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Virtuelle Inbetriebnahme bei S. Oliver

Realen Aufwand vorab reduzieren

60 Millionen Kleidungstücke will Kleidungshersteller S. Oliver künftig im neuen Logistikzentrum in Dettelbach lagern. Durch die virtuelle Inbetriebnahme lag der Reifegrad der dortigen Steuerungssoftware bereits bei mehr als 90 Prozent - und das weit vor dem realen Betrieb.

Bild: SimPlan AGBild: SimPlan AG
Beispiel einer virtuellen Inbetriebnahme (links der digitale Zwilling, rechts die Steuerungssoftware)

Im März 2022 wurde der Bau des neuen S. Oliver-Logistikzentrums in Dettelbach eingeleitet, in dem das Unternehmen zukünftig bis zu 60 Millionen Bekleidungsteile lagern möchte. Bereits acht Monate später stand das Logistikzentrum - virtuell in einem digitalen Zwilling, und damit gut ein Jahr vor Beginn der Inbetriebnahme des Realsystems. Neben Erkenntnisgewinnen aus der Planungssimulation sollte der digitale Zwilling vor allem die Entwicklung und virtuelle Inbetriebnahme des auf SAP basierenden Lagerverwaltungs- und Materialflusssystems unterstützen. Das gestaltete sich schon deshalb schwierig, da das aus drei Komponenten bestehende Fördertechniksystem zunächst schrittweise und dann im Zusammenspiel getestet und in Betrieb gehen sollte: Den Anfang machte die Hängewarenfördertechnik, darauffolgend die Liegewarenfördertechnik und schließlich der Taschensorter und der Warenausgangssorter. Zudem wurde die spezielle Technologie des Taschensorters in einem eigenen Simulationssystem abgebildet. Das heißt, die Verantwortlichen mussten eine Schnittstelle zwischen den Simulationsmodellen schaffen, um den Materialfluss zwischen den unterschiedlichen Anlagenkomponenten abbilden zu können.

Nah am Realsystem

Für eine solche virtuelle Inbetriebnahme (VIBN) muss der digitale Zwilling in Bezug auf die Lage der Sensoren und Meldepunkte möglichst genau sein, damit das Modell detailtreu zum Realsystem läuft. In diesem Fall setzten die Beteiligten auf das Simulationssystem Emulate3D von Rockwell Automation. Dieses ermöglicht eine hohe Genauigkeit in der Abbildung der Fördertechnik. Um eine Kommunikation zwischen den einzelnen Simulationsmodellen sowie zwischen dem digitalen Zwilling und dem SAP-Testsystem herstellen zu können, kam der SimPlan Emulation Controller zum Einsatz. Die Software ermöglicht grundsätzlich den Austausch von Informationen zwischen unterschiedlichen Systemen und kann aktiv in ein Simulationsmodell eingreifen, indem es etwa ein laufendes Modell anhält oder andere verfügbare Funktionen auslöst. Somit war der digitale Zwilling in seiner Architektur nicht nur ein Simulationsmodell, sondern setzte sich aus den beiden Modellen sowie dem SimPlan Emulation Controller und dem Materialflusssteuerungssystem von Ferag zusammen.

SimPlan AG

Dieser Artikel erschien in IT&Production 4 (Mai) 2023 - 10.05.23.
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