Kompakter Plattformlift für temporären Ausstellungsbau
Barrierefrei zur Kunst
Seit April präsentiert das Jüdische Museum Berlin in einem temporären Ausstellungsgebäude die Lichtinstallation 'Aural' des in Los Angeles geborenen Künstlers James Turrell. Zum barrierefreien Eintritt in das lichtdurchflutete Ganzfeld wurde ein besonders kompakt konstruierter Personenlift eingebaut.
Für die begehbare Lichtinstallation 'Aural' aus der Ganzfeld-Reihe von James Turrell wurde im Museumsgarten des Jüdischen Museums Berlin ein temporärer Ausstellungraum errichtet, in dem das Kunstwerk noch bis September 2019 zu erleben ist. Die einer Schenkung von Dieter und Si Rosenkranz zu verdankende Installation taucht die Besucher in eine Sphäre aus monochromem, homogenem Licht, worin sich die räumlichen Konturen und Orientierungsmarken auflösen. Durch die Verschmelzung von Licht, Farbe und Raum sollen Grenzbereiche der Wahrnehmung ausgeleuchtet werden, um eine Selbstwahrnehmung des Sehens hervorzurufen. Im Abstand von acht Minuten wird das changierende Licht durch stroboskopische Blitze unterbrochen, die den Sehnerv, als blinden Fleck im Auge des Betrachters, sichtbar machen.
200m² Erfahrungsraum
Für dieses Ganzfeld hat der Künstler einen Raum von gut 200m² entworfen, auf dessen Boden, Decke und Wände ein stark reflektierender Weißton aufgetragen wurde. Durch die verdeckte Lichtquelle - ein umlaufendes Band aus 13.000 einzelnen LEDs in sieben verschiedenen Farben - scheint der Raum von einer Leuchtfläche begrenzt, deren sich diffus ausbreitendes Licht den Eindruck räumlicher Tiefe schwinden lässt. Der Weg in die Lichtinstallation führt über neun Stufen durch einen rechteckigen Durchgang, der vom tiefergelegen Vorraum aus den Blick auf das Kunstwerk lenkt. Um Besuchern mit eingeschränkter Mobilität den Zugang zur Installation zu ebnen, wurde seitlich des Ausstellungsraums ein Plattformlift installiert. Da aufgrund der beengten Einbausituation nur eine sehr kompakte Konstruktion infrage kam, fiel die Wahl auf das von Bahr Modultechnik entwickelte Hubsystem. Diese speziell für die Personen- und Rollstuhlbeförderung ausgelegte Hebekonstruktion ist mit 1215x1220mm ausgesprochen schlank dimensioniert und überbrückt die etwa 1,5m Höhenunterschied zur Lichtinstallation.
Kompakte Bauform
Neben einem kompakten Liftdesign, das sich passgenau in den vorhandenen Einbauraum einfügen ließ, kam es auf einen zuverlässigen und wartungsarmen Betrieb an. Das robuste, von Bahr für Traglasten bis 400kg ausgelegte Hubsystem basiert auf Positionier- und Antriebstechnik, die den hohen Industrieanforderungen an den Maschinenbau entspricht. Verfahren wird es mit industriebewährten Profilachsen der Baureihe GGT/K 90. Zur Verringerung der Reibung sind großflächige Kunststoffgleitbuchsen in die Führungsschlitten integriert, die auf innenlegenden Nuten des Achskörpers gleiten. Dies sorgt für einen geräuscharmen Lauf und setzt die Gleitführung einem nur minimalen Verschleiß aus. Der Führungskörper besteht aus einem Aluminiumvierkantprofil mit einer Kantenlänge von 90mm, in dem der Führungsschlitten optional von einer Trapez- oder Kugelgewindespindel samt zugeordneter Leitmutter angetrieben wird. "Der Einsatz von Gewindespindeln in Verbindung mit dem komplett geschlossenen Profilsystem der Firma Bahr bringt Vorteile bei der Risikobewertung und der Schmierung", erklärt Andreas Brandt, dessen Firma Brandt Metalltechnik mit der konstruktiven Anpassung und dem Einbau des Liftsystems beauftragt war.
Modifikation nach Maß
Brandt Metalltechnik ist spezialisiert auf die Konstruktion und Montage bedarfsgerecht konfektionierter Lifte für den Innen- wie Außenbereich. Das Unternehmen beliefert Privathaushalte, Gewerbebetriebe und öffentliche Institutionen mit einem breiten Angebot, das von Sitz- und Treppenliften über Hublifte, Plattformlifte und Rampen bis zur Aufzugstechnik reicht. Für den Einbau in die provisorische Ausstellungshalle hat das Unternehmen umfangreiche Modifikationen vorgenommen, um die Hubkonstruktion den funktionalen und räumlichen Anforderungen anzupassen. Dabei galt es, die Vorgaben der DIN18040-1 für das barrierefreie Bauen in öffentlichen Gebäuden zu berücksichtigen und die Sicherheit der gesamten Konstruktion in Anlehnung an die Auflagen der Betriebssicherheitsverordnung für Aufzüge zu gewährleisten. Wesentliche Modifikationen betrafen die Umrüstung der Steuerungselektrik von einer 230V-Ausführung auf 24V zur Integration eines Gleichstrommotors einschließlich Getriebe. Zudem wurde die Liftsteuerung mit kundenspezifischen Bedienfunktionen samt Notrettungstaste programmiert. Außerdem hat das Metallbauunternehmen Spezialanfertigungen für Plattform, Seitenverkleidungen, Bedienpanel, Schleifwand und Sicherungstür konstruiert und die Türschließe mit einer normkonformen elektrischen Sicherheitskontaktierung ausgestattet.
Beengte Einbaulage
Eine besondere Herausforderung stellte die Montage des Lifts dar. "Üblicherweise wird bei der Gebäudeplanung der Einbauraum an die gewählte Lift- oder Aufzugslösung angepasst. Hier standen wir vor der Aufgabe, das ganze System exakt auf die beengten räumlichen Gegebenheiten maßzuschneidern", sagt Brandt. Alle Bauteile wurden so konstruiert, dass sie von zwei Monteuren transportiert und passgenau eingebaut werden konnten. Aus Brandschutzgründen durften am Einbauort keine Schweiß- oder Flexarbeiten mehr vorgenommen werden. Außerdem sollte die ganze Konstruktion möglichst freitragend ohne Berührung der umliegenden Wände montiert werden, sodass nur wenige Befestigungspunkte genutzt werden konnten. Da die Installation in einem temporären Bau erfolgte, muss sich die Liftkonstruktion auch wieder einfach demontieren lassen. "Nach Ablauf der Nutzungszeit werden wir den Lift zurücknehmen. Durch seinen modularen Aufbau lässt sich das System problemlos ausbauen und für die weitere Nutzung an anderer Stelle umrüsten. Förderhöhe und Schleifwand mit Tür können stufenlos an veränderte Einsatzbedingungen angepasst werden", ergänzt Brandt.
Variable Standardlösung
Bahr Modultechnik bietet seine flexibel adaptierbare Hubkonstruktion auch in einer sehr wirtschaftlichen Standardausführung an. Das modulare, für einen Hubbereich von 1.200mm ausgelegte System kann aufgrund der montagefreundlichen Konstruktion ohne Umbauten direkt an den verschiedensten Einsatzorten installiert und jederzeit unkompliziert wieder demontiert werden. Korrosionsbeständige Materialien wie die geriffelte Aluminium-Hebeplattform und das VA-Rohr-Schutzgeländer bürgen für Langlebigkeit auch im Außeneinsatz. Die mittels Frequenzumrichter geregelte Antriebseinheit ermöglicht ein sanftes, ruckfreies Anfahren und Abstoppen des Motors, sorgt für einen komfortablen und sicheren Betrieb der Hebebühne und schont zugleich die Mechanik. Die Ansteuerung des Lifts kann sowohl über die an einer der Hubachsen montierte Steuerstation als auch per Fernbedienung erfolgen. Dabei unterstützt die moderne Steuerung auch Bus-Anbindungen und die Implementierung von Sicherheitsfeatures wie eine Vernetzung mit der Hausbeleuchtung. Als weitere mechanische Schutzmaßnahmen hat BAHR ein robustes Schneckengetriebe integriert, dass ein ungewolltes Absacken der Plattform zuverlässig verhindert. Ein rein mechanisches Federgelenk stellt sicher, dass sich die Rampe für den flurebenen Zugang selbsttätig beim Anheben der Transportbühne hochklappt. Zum Schutz von Personen und Gütern ist die Rampe mechanisch gegen unbeabsichtigtes Zurückklappen gesichert.
Seit April präsentiert das Jüdische Museum Berlin in einem temporären Ausstellungsgebäude die Lichtinstallation 'Aural' des in Los Angeles geborenen Künstlers James Turrell. Zum barrierefreien Eintritt in das lichtdurchflutete Ganzfeld wurde ein besonders kompakt konstruierter Personenlift eingebaut.
Für die begehbare Lichtinstallation 'Aural' aus der Ganzfeld-Reihe von James Turrell wurde im Museumsgarten des Jüdischen Museums Berlin ein temporärer Ausstellungraum errichtet, in dem das Kunstwerk noch bis September 2019 zu erleben ist. Die einer Schenkung von Dieter und Si Rosenkranz zu verdankende Installation taucht die Besucher in eine Sphäre aus monochromem, homogenem Licht, worin sich die räumlichen Konturen und Orientierungsmarken auflösen. Durch die Verschmelzung von Licht, Farbe und Raum sollen Grenzbereiche der Wahrnehmung ausgeleuchtet werden, um eine Selbstwahrnehmung des Sehens hervorzurufen. Im Abstand von acht Minuten wird das changierende Licht durch stroboskopische Blitze unterbrochen, die den Sehnerv, als blinden Fleck im Auge des Betrachters, sichtbar machen.
Bahr Modultechnik GmbH
Dieser Artikel erschien in GEBÄUDEDIGITAL 6 2018 - 08.10.18.Für weitere Artikel besuchen Sie www.gebaeudedigital.de