update-Prozess und ermöglicht die Firmware einer passenden Kamera zu aktualisieren, ohne dass dazu proprietäre Treiber nötig sind.

www.emva.org/standards-technology/genicam

Um was geht es? Um nicht weniger, als ein langjähriges Versäumnis der industriellen Bildverarbeitung aufzuholen, das durch die immer höhere in Kameras eingebaute Rechenleistung (Stichwort Embedded Vision) akut geworden ist. Konsumerprodukte, wie z.B. Systemkameras und mobile Endgeräte, zeigen, was bereits alles möglich ist. In diesem Bereich sind wir es gewohnt, dass die Kamera die Bilder automatisch scharf, sowie Blende und Verschlusszeit automatisch für eine optimale Bildaufnahme einstellt. Zudem korrigiert die Kamera selbstständig Fehler wie geometrische Verzerrung, laterale chromatische Aberration und Helligkeitsabfall zum Bildrand. Funktionen, die auch für Kamerasysteme mit ausreichender Verarbeitungskapazität bei industriellen Visionanwendungen interessant sind und mit denen man die Grenzen konventioneller Bildaufnahmesysteme verschiebt. Dazu zählen, um nur drei Beispiele zu nennen, Bildaufnahmen mit erweiterter Tiefenschärfe, Aufnahmen von Fokusserien mit Tiefenkarten sowie Aufnahmen mit einer Auflösung, die über dem klassischen Limit liegt (Super-Resolution). Bis jetzt müssen industrielle Bildverarbeitungssysteme auf all das verzichten, weil es keine standardisierte Kommunikation zwischen Objektiv und Kamera gibt. Standardisiert sind bisher nur mechanische Anschlüsse wie C-Mount. Selbst wenn Objektivanschlüsse aus dem Konsumerbereich benutzt werden (M39, M42, Nikon F oder Micro Four Thirds), bleibt dies in der Regel auf die mechanische Verbindung beschränkt. Alles andere sind proprietäre Insellösungen. Im Sicherheitsbereich gibt es zwar Objektive mit einem zusätzlichen Kabel zwischen Kamera und Optik, aber auch dort gibt es keinen allgemein akzeptierten offenen Standard und Steckverbindungen.

HCI Heidelberg Collaboratory for Image Processing

Dieser Artikel erschien in inVISION 4 2018 - 13.09.18.
Für weitere Artikel besuchen Sie www.invision-news.de