Agil im Zeitalter der digitalen Transformation
"ERP ist nicht sexy"
Die Industrie unterliegt einem stetigen Wandel. Mit dem kürzlich erschienen Release 9 der Unternehmensanwendung IFS Applications will Hersteller IFS seinen Anwendern helfen, Vorteile aus dem Wandel zu ziehen, anstatt von ihm überrollt zu werden. Im Interview erklärt Wilfried Gschneidinger, CEO bei IFS Europe Central, wie das funktionieren soll.
Über Huber SE
Huber SE mit Sitz in Berching in der bayerischen Oberpfalz ist ein weltweit agierendes Unternehmen im Bereich Wasseraufbereitung, Abwasserreinigung und Schlammbehandlung. Über 680 Mitarbeiter im Stammhaus in Berching entwickeln und fertigen Produkte, projektieren und erstellen Systemlösungen für Kommunen und die Industrie. Mit mehr als 35.000 installierten Anlagen zählt Huber zu den international bedeutendsten Unternehmen und trägt so mit angepassten Verfahren zur Lösung der weltweiten Wasserproblematik bei. In rund 60 Ländern unterstützt Huber in enger Zusammenarbeit mit eigenen Tochterfirmen und Büros sowie Vertriebspartnern seine Kunden mit innovativen Techniken und umfassendem Know-how bei der Lösung ihrer Aufgaben in den verschiedenen Bereichen der Wasseraufbereitung und Schlammbehandlung.
Welche Kernbotschaft haben sie auf die IFS World Conference 2015 mitgebracht?
Gschneidinger: Wir versuchen mit allem, was wir neu entwickeln, die Kundenbedürfnisse bestmöglich zu treffen, um unsere Anwender durch technologische und betriebswirtschaftliche Weiterentwicklungen leistungsfähiger zu machen. Das verstehen wir unter dem Slogan Agility. Wir versuchen Bedürfnisse nicht nur zu erkennen, sondern sie auch zu verstehen und in smarten Lösungen umzusetzen. Sie haben von IFS Applications 9 schon einen ersten Eindruck gewinnen können, bei dem wir diesen Ansatz konsequent verfolgt haben. Wir wollen keine Techologietrends entwickeln oder vorgeben, wir wollen ganz klassisches ERP für Anwender machen.
In der Keynote und auch in der Moderation wurde der generationsübergreifende Einsatz von Unternehmenssoftware thematisiert. Welche Herausforderung gilt es hier zu bewältigen?
Wilfried Gschneidinger: ERP ist nicht sexy. Ein schönes iPhone oder ähnliches generiert Begehrlichkeiten oder vielleicht emotionale Befindlichkeiten. ERP ist einfach ein Arbeitsmittel, ohne das es - unabhängig von der Industrie - nicht geht. Wir wollen ERP für die nachrückende Generation angenehmer gestalten. Diese Leute sind ein gewisses Handling, eine Usability gewohnt, wie man es von Smartphones und so weiter kennt. Es soll einfach sein, es soll effizient sein. Wir wollen, dass sich diese jungen Leute, die Schulabgänger, die Studienabgänger mit unserer Lösung wohlfühlen. Es sind unsere Kunden von morgen oder übermorgen und sie sollen sich wohlfühlen und nicht stöhnen über all die Komplexität und Umständlichkeit in der Bedienung. Wir lehnen uns dabei stark an Befragungen an. Diese zeigen, dass Bedienbarkeit und Usability immer wieder ganz ober auf der Wunschliste der Anwender stehen. Die Systeme sind mittlerweile so mächtig, beinhalten so viele Funktionalitäten und Möglichkeiten, dass auch das Handling immer komplexer geworden ist. Das wollen wir wieder vereinfachen und adaptiver für die nachrückende Generationen machen. ERP ist nicht sexy. Das werden wir nicht ändern, aber wir wollen alles ein bisschen smarter machen.
IFS will mit dem neuen Release auch die Betriebskosten der Anwendung senken. Wie soll das erreicht werden?
Gschneidinger: Mit Release 9 von IFS Applications setzen wir auf eine veränderte Software-Architektur, eine Layered-Architecture. Dadurch konnten wir Softwarebestandteile wie Programmkern, Lokalisierungen, Erweiterungen, Customizations und Konfigurationen voneinander entkoppeln. Das verschafft im Handling Kostenersparnisse bis zu 40 Prozent. Vorhin habe ich mit einem großen niederländischen Schiffsbauer gesprochen. Er hat mir erzählt, dass bei ihnen alleine mit dieser neuen Architektur, ohne bereits quantitative Aussagen treffen zu können, ein Drittel der IT-Fachkräfte Freiräume für andere Aufgaben haben. Das ist natürlich von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich. Es gibt nie den einen TCO für alle Anwender, da es darauf ankommt, wie ein Anwender aufgestellt ist und wie 'modizifiert' er ist. Insgesamt ist es sehr herausfordernd geworden, den Code eines Standardsystems mit allen kundenspezifischen Anpassungen und Lokalisierungen immer wieder neu anfassen zu müssen, etwa um ein Update oder Uplift aufzuspielen, das muss noch nicht einmal ein Major Update sein. Wenn man dann, wie im neuen Release geschehen, den Code um rund 40 Prozent reduzieren kann, erleichtert das schon beträchtlich das Handling und die Administration - und es bringt auch Geschwindigkeit in die Upgrade-Projekte. Unsere Early Adopter benutzen das Release bereits seit rund einem Jahr. Einer von ihnen erzählte mir, dass mit der neuen Version rund 80 Prozent ihrer Modifikationen entfielen, da Core-Funktionalitäten im Rahmen der Layered-Architektur diese bereits abdeckten. Wir bezeichnen das mit 'get rid of modifications'.
Wie sieht es mit der Offenheit des Systems aus? War das ein Handlungsfeld bei der Entwicklung des neues Releases?
Gschneidinger: Das soll nicht zu selbstbewusst klingen, aber damit hatten wir noch nie ein Problem. Wir nutzen nur Standardtechnologie und Standardschnittstellen. An IFS anzudocken ist, egal welche Lösung - solange Standards eingesetzt werden - relativ unproblematisch. Wir haben uns natürlich auch oft in bestehende SAP-Umgebungen als führende Systeme bei Konzernen einzubinden. Nehmen wir das Beispiel Software as a Service - das Thema hat die Medienwelt lange beschäftigt. Uns fiel die Umsetzung relativ leicht, da wir mit unserer objektorientierten und modularen Lösung durchaus technologische Vorteile hatten.
Einen Teil des Erfolges der großen Software-Anbieter resultiert aus dem Eco-System. Wie steht es um das Partner-Umfeld von IFS?
Gschneidinger: Der Ausbau des Partnergeschäfts hat derzeit bei uns große strategische Bedeutung. Einen Partner aufzubauen, gleich ob Channel-Partner oder Reseller, kostet die ersten Jahre sehr viel Kraft. Daher konzentieren wir unsere Ressourcen auf möglichst vielversprechende Unternehmen. Sie haben heute wahrscheinlich gesehen, dass wir hier in Boston eine große strategische Partnerschaft mit Accenture bekannt geben konnten. Wir haben das Gleiche aufgesetzt mit der Firma Deloitte. Mit ihnen machen wir bereits große und schöne Projekte - die Zusammenarbeit macht auch Spaß. Aber ganz selbstkritisch: In Zeiten, wo die Geschäfte bei fast allen Systemanbietern so gut laufen wie jetzt, ist die Suche nach den richtigen Partnern für wirklich zukunftsweise Projekte schwierig. Wie gesagt: Wir sind im Partnerbereich offener denn je.
Sie haben auf der Veranstaltung eine intensivere Partnerschaft mit Microsoft angekündigt. Neben dem Cloud-Bereich möchten sie insbesondere bei Internet of Things-Projekten (IoT) enger zusammenarbeiten.
Gschneidinger: Die Partnerschaft mit Microsoft im IoT-Umfeld ist noch sehr jung. Wir denken in viele Richtungen, besonders in der Automotive-Industrie passt bereits viel zusammen. Im Bereich Cloud-Computing auf der Azure-Infrastruktur sind wir schon weiter: Infrastructure-as-a-Service auf der Basis von Azure bieten wir schon länger an. Brandneu ist hingegen der hier in Boston vorgestellte Managed-Service, der ab sofort weltweit verfügbar ist. Wir glauben, damit ein Zukunftsthema zu besetzen. Das Handhaben von kritischen Anwendungen, etwa auf Oracle-Basis, sowie den entsprechenden Netzwerken ist komplex. Das Auslagern dieser Risikokomponenten ist für Unternehmen eine Möglichkeit, eine hohe Ausfallsicherheit zu vertretbaren Kosten sicherzustellen. Wir glauben, dass da viel Musik darin steckt. Alle Präsentationen hier auf der World Conference laufen im Übrigen über die Azure-Cloud.
Weltweite Verfügbarkeit bedeutet auch, dass es weltweite verschiedene Standards, Compliance und Gesetze umzusetzen gilt. Wie möchten sie erreichen, dass sich eine Cloud-Lösung in den verschiedenen Märkten rechtssicher betreiben lässt?
Gschneidinger: Das ist natürlich gerade in Deutschland vor dem Hintergrund von Datensicherheit und Datenschutz ein wichtiges Thema. Die Nachfrage nach Cloud-basierten Services ist international jedoch sehr heterogen. Insgesamt ist es für uns nicht die Frage, ob Cloud-Services hierzulande ankommen, sondern wann und in welcher Intensität. Wir glauben daran, dass wir gute Optionen im Portfolio haben, die unseren Kunden Nutzen und mehr Sicherheit bringen. Das erste Cloud-Projekt mit der neuen Lösung haben wir vor kurzem in den Niederlanden fertig gestellt. Die Umstellung bei unserem Kunden Finke war relativ unproblematisch. Man sagt immer, dass das erste Projekt zugleich das schwierigste ist. Aber das ging sehr gut und wir haben auch eine super Unterstützung von Microsoft erfahren.
Möchten Sie mit der Cloud-Lösung neue Käuferschichten erschließen?
Gschneidinger: Wir wollen nicht downsizen, das können andere machen. Wir fühlen uns in dem Markt des gehobenen Mittelstands sehr wohl. Dieses Geschäft verstehen wir, dass ist unsere Spielweise. Bei allem, was wir mit der Cloud machen, haben wir unsere bestehenden Nutzergruppen im Fokus.
In zwei Jahren findet die nächste World Conference statt. Was planen Sie bis dahin in Bezug auf ihre Lösungen und Unternehmensstrategie?
Gschneidinger: In zwei Jahren rechnen wir mit einem signifikant erweiterten Partnernetzwerk. Mit der Produktentwicklung machen wir genau so weiter wie bisher: Wir werden Kunden als Early Adopter früh in die Entwicklung einbinden. Damit haben wir überragende Erfahrungen gemacht. Wir machen das nun zum zweiten Mal und konnten so zum Releasezeitpunkt eine ganz andere Produktqualität erreichen. Es arbeiten mittlerweile 1.500 oder 1.600 User zum Teil beinahe ein Jahr mit der nun finalen Version. Das gibt dem Produkt eine zusätzliche Reife, bevor wir es dem gesamten Markt zur Verfügung stellen. Unter dem Stichwort Agility werden wir weiterhin Trends wie Usability, Mobility und Wearables im Fokus behalten. Dabei lassen wir uns jedoch nicht von Technologietrends leiten, sondern von konkretem Kundennutzen. Wir versuchen zu lernen und zu verstehen, wie wir mit unseren Weiterentwicklungen konsequent die Effizienz unserer Kunden verbessern können. Das ist unser Selbstverständnis. (ppr)
Die Industrie unterliegt einem stetigen Wandel. Mit dem kürzlich erschienen Release 9 der Unternehmensanwendung IFS Applications will Hersteller IFS seinen Anwendern helfen, Vorteile aus dem Wandel zu ziehen, anstatt von ihm überrollt zu werden. Im Interview erklärt Wilfried Gschneidinger, CEO bei IFS Europe Central, wie das funktionieren soll.
Über Huber SE
Huber SE mit Sitz in Berching in der bayerischen Oberpfalz ist ein weltweit agierendes Unternehmen im Bereich Wasseraufbereitung, Abwasserreinigung und Schlammbehandlung. Über 680 Mitarbeiter im Stammhaus in Berching entwickeln und fertigen Produkte, projektieren und erstellen Systemlösungen für Kommunen und die Industrie. Mit mehr als 35.000 installierten Anlagen zählt Huber zu den international bedeutendsten Unternehmen und trägt so mit angepassten Verfahren zur Lösung der weltweiten Wasserproblematik bei. In rund 60 Ländern unterstützt Huber in enger Zusammenarbeit mit eigenen Tochterfirmen und Büros sowie Vertriebspartnern seine Kunden mit innovativen Techniken und umfassendem Know-how bei der Lösung ihrer Aufgaben in den verschiedenen Bereichen der Wasseraufbereitung und Schlammbehandlung.
IFS Deutschland GmbH & Co. KG
Dieser Artikel erschien in IT&PRODUCTION Juni 2015 - 11.06.15.Für weitere Artikel besuchen Sie www.it-production.com