Evolution statt Revolution
Digitalisierung der Immobilie
Der Spargel meldet dem Landwirt auf sein Smartphone, wenn es unter der Abdeckfolie zu warm wird. Austernzüchter nutzen das Internet, um ihren Ertrag zu steigern: Sensoren erfassen Salzgehalt, Temperatur sowie Luftdruck und optimieren die Ernteplanung. Wie diese Beispiele aus der Nahrungsmittelproduktion zeigen, durchdringt der Begriff Digitalisierung als das Thema der Zukunft alle Bereiche des Lebens. Was verstehen wir unter Digitalisierung in Bezug auf Anwendung sowie Nutzen in der Immobilienwirtschaft?
Die Digitalisierung ist als übergeordneter Begriff zu verstehen. Er bezieht Geschäftsprozesse, die z.B. über eine App oder eine Web-Plattform ablaufen, genauso mit ein wie die Vernetzung von Geräten und Maschinen und dem damit einhergehenden Datenaustausch. Deutlich spürbar und fast schon revolutionär verläuft die Vernetzung von elektronischen Geräten, etwa Heizungsanlagen und deren Regelungstechnik. Die Anlagen können über Schnittstellen mit anderen Geräten in einem Netzwerk (lokal oder über das Internet) kommunizieren und bilden damit die Voraussetzung für digitale Serviceangebote. Prägend ist der Begriff IoT. Er beschreibt die Vernetzung und Kommunikation verschiedener Dinge im Internet - bis hin zu Hausgeräten und Heiztechnikprodukten.
Smart Heating eröffnet Möglichkeiten
Angesichts dieser Entwicklung verwundert es nicht, dass der Trend zur Digitalisierung auch die Immobilienwirtschaft erfasst. Die Voraussetzungen zur Fernsteuerung und Fernüberwachung von Heizungsanlagen sind günstig. Der Ausbau von Breitbandanschlüssen, vernetzten PCs sowie die hohe Verbreitung von Smartphones und Tablets begünstigen dies ebenfalls. Hausbewohner sind speziell am Thema smarte Heizung interessiert, das Wohnkomfort, Energieverbrauch und die Heizkosten begünstigt. Im Deloitte Smart Home Survey 2015 rangiert das Thema auf Platz 2 nach intelligenten Alarmsystemen: 34 % der Deutschen sind an smarten Heizungen und Thermostaten interessiert oder äußern eine Kaufabsicht. Die Smart-Home-Technik bietet mehr Komfort, Nachhaltigkeit und Sicherheit, weil das System außer der Heizungsteuerung über Bewegungs- und Rauchmelder auch die persönliche Sicherheit deutlich erhöht. So wachsen bisher unabhängige Bereiche wie Wärme, Licht und Sicherheit zu einem übergreifenden System zusammen. Basis für die intelligente Haussteuerung sind untereinander vernetzte Geräte, die sich automatisch den wechselnden Gegebenheiten des Alltags anpassen. So meldet z.B. der Tür-/Fensterkontakt ein offenes Fenster über die zentrale Steuereinheit an den Heizkörper-Thermostat. Die Wärmezufuhr wird in diesem Raum reduziert und Energie eingespart. Smart-Home-Systeme lassen sich mittels intuitiv bedienbarer Smartphone-Apps auch von unterwegs einstellen und steuern. Generell kommt dem Heizsystem im Smart Home eine wichtige Rolle zu: Es muss sich dynamisch dem individuellen Wärmebedarf der Bewohner anpassen. Ein solches System kann z.B. die morgens genutzten Räume wie Bad und Küche selbständig auf die persönliche Wohlfühltemperatur aufwärmen.
Effizienter Service für Fachhandwerker
Heizungsfachfirmen optimieren durch den Fernzugriff auf Heizsysteme ihre Servicedienstleistungen. Nachdem z.B. der Hausbewohner oder die Wohnungsbaugesellschaft eingewilligt hat, können Installateure deren Anlagen bequem aus der Ferne im Blick zu behalten, Änderungen bei den Einstellungen vornehmen und Servicemeldungen abfragen. Auch unterwegs ist der Fachmann stets im Bilde, weil Meldungen auf dem Smartphone oder Tablet angezeigt werden. Via Internet lässt sich dabei eine große Zahl von Wärmeerzeugern kontrollieren. So ermöglicht die neue Technik dem Heizungsfachbetrieb die Bedienung, Fernüberwachung und den Service mehrerer Heizungsanlagen über eine Anwendung.
Vorteile für das Objektmanagement
Die grundsätzlichen Vorteile einer Heizungsfernsteuerung gelten insbesondere auch bei größeren Anlagen im Objektmanagement. Bei Mehrfamilienhäusern, öffentlichen Gebäuden oder im Gewerbe ist eine hohe Betriebssicherheit elementar - fällt ein Heizsystem aus oder läuft nicht optimal, können die Auswirkungen hohe Folgekosten verursachen. Dieses Risiko lässt sich mittels Fernüberwachung rund um die Uhr inklusive Langzeitaufzeichnungen und Übermittlung von Betriebs- oder Störmeldungen minimieren. Über automatische Updates kann der Fachmann via Internet alle Parameter der Anlage ändern und optimieren. Auch für Wärmelieferungs- oder Wartungsverträge ist die Fernüberwachung geeignet, um z.B. Energieverbrauchswerte zu übertragen.
Digitale Kundenreise
Die Digitalisierung erfasst nicht nur technische Optionen, sondern verändert auch den Vertriebsprozess. Großhändler und Handwerksbetriebe, die zwischen Hersteller und Konsument stehen, gewährleisten, dass die anspruchsvollen Produkte mit dem notwendigen Know-how verkauft, installiert und gewartet werden. Daran wird auch die Digitalisierung der Branche nichts ändern. Hingegen verändern sich der Verkauf der Heizung durch den Installateur und das Kaufverhalten der Konsumenten. Ein Beispiel: Ein Kunde entschließt sich, eine neue Heizung zu kaufen. Früher hätte er den Installateur im Ort angerufen, sich dort beraten lassen und vielleicht ein oder zwei Vergleichsangebote eingeholt. Heute gehen über 80 % der Kunden zuerst im Internet auf die Suche nach Informationen. Nachdem sie zu den verschiedenen Technologien und Heizungsanbietern recherchiert haben, nehmen sie häufig online Kontakt mit dem Heizungsinstallateur auf. Der Fachhandwerker sollte seinen Kunden alle Informationen, Angebote und Services digital zur Verfügung stellen und ihm im Netz kompetent gegenübertreten. Gelingt dies, gewinnen die Handwerker mit den digitalen Helfern wertvolle Zeit, die sie in den Service beim Kunden investieren können.
Smarte Werkzeuge für die Installation
Sobald der digitale Reisestart mit dem Verkauf einer neuen Heizung geglückt ist, folgt mit dem Einbau des Geräts beim Kunden die nächste Wegmarke. Handwerkliche Kompetenz lässt sich durch digitale Prozesse nicht ersetzen. Der Installateur berät seine Kunden persönlich und installiert die Heizung. Dabei unterstützten ihn eine ganze Reihe von Apps, z.B. von Buderus. Sie leiten den Handwerker anhand von Videos, Animationen, Bildern und Texten durch den Installationsprozess, erlauben eine kompetente Beratung und schnelle Angebotserstellung. Um alle Informationen zum jeweiligen Gerät aufzurufen, scannt der Handwerker lediglich den QR-Code auf der Verpackung. Während der Inbetriebnahme der neuen Heizung steht dem Handwerker ein weiterer digitaler Assistent zur Seite: die Buderus-App ProWork, kombiniert mit dem SmartServiceKey, der Smartphone und Heizung per lokalem WLAN vernetzt. Die App erkennt und prüft die wesentlichen Komponenten und macht einen Vorschlag zur Anlagen-Konfiguration. Die vorgeschlagenen Einstellungen kann der Handwerker direkt an den Heizungskessel senden. Am Ende der Inbetriebnahme erstellt die App ein Protokoll der eingestellten Parameter.
Vernetzter Service beim Endkunden
Ein weiteres Beispiel für einen digital unterstützten Service-Prozess ist das Portal Control Center Connect Pro. Mit der Web-Anwendung laufen die Wartungs- und Reparaturarbeiten an der vernetzten Heizung schneller und effizienter ab. Der Hausbesitzer sieht über seinen Zugang den Hinweis, dass eine Störung vorliegt. Gleichzeitig erhält der Handwerker eine entsprechende Meldung auf sein Smartphone. Per Ferndiagnose kann er daraufhin Störungen identifizieren und mit dem passenden Ersatzteil zu seinem Kunden fahren. Auch fehlerhafte Einstellungen, die sehr häufig zu Serviceeinsätzen führen, können über das Portal schnell und einfach angepasst werden und die Fahrt zum Kunden sparen.
Wohin geht die Reise?
Also alles golden in der vernetzt-smarten Heizungszukunft? Die Kunden erwarten, dass ihre Daten und der digitale Austausch sicher sind. Unbefugte dürfen nicht auf die Anlage zugreifen und Einstellungen verändern. Dazu hat Buderus ein Sicherheitskonzept ausgearbeitet, das den Zugriff auf die Heizungsanlage steuert. Die Kommunikation zwischen Wärmeerzeuger und PC oder mobilem Endgerät ist komplex verschlüsselt, der Zugang via Login und Passwort personifiziert. Mit einem Smartphone oder Tablet und einer App ist der speziell abgesicherte Zugriff auf die Heizungsanlage von überall möglich. Außerdem sind die vernetzten Anlagen nicht öffentlich im Netz sichtbar, sondern können nur innerhalb der geschützten Bosch-Netzinfrastruktur angesteuert werden. Und auch bei Netzausfällen bleiben die Kernfunktionen der Heizungsanlage gewährleistet. Lediglich auf die sehr bequemen Online-Funktionen und die vernetzten Services muss der Verbraucher dann verzichten. Die Digitalisierung wird die Immobilienbranche spürbar verändern und damit die Arbeit erleichtern. Dabei geht der Trend einerseits in Richtung Predictive Maintenance und andererseits in Richtung Building Information Modeling (BIM). Die neuen Online-Plattformen und die Umstellung des gesamten Kreislaufs auf digital gestützte Prozesse sorgen dabei langfristig für einen intensiveren Austausch, mehr Transparenz, größeres Vertrauen und letztlich die Entlastung aller Beteiligten.
Der Spargel meldet dem Landwirt auf sein Smartphone, wenn es unter der Abdeckfolie zu warm wird. Austernzüchter nutzen das Internet, um ihren Ertrag zu steigern: Sensoren erfassen Salzgehalt, Temperatur sowie Luftdruck und optimieren die Ernteplanung. Wie diese Beispiele aus der Nahrungsmittelproduktion zeigen, durchdringt der Begriff Digitalisierung als das Thema der Zukunft alle Bereiche des Lebens. Was verstehen wir unter Digitalisierung in Bezug auf Anwendung sowie Nutzen in der Immobilienwirtschaft?
Die Digitalisierung ist als übergeordneter Begriff zu verstehen. Er bezieht Geschäftsprozesse, die z.B. über eine App oder eine Web-Plattform ablaufen, genauso mit ein wie die Vernetzung von Geräten und Maschinen und dem damit einhergehenden Datenaustausch. Deutlich spürbar und fast schon revolutionär verläuft die Vernetzung von elektronischen Geräten, etwa Heizungsanlagen und deren Regelungstechnik. Die Anlagen können über Schnittstellen mit anderen Geräten in einem Netzwerk (lokal oder über das Internet) kommunizieren und bilden damit die Voraussetzung für digitale Serviceangebote. Prägend ist der Begriff IoT. Er beschreibt die Vernetzung und Kommunikation verschiedener Dinge im Internet - bis hin zu Hausgeräten und Heiztechnikprodukten.
Bosch Thermotechnik GmbH
Dieser Artikel erschien in GEBÄUDEDIGITAL 2 (April) 2020 - 07.04.20.Für weitere Artikel besuchen Sie www.gebaeudedigital.de