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Roboterschweißsysteme in der Automobilzulieferung

Wie Phoenix aus der Asche

Als Erstausrüster versorgt die Firma Presswerk Struthütten die Automobilindustrie mit Edelstahlprodukten für Abgasanlagen, darunter z.B. SCR-Module für Transporter mit Euro6-Zulassung. Nach einem Brand im Werk der Fügetechnik lieferte Panasonic Robot & Welding dem Unternehmen binnen fünf Tagen Roboterschweißsysteme. Diese Schnelligkeit trug maßgeblich dazu bei, dass der Zulieferer seine Liefertermine und Kunden halten konnte.

Bild: Panasonic Automotive Systems Europe GmbHBild: Panasonic Automotive Systems Europe GmbH
Die PerformArc-TT-2PD-Roboterschweißzelle schweißt SCR-Module für die Reduktion von Stickoxiden zusammen.

Donnerstag, 15.12.2016, Neunkirchen 6:00 Uhr: Es ist kalt draußen, leicht frostig, aber Schnee ist nicht in Sicht. "Vielleicht besteht noch eine Chance auf weiße Weihnachten", denkt sich Daniel Jud morgens. 7:30 Uhr: Der Geschäftsführer macht sich auf den Weg zu seinem Unternehmen Presswerk Struthütten. Auf dem Gelände angekommen, wird den Mitarbeitern aus der Nachtschicht eine Gute Nacht gewünscht, während sich die Frühschicht in den drei Produktionswerken des Unternehmens an die Arbeit macht. 8:00 Uhr: Jud bearbeitet E-Mails, führt Telefonate und bereitet sich auf einen Termin um 12:00 Uhr vor, bevor es danach in die Mittagszeit geht. Ein ganz normaler Donnerstag, das herkömmliche Tagesgeschäft. Ein klassisches Alltagsszenario für den 30-jährigen Geschäftsführer des familiengeführten Unternehmens. 12:28 Uhr: Jud befindet sich in der Besprechung: "Wir müssen uns definitiv überlegen, wie wir ?" - die Tür wird aufgerissen, der Geschäftsführer mitten im Satz unterbrochen. Seine Sekretärin stürzt in das Büro und ruft die drei Worte, die die Geschichte des Unternehmens noch lange prägen werden: "Werk 3 brennt!".

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Auch im Handhabungsprozess beim Unternehmen Presswerk Struthütten werden Panasonic-Roboter eingesetzt.

Höchste Alarmstufe

Um 12:28 Uhr erfährt der Jungunternehmer von dem größten Brand, der seit jeher in der Region zu verzeichnen war. Ein Brand in seiner Firma, in seinem Werk. In Sekunden begibt er sich zum Ort des Geschehens. Dann steht er da. Vor Werk 3, das an diesem kalten, frostigen Donnerstag lichterloh in Flammen steht. Er sieht wie Mitarbeiter aus dem Werk laufen, hinter ihnen weitere Flammen aus den Dächern ausbrechen. Fassungslos - das ganze Werk brennt. Gibt es Verletzte? Ist noch jemand im Werk? Ist die Feuerwehr alarmiert? Zu seiner Erleichterung kann er zügig feststellen, dass es zu keinen Personenschäden gekommen und die Feuerwehr schon unterwegs ist. Sie benötigt nur zehn Minuten. Zehn Minuten, in denen Mitarbeiter unter Tränen auf Bordsteinkanten sitzen und sich völlig machtlos das Flammenszenario anschauen. Darunter auch Einrichter, die bei der freiwilligen Feuerwehr in Neunkirchen tätig sind und Push-Nachrichten auf ihrem Melder erhalten, dass ihr Arbeitgeber brennt - höchste Alarmstufe. Das Knistern ist laut zu hören, die Flammen schießen immer weiter in die Höhe. Die Zeit scheint still zu stehen. Dann ist die Feuerwehr da und 150 Einsatzkräfte vor Ort.

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Presswerk Struthütten liefert jährlich ca. 650.000 SCR-Module für Transporter mit Euro6-Zulassung.

Produktionsausfall unausweichlich

Nach dem das Feuer im Griff war und Personenschäden sich vollständig ausschließen ließen, wurde das gesamte Management um Daniel Jud unverzüglich aktiv. Der Geschäftsführer wusste, dass durch den Brand und die zerstörten Systeme ein Produktionsausfall unausweichlich war. Es wird dreischichtig gearbeitet - wie soll dieser Ausfall den Kunden erklärt werden? Als Erstausrüster in der Automobilindustrie werden die Produkte von Presswerk Struthütten dringend gebraucht. Alle Schweißroboter, die gesamte Fügetechnik waren vollständig verbrannt. Dabei war noch zwei Wochen vor dem Brand der jüngste Panasonic-Schweißroboter durch den Panasonic-Partner RSH Automation installiert worden - auch er hat den Brand in Werk 3 nicht überlebt. 500m weiter: Ralf Wagener, technischer Leiter von Presswerk Struthütten, sitzt in seinem Büro, nimmt das Telefon zur Hand, hinter ihm brennt das Werk lichterloh. 150km weiter: Das Telefon klingelt in Neuss, bei Panasonic Robot & Welding: "Ich habe da ein Problem ?"

Neue Schweißzelle in fünf Tagen

Fünf Tage nach diesem Telefonat konnte das Presswerk seine neue PerformArc-TT-2PD-Roboterschweißzelle von Panasonic und innerhalb von drei Wochen drei weitere Tawers-Schweißrobotersysteme in Betrieb nehmen und unmittelbar mit den zu schweißenden Aufträgen im Abgasbereich beginnen. Aktuell wird die CO2-Belastung und das Streben einer Reduktion dieser stark diskutiert. Hier liefert das Unternehmen als wichtigstes Produkt jährlich rund 650.000 SCR-Module für Transporter mit Euro6-Zulassung. Diese Module, die an Kunden wie Mercedes, Renault oder Nissan gehen, dienen zur Reduktion der Stickoxide. Historisch bedingt war das Unternehmen mit seinen Schweißsystemen breit und vielfältig aufgestellt. Im kurzfristig nach dem Brand organisierten Übergangswerk befanden sich zehn Roboterschweißzellen von sechs verschiedenen Herstellern. Für Daniel Jud ein großes Testareal, in dem er jede Zelle ganz genau unter die Lupe nehmen konnte, um zukünftige Investitionsentscheidungen an die Vorteile der Produkte anzulehnen. Letztlich hat sich das Management, aufgrund des Services und der nicht zu übertreffenden Lieferzeit durchweg und durchgängig für neue Roboter- und Schweißsysteme von Panasonic entschieden. "Nachdem die Anlagen geliefert wurden, hatten wir sie binnen kürzester Zeit in der Serie. Im Vergleich mit all den anderen Herstellern hat sich Panasonic eindeutig durchgesetzt", so Jud.

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Anschließen und produzieren

Insbesondere die Alles-aus-einer-Hand-Philosophie des Herstellers überzeugte das Unternehmen. "Die Vernetzungen zwischen Roboter, Stromquelle und Steuerung von unterschiedlichen Herstellern funktionieren bestimmt - vorausgesetzt man hat Zeit", so Jud. "Aber die hatten wir nicht. Das hat Panasonic erkannt". Die Schwierigkeit lag in dem Abstimmen der Schnittstellen zu verschiedenen Komponenten. Konzeptionell geht das Presswerk bei der Integration der neuen Anlagen in der neuen Halle nun anders vor: Während das Unternehmen vorher auf ein vollautomatisiertes System mit Schweiß- sowie Handhabungsprozessen, Kallibrierpressen, Qualitätsprüfung und einem Verpackungsbereich setzte, wurde das neue System verbessert. Jud fasst zusammen: "Wenn Stückzahlen steigen, dann können wir jetzt jederzeit weitere Schweißzellen ergänzen - läuft ein Artikel aus, lässt sich eine Schweißzelle herausnehmen und für andere Produkte einsetzen." Mittlerweile sind acht Schweißsysteme von Panasonic im Einsatz.

Zum Guten gewendet

Alle Mitarbeiter, also das gesamte Team, packten mit an. Ein Kraftakt für das gesamte Unternehmen. Der Geschäftsführer erinnert sich zurück, just nach dem Brand sei klar gewesen: "Wenn wir als Team unsere Kunden die nächsten sechs Wochen nach dem Brand mit Teilen versorgen können, dann würde etwas Gutes daraus entstehen." Neben den eigenen Mitarbeitern unterstützten auch externe Dienstleister, Hersteller und Architekten Presswerk Struthütten beim Neuanfang. Schon im August 2017 konnte das Unternehmen die neuen Maschinen in seinem Neubau platzieren. Panasonic Robot & Welding und sein Partner RSH-Automation waren mit weiteren Anlagen und Handhabungsrobotern zum Punktschweißen, Palettieren sowie Be- und Entladen dabei. "Es ist immer noch ein riesen Zeitaufwand. Das Tagesgeschäft läuft auf Hochtouren weiter. Zufrieden sind wir, wenn die Fertigung wieder vollständig in der neuen Halle installiert ist." Letztendlich haben es der Geschäftsführer und sein gesamtes Team aber geschafft, aus einer scheinbar katastrophalen Situation gestärkt wieder neu zu beginnen und gemeinsam mit Panasonic Robot & Welding neue Technologien im Schweißen einzuführen.

Panasonic Automotive Systems Europe GmbH

Dieser Artikel erschien in ROBOTIK UND PRODUKTION 3 2017 - 07.09.17.
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