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Smart Home:

'Gadget Galore' oder Industrietransformation?

Zusammen mit der Elektromobilität kann das Internet der Dinge, das 'IoT' (Internet of Things) wohl als einer der ersten beiden technologischen Megatrends des neuen Jahrtausends angesehen werden. Gerade 'Smart Home', als Teil des IoT, kann als bislang größter 'Hype' der 2010er gesehen werden. Dabei ist das Thema nicht neu. Unter anderen Bezeichnungen wie Hausautomation oder Home Control gibt es Lösungen seit mehr als 20 Jahren.

Bild: eQ-3 AGBild: eQ-3 AG
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Der in den 1980er Jahren in der Elektroindustrie entwickelte EIB-Bus - später europäisch zu KNX vereinigt - ist ein Beispiel für eine solche digitale Technologie. Sie blieb dabei technisch praktisch unverändert. Während KNX heute - vor allem in Deutschland - in mittelgroßen Zweckbauten den Markt gegenüber anderen Gebäudeautomationssystemen dominiert, spielt es im Privatbereich nur in der Spitze des Marktes eine untergeordnete Rolle, trotz der vielen Hersteller. Aufgrund seiner Komplexität sind Projekte mit KNX hochpreisig. Bei einem Einfamilienhaus sind Kosten zwischen 15.000 und 30.000 Euro typisch. Technisch ist KNX klar vor dem Internetzeitalter beheimatet und hat gegenüber neueren Systemen wie Homematic IP deutliche Nachteile.

Homematic IP als neue Generation im Smart Home

Auf der anderen Seite des Spektrums gibt es schon seit mehr als 20 Jahren Systeme wie FS20, mit denen Hausautomationslösungen sehr preiswert realisierbar sind. In der Spitze hatte FS20 mehr als 200 Gerätetypen. FS20 stammt von ELV, wurde aber auch von Conrad und anderen sehr erfolgreich vermarktet. Homematic ist seit mehr als 10 Jahren verfügbar und wurde mit seinen mehr als 80 Gerätetypen schnell das erfolgreichste Smart Home System in Europa. Auf der Basis von Homematic hat eQ-3 die RWE/innogy Smart-Home-Lösung entwickelt, deren 19 Gerätetypen alle auf einem IPv6 Stack basieren. eQ-3 hat 2015 Homematic IP als neue Generation im Smart Home vorgestellt und den Erfolg von Homematic nochmals vergrößert. Durch die volle Kompatibilität konnte Homematic IP direkt auf die installierte Basis von Homematic aufbauen und hat mit inzwischen über 70 Gerätetypen gegen Ende 2017 sogar bereits größere Verkaufszahlen als Homematic erreicht, ohne dass diese zurückgegangen wären.

Homematic IP mit mehr als 1.200 Partnern im Fachhandwerk erfolgreich

FS20 und Homematic sind zunächst vor allem im Bereich der Smart Home Enthusiasten gewachsen, erfreuen sich aber auch bei Systemintegratoren hoher Beliebtheit. Bei Qivicon wurde Homematic als Standardprotokoll ausgewählt und wird bis heute von jeder Qivicon Home Base ohne Erweiterung unterstützt. Ein klares Signal, dass Homematic sich seit 2014 auch zunehmend im Consumer-Markt verbreitet. Homematic IP wurde sogar von Grund auf so entwickelt, dass sich die Technik für alle Marktsegmente eignet. So ist Homematic IP nicht nur im Versand bei ELV, Conrad und auch Amazon hoch erfolgreich, sondern eben auch im stationären Handel bei Media Markt, Saturn, EP, Expert und anderen. Homematic und jetzt auch Homematic IP werden aber auch ebenso erfolgreich über inzwischen mehr als 1.200 Partner im Fachhandwerk in enger Zusammenarbeit mit dem Elektrogroßhandel Sonepar vermarktet.

Diskrepanz zwischen Potenzial und der tatsächlichen Projektanzahl

Der Trend zu IoT und Smart Home wird von praktisch allen großen Marktforschern vorhergesagt. Strategy Analytics sagt voraus, dass Smart Home in einigen Jahren größer sein wird, als der Markt für Smartphones und Mobilkommunikation. Goldmann Sachs prognostiziert, dass bereits 2020 mehr als 28 Milliarden IoT Geräte 6 Milliarden Smartphones gegenüberstehen. Bei allen positiven Zukunftsblicken hat es über das Wachstum von Smart Home in den letzten Jahren aber auch Ernüchterung gegeben. So hat Statista in Aussicht gestellt, dass Smart Home auch in 2020 seinen Durchbruch in Deutschland noch nicht geschafft haben wird und nur 1,0 bis 1,4 Millionen Haushalte Smart Home einsetzen. Was ist die Ursache für diese Diskrepanz? Ist es das Fehlen von Standards? Nein, wir haben eher deutlich zu viele Technologien, die als 'Standard' präsentiert werden. Die Zahl sogenannter Standards ist in den letzten 10 Jahren viel schneller als der Markt gewachsen.

Bosch und die Deutsche Telekom setzen bereits auf Homematic IP

Es ist aber nicht primär die Verwirrung der Verbraucher, die das Marktwachstum behindert. Insbesondere als Hersteller ist es für eQ-3 frustrierend, dass nach über 16 Jahren der Diskussion um Smart-Home-Technologiestandards keiner der 'Anwärter' die Anforderungen der Endanwender weltweit und vor allem nicht in Europa erfüllt. Aus diesem Grund hat sich eQ-3 auch in der Generation von Homematic IP entschlossen, eine eigene auf dem IPv6 Standard - also auf der jetzt gerade startenden, nächsten Generation des Internets - basierende Technologie zu entwickeln und auch in Form von Development Kits und Lizenzen offen am Markt verfügbar zu machen. Unternehmen wie Bosch und die Deutsche Telekom sind Beispiele für Anbieter, die bereits Homematic IP in ihren Smart-Home-Angeboten einsetzen.

Vorfahrt für die Einfachheit

eQ-3 setzt mit Homematic IP darauf, Kunden zu begeistern und das Thema 'Einfachheit' in den Vordergrund zu stellen. Auch eine komplexe Smart-Home-Lösung, die unterschiedliche Bereiche wie Heizung, Licht, Rollladensteuerung und Sicherheit integriert, muss einfach zu installieren, zu konfigurieren und zu nutzen sein. 'Einfach' ist aber auch elementar wichtig für Fachbetriebe: Eine komplexe Lösung wie KNX, bei der ein Einstiegskurs bereits 3 Tage dauert und für die Durchführung eines Projekts eben nicht einmal ausreicht, wird durch die Konfiguration so teuer, dass es nur in sehr teuren Privathäusern vermarktbar ist. Während die Mehrzahl der Fachbetriebe überhaupt keine Projekte mit KNX macht, setzen selbst die Betriebe, die KNX verwenden, spezialisierte Ingenieurbüros für die Konfiguration von KNX ein. Aus Sicht des Endverbrauchers ist es wohl kaum begeisternd, wenn nur der Elektriker beispielsweise eine Änderung einer Lichtszene vornehmen kann und dafür die zuvor genutzte Spezialfirma rufen muss. Immer öfter kommt es auch vor, dass Konfigurationsdaten der ursprünglichen Installation gar nicht mehr zur Verfügung stehen und eine Änderung praktisch einer Neukonfiguration entspricht. Vom Internetzeitalter sind solche Lösungen Lichtjahre entfernt.

Technologien von eQ-3 millionenfach bewährt

Dementsprechend ist der Erfolg von KNX im Privatbereich eher begrenzt: Der renommierte, unabhängige Marktforscher Berg Insight veröffentlicht jährlich Zahlen über den Smart-Home-Markt. Hier wurde eQ-3 2017 zum vierten Mal in Folge als Marktführer für Whole Systeme gezeigt. Während Homematic, Homematic IP und die Lösungen von OEMs von eQ-3 in Europa einen Anteil von 43% an der installierten Basis haben, liegt die Summe der privaten Haushalte mit KNX bei 80.000 Stück. Im Vergleich dazu werden Technologien von eQ-3 heute schon in mehr als einer Million Smart Home verwendet.

Schöne neue Gadget-Welt?

Im Segment Insellösungen werden Smart-Home-Produkte laut Berg Insight bereits heute erfolgreich verkauft. Dies umfasst Produkte, die nur eine Applikation abdecken und damit keine ganzheitliche, das heißt jederzeit erweiterbare Hausautomation bieten, wie Homematic IP. Beispiele sind Hue Leuchtmittel oder Türsprechstellen und Stecker-Steckdose-Schalter mit WLAN. Diese Lösungen entsprechen eher 'Gadgets', also eher technischen Spielereien als Produkten, die unser Leben und unsere Häuser grundlegend und systematisch verändern. Die Vision eines ganzheitlichen Smart Home wird so nicht realisiert. Es stellt sich die Frage, ob Smart Home generell eher in Richtung "Gadget Galore" geht oder einen grundlegenden Wandel darstellt.

TCP/IP dominant für IoT

Interessant ist, dass praktisch alle entsprechenden Smart-Home-Punktlösungen mit dem Anwender über TCP/IP kommunizieren. TCP/IP zeichnet sich hier - wie auch in allen anderen Bereichen der Kommunikationstechnik heute - klar als dominierende Technologie für IoT und Smart Home ab, was wiederum Homematic IP in seiner Technologiestrategie bestätigt. Inzwischen lassen sich klare Anzeichen ablesen, dass wir vor einer grundlegenden Industrietransformation stehen. Während sich moderne, zumeist auf Internet-Technologien basierende Lösungen in fast allen Bereichen des Lebens bereits durchgesetzt haben, stehen selbst neue Ein- und Mehrfamilienhäuser auf dem technischen Stand der 1970er. Wesentliche Neuerungen sind ein Gasbrennwertkessel oder eine Wärmepumpe statt altem Öl- bzw. Gasboiler bei praktisch unveränderter mechanischer Elektrik. Dagegen haben sich in der Kommunikation, bei Fernsehern, in fast der gesamten Consumer Electronic bereits IP-basierte Technologien durchgesetzt. Diese Industrietransformation hat ähnliche Auswirkungen auf die Landschaft der Hersteller wie bei Telefonanlagen, Faxgeräten, HiFi-Anlagen, Musik-CDs, Uhren, Fotokopierern, mittlerer Datentechnik oder auch Datennetzen: Selbst marktdominierende Hersteller, wie Kodak bei Fotos oder Xerox bei Kopierern sind trotz oder gerade wegen ihrer Größe gegen neue Anbieter mit disruptiven Angeboten untergegangen.

Sinkende Preise sicheres Anzeichen für die gegenwärtige Transformation

Typisches Zeichen oder 'Infliction Point' für eine Industrietransformation ist die Preisgleichheit der neuen Produkte. Elektrische Fensterheber waren anfangs Luxus in der S-Klasse, dann Option bei 5er und 3er BWM und werden heute selbst in der untersten Preiskategorie als Standard eingebaut. Warum? Die treibende Kraft hierfür ist, dass ein elektrischer Fensterantrieb schon geraume Zeit günstiger ist als die analoge Handkurbel. Entsprechend ist der Test von Heizkörperthermostaten der Stiftung Warentest bei den mechanischen Thermostaten noch spannender, als die beiden elektronischen Kategorien, die Homematic IP und eqiva von eQ-3 für sich entscheiden konnte. Die elektronischen Heizkörperthermostate von eQ-3 sind laut der Stiftung Warentest zehn bis 40 Prozent günstiger als die getesteten mechanischen Modelle - klares Indiz für den Beginn der Transformation auch in der Haus- und Gebäudetechnik.

Homematic IP Wired ergänzt Funklösungen

Auf der Light und Building hat eQ-3 erstmals Homematic IP Wired vorgestellt. Homematic IP Wired ist ein sicheres, IPv6-basiertes Bussystem, das in der Verteilung und ebenso in der Fläche im Haus eingesetzt wird. Dabei ist die Produktreihe bezüglich der Leitungen fehlertolerant und einfach zu installieren und einzurichten wie alle anderen Homematic IP-Komponenten. Da Homematic IP und Homematic IP Wired beide auch IPv6 in allen Geräten basieren, ergeben sich die gleichen Vorteile wie in praktisch allen Bereichen des Internets: Da Applikation und Kommunikationstechnik durch IPv6 getrennt werden, sind unterschiedliche Geräte ohne komplexe Gateways mit einfachen Access Points und Routern kombinierbar - genauso wie es MS Word egal ist, ob der Drucker per Ethernet oder per WLAN erreicht wird. Homematic IP Wired kann im Haus mit Sensoren und Tastern auf drei Arten arbeiten und bietet so besonders große Flexibilität: Taster können per einfachem Telefondraht an Eingänge in der Verteilung angeschlossen werden, können Controller auf dem Bus sein und dafür mit Telefon-, Bus- oder Datenleitungen in beliebiger Topologie verdrahtet werden oder Funkgeräte sein, wobei deren Batterielebensdauer in den neuesten Produkten bei 15-20 Jahren liegt.

Preiswerter als konventionelle Elektrik

Am interessantesten ist aber ein wirtschaftlicher Aspekt von Homematic IP Wired: In der Kombination mit Homematic IP ist die Elektrik eines Ein- oder Mehrfamilienhauses preisgünstiger realisierbar als mit der traditionellen Elektrik im Haus. Dies gilt ganz besonders dann, wenn mit Homematic IP Wired auch Rollläden und die Fußbodenheizung gesteuert werden. Der dann erreichte Punkt, an dem ein Smart Home für den Kunden ohne Aufpreis erhältlich ist, wird den Beginn einer umfassenden Industrietransformation markieren, die mit den Technologien der 1980er genau so wenig zu gewinnen ist, wie sich die gesamte frühere Telekommunikationsindustrie im Bereich Datennetze nicht gegen TCP/IP und damals gänzlich neue Anbieter wie Cisco durchsetzen konnten.

eQ-3 AG

Dieser Artikel erschien in GEBÄUDEDIGITAL 4 2018 - 19.06.18.
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