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Bitkom veröffentlicht Positionspapier

Standortnachteile für deutsche Rechenzentren

In einem neuen Positionspapier zu deutschen Rechenzentren fordert der Digitalverband Bitkom unter anderem, Rechenzentren in die Liste der stromkosten- und handelsintensiven Branchen aufzunehmen. Wie der Verband mitteilt würden allein die Stromkosten 50 Prozent der Betriebskosten von Rechenzentren ausmachen. Zudem blieben die großen Abwärmemengen ungenutzt.

Bild: ©Sashkin/Fotolia.com
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Hohe Stromkosten, ungenutzte Wärmepotenziale, schrumpfende Weltmarktanteile: Rechenzentren in Deutschland verfügen, so ein Positionspapier des Digitalverbandes Bitkom, nicht über ideale Standortfaktoren. Hintergrund sind die im internationalen Vergleich hohen finanziellen Zusatzbelastungen durch die Energiewende, die ungelöste Frage der Abwärmenutzung und die sinkenden Anteile gegenüber konkurrierenden Märkten in Europa, USA und Asien - trotz steigender Investitionen am Standort Deutschland. Im Positionspapier formuliert der Branchenverband Ziele, um Rechenzentren von der Ökostromumlage zu befreien und bessere Rahmenbedingungen zur Einspeisung von Abwärme in die Fernwärmenetze zu schaffen.

Strom macht mehr als 50 Prozent der Betriebskosten aus

Demnach stellt die im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegte Umlage eine massive Benachteiligung deutscher Rechenzentren dar, die im internationalen Vergleich ein Vielfaches der Stromkosten zahlen müssen. "Rechenzentren sind das Rückgrat der Digitalisierung und ein Grundpfeiler digitaler Souveränität. Um international faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, sollten Rechenzentren in die Liste der stromkosten- oder handelsintensiven Branchen aufgenommen werden. Stromkosten machen oft mehr als 50 Prozent der Betriebskosten aus", sagt Roman Bansen, Experte für IT-Infrastrukturen beim Bitkom.

Energie klimafreundlich nutzen

Zudem solle die Politik bessere Rahmenbedingungen für eine klimafreundliche Energienutzung schaffen. Bei dem stromintensiven Betrieb entstehen große Mengen Abwärme, die bislang ungenutzt freigesetzt werden. Der Strombedarf der Rechenzentren in Deutschland beträgt derzeit gut 12Milliarden. Kilowattstunden pro Jahr - das entspricht etwa dem Jahresverbrauch der Stadt Berlin. "Die Neufassung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der Europäischen Union fordert eine bessere Abwärmenutzung. Für Betreiber von Fernwärmenetzen sollten regulatorische Anreize geschaffen werden, um die Wärme aus Rechenzentren abzunehmen, sofern dies wirtschaftlich und technisch sinnvoll ist", sagt Bansen. "Für große Abnehmer wie Hotels oder Schwimmbäder sollte es günstiger sein, Abwärme aus Rechenzentren zu beziehen, statt wie bisher teure Primärenergie für Heizung und Warmwasser einzukaufen. Das würde einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der CO2-Bilanz bei der Wärmeversorgung leisten."

Rund 130.000 Beschäftigte

Laut Bitkom arbeiten an den deutschen Standorten rund 130.000 Beschäftigte, weitere 80.000 Jobs hängen indirekt an der Branche. Die auf funktionierende Rechenzentren angewiesene Internetwirtschaft erzielt allein in Deutschland einen Umsatz von mehr als 100Mrd.? jährlich.

mst/Bitkom e.V.

BITKOM e.V.

Dieser Artikel erschien in INDUSTRIE 4.0-MAGAZIN 9 2019 - 09.05.19.
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